Li
Shenglin über die Erschließung des Westens Chinas
Am Abend des 3. März gab Li Shenglin, Abgeordneter
des NVK und Oberbürgermeister der Stadt Tianjin, unserer Korrespondentin
Mei Er ein Interview.
Tianjin, so sagte er, sei gemäß der Strategie der Zentralregierung
"Hand in Hand bei der Entwicklung des Ostens und des Westens"
ein Partner der Provinz Gansu.
Nach der letzten Tagung im vergangenen Jahr, bei
der die Erschließung des Westens Chinas eines der Hauptthemen
war, organisierte er für die zuständigen Funktionäre
eine Studienreise durch die Westgebiete Chinas mit dem Ziel, für
die gemeinsame Entwicklung Ost- und Westchinas die nötigen
Erkenntnisse zu gewinnen. Im letzten Jahr wurden 568 Verträge
und Absichtserklärungen über die Kooperation zwischen
Tianjin und den Westgebieten im Wert von 18,65 Milliarden Yuan abgeschlossen.
Bereits seit 1996 fanden gegenseitige Besuche
zwischen den leitenden Funktionären der Stadt Tianjin und der
Provinzen Gansu, Qinghai und Yunnan, der regierungsunmittelbaren
Stadt Chongqing und den Autonomen Gebieten Xinjiang, Tibet und der
Inneren Mongolei statt. Dabei wurde eine vielseitige Zusammenarbeit
zwischen Tianjin und den genannten Gebieten vereinbart. Rund 1800
Projekte über wirtschaftliche Kooperationen im Wert von 14
Milliarden Yuan wurden abgeschlossen und in die Wege geleitet. Die
Stadt Tianjin ist ferner aktiv dabei, den Westgebieten branchenbezogene
Hilfe zu leisten und sie bei der Entwicklung zu unterstützen.
Von Tianjin wurden zum Beispiel 278 Projekte zur branchenbezogenen
Hilfe und 92 Projekte für die Zusammenarbeit mit den Armutgebieten
der Provinz Gansu, in den Bezirk Qamdo von Tibet und in die Gebiete
um den Stausee der Drei Schluchten des Yangtse bei Chongqing abgeschlossen.
Außerdem flossen aus Tianjin Spenden in Höhe von 200
Millionen Yuan in die genannten Gebiete.
Li Shenglin wies darauf hin, dass die regionale
Entwicklung ungleichmäßig sei. Wie Deng Xiaoping kurz
nach der Einführung der Reform und Öffnung sagte, solle
man einen Teil der Bevölkerung zum Wohlstand führen. Das
Endziel sei jedoch der gemeinsame Wohlstand. Die Erschließung
des Westens Chinas bezeichnet Li als eine wichtige Strategie des
Zentralkomitees, die für das neue Jahrhundert von umfassender
Bedeutung sei. Diese Strategie durchzusetzen sei nicht nur eine
gute Chance zur schnellen Entwicklung von Zentral- und Westchina,
sondern auch eine große Chance zur weiteren Entwicklung der
Küstengebiete Ostchinas. Für letztere sei es wichtig,
im Zuge einer andauernden und schnellen Entwicklung durch die Ausnutzung
ihrer Vorzugsbedingungen (Kapital, Fachkräften, Markt usw.)
eine der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung entsprechende Lage
zu schaffen. Deshalb, so Li, sei die Beteiligung an der Erschließung
Westchinas sowohl eine Pflicht als auch eine gute Chance.
Dazu legte Li Shenglin noch folgende Überlegungen
dar:
Erstens: Durch die Erschließung des Westens
Chinas werden dort die Marktbedürfnisse vergrößert.
Im Zuge der Entwicklung der Ostgebiete hat sich deren Markt von
einem für Verkäufer in einen für Käufer verwandelt.
Die Erschließung des Marktes in den Westengebieten wird die
Wirtschaft noch einmal in großem Ausmaß entwickeln.
Zweitens: Die Entwicklung der modernen Techniken
macht eine vernünftige Erschließung und koordinierte
Nutzung der natürlichen Ressourcen in den verschiedenen Regionen
notwendig. Nur so kann man besser zusammenarbeiten und sich im neuen
Jahrhundert angesichts der wirtschaftlichen Konkurrenz behaupten.
Drittens: Die Wirtschaft wird stufenweise entwickelt. Der Osten
Chinas soll bei der Regulierung der Industriestruktur, die gemäß
dem 10. Fünfjahresplan durchgeführt werden soll, und während
der Erschließung des Westens Chinas die Produkte und Technik
auf eine höhere Stufe bringen, damit Ostchina international
technische Spitzenpositionen erobern und die Wirtschaft des ganzen
Landes eine höhere Stufe erlangen kann.
Auf dieser Tagung werden wir, so Li Shenglin,
unsere Aufmerksamkeit verstärkt auf die Erschließung
des Westens Chinas richten, da wir diesbezüglich schon viele
Ideen und Konzepte haben.
Unsere Korrespondenten werden über die Zusammenarbeit zwischen
Ost- und Westchina weiter eingehend berichten.
Von Mei Er
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