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Yao: Von 1932 bis heute war Franz Kuhns Übersetzung des Hongloumeng in Deutschland sehr populär und wurde immer wieder aufgelegt. Wie beurteilen Sie diese Übersetzung?

R. S.: Zunächst war ich der Meinung, sie sei nicht schlecht, und sie habe durchaus ihre starken Seiten. Aber es ist doch so, wie der große Sutra-Übersetzer Kumārajīva gesagt hat: „Wenn man aus dem Sanskrit Chinesisch macht, geht seine Schönheit verloren. Der große Sinn bleibt wohl erhalten, aber der Stil ist weit entfernt. Es ist so ähnlich, als wenn man jemandem das Essen vorkaut – nicht nur geht der Geschmack verloren, es wird einem speiübel davon.“ Das fällt mir immer ein, wenn ich daran denke, dass Kuhn davon spricht, „chinesische Kost dem Publikum schmackhaft zu servieren“.

Meiner Meinung nach weist die Kuhnsche Übersetzung mehrere Unzulänglichkeiten auf. Erstens ist sie nicht vollständig. Kuhn selbst behauptet zwar, sie gebe fünf Sechstel des Originals wieder, aber das ist offenbar ganz unmöglich. Denn die 120 Kapitel ergeben im Deutschen mehr als 2000 Seiten, die Kuhnsche Übersetzung hat aber nur rund 800. Seinerzeit war der Leiter des Insel-Verlages der Meinung, ein Buch von mehr als tausend Seiten würde der deutsche Leser nicht in die Hand nehmen, darum hat er von Kuhn verlangt, das Werk so stark zu kürzen. Um diese Vorgabe einzuhalten, hat Kuhn ganze oder halbe Kapitel einfach weggelassen. Dadurch sind in seiner Übersetzung viele ergreifende Szenen nicht enthalten.

Ich kann mich noch daran erinnern, wie in meiner Studienzeit Professor Liu Panxi 1959 oder 1960 in seinem Literaturkursus mit uns Studenten über den Charakter von Wang Xifeng diskutieren wollte. Wider Erwarten kannte er eine ganz andere Wang Xifeng als wir. Der Grund dafür war ganz einfach: er hatte das Hongloumeng im Original gelesen, wir aber in der Übersetzung von Franz Kuhn.

So große Eingriffe in ein literarisches Werk durch den Übersetzer sind meiner Auffassung nach weder gerechtfertigt noch angemessen. Weil das Original des Hongloumeng in Chinesisch geschrieben ist, wird es von den wenigsten Deutschen verstanden. Nur deshalb konnte Kuhn so verfahren. Niemand würde wohl mit Lew Tolstois Krieg und Frieden genauso umgehen.

Zweitens bin ich der Meinung, dass Kuhns deutsche Fassung des Hongloumeng streng genommen keine Übersetzung ist. Kuhn erzählt den Hauptinhalt des Hongloumeng (bzw. das, was er dafür hielt) mit seinen eigenen Worten nach. Dadurch gibt es einen großen Unterschied zwischen seiner Hongloumeng-Übersetzung und Cao Xueqins Original. Die deutsche Übersetzung ist nichts anderes als die deutsche Literatursprache der 20er Jahre.

Eben aus diesen Gründen hielt ich eine Neuübersetzung des Hongloumeng für erforderlich.

Yao: Welche Beziehung sehen Sie zwischen dem Original eines literarischen Werkes und seiner Übersetzung?

R. S.: Ich finde, ein literarisches Werk sollte man am besten im Original lesen. Aber das kann nicht jeder. Deshalb muss man notgedrungen zu Übersetzungen greifen. Die Übersetzung des Hongloumeng ins Deutsche ist ein Notbehelf. Ich habe mich bemüht, den Sinn des Originals zu erfassen und in ordentlichem Deutsch wiederzugeben. Doch Übersetzung bleibt Übersetzung. Der Japaner Okakura Kakuzō schreibt in seinem Buch vom Tee: „Eine Übersetzung ist immer eine Vergewaltigung, und auch die beste kann, wie ein Schriftsteller der Ming-Zeit meint, nur wie die Rückseite eines Brokats wirken. Die Fäden sind wohl alle da, nicht aber die Feinheit von Farbe und Muster.“ In diesem Vergleich ist die Sache sehr anschaulich erklärt. Es gibt beispielsweise einen beträchtlichen Unterschied im Wortschatz des Chinesischen einerseits und der europäischen Sprachen andererseits. Für viele Wörter gibt es im Deutschen kein echtes Äquivalent, z. B. für kang („Ofenbett“), zhou („nüchterne Reissuppe“), doufu („Bohnenquark“), huangjiu („Reiswein“), jiangyou („Sojawürze“), yatou („Sklavenmädchen“) usw. usf. Auch für viele abstrakte Begriffe, die es im Chinesischen gibt, gibt es kein deutsches Äquivalent. Das erfordert bei der Übersetzung viel Kopfzerbrechen.

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