Nach dem Wunsch seines Vaters konnte Zhu Rangcheng nicht studieren, sondern wurde durch eine Prüfung vom englischen Verlag „Kelly and Walsh“ in Shanghai aufgenommen. Wegen seiner Fähigkeiten machte er schnell Karriere und verdiente sehr gut. In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit seiner Vorliebe: Im Jahre 1921 gründete er einen Schauspieltrupp und gab zwei Zeitschriften heraus. Er übernahm die Leitung des Schauspieltrupps und fungierte als dessen Buchhalter, führte sogar Regie. Er übersetzte Dramen vom Russischen ins Chinesische und brachte sie in Shanghai auf die Bühne. Damals wurden Schauspieler missachtet. Er regte seine Frau und Geschwister an, Rollen auf der Bühne zu übernehmen. Seine Frau übernahm auch einmal die Hauptrolle eines Schauspiels. Er bemühte sich darum, die Schönheit von Dramen zu zeigen. Dabei schuf er vieles, was es vorher in Shanghai nicht gab. Durch die Praxis wurde er von einem Ästheten zu einem Realisten. Er nahm am Kampf gegen die damalige Regierung teil und begann, die politischen Aktivitäten der Kommunistischen Partei Chinas zu unterstützen.
Zu Beginn des Winters 1930 fuhr Zhu Rangcheng zum Werkstudium nach Frankreich. Er studierte an der Sorbonne in Paris. Nachdem Nordostchina von den Japanern besetzt wurde, nahm er aktiv an der Widerstandsbewegung gegen den Imperialismus teil, beteiligte sich an deren Organisierung, an der Herausgabe einer Zeitung und arbeitete als Journalist. Zu jener Zeit war er schon Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas geworden und arbeitete als Leiter der Parteizelle in Europa. Auf Einladung der Kommunistischen Partei Frankreiches nahm er an der Demonstration zur Feier des Ersten Mai teil. Dann wurde er von der Regierung aus Frankreich ausgewiesen. Er pendelte zwischen Belgien und Frankreich, bis er schließlich die Chance bekam, mit einer Zirkusgruppe zu einer Aufführung in die Sowjetunion zu fahren. In dieser Gruppe spielte er als Clown. Das war 1933.
Von Parteigenossen vermittelt arbeitete er beim Internationalen Revolutionären Theaterverband in Moskau, danach beim Vakhtangov-Theater. Später lernte er auch in der Lenin-Schule, die von der KP Chinas gegründet war. Am 18. April 1938 wurden alle Lehrer und Schüler aus China entlassen. Unterwegs, an der Grenze zwischen der Sowjetunion und China wurde Rangcheng von Russen abgeführt. Seitdem galt er als vermisst.