 
Kulturerbe
und Naturdenkmal der Welt
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Die Hauptstadt des Königreichs Minyue und ihre Umgebung
Etwa 35 Kilometer nördlich des Wuyi-Gebirges
in der Provinz Fujian, liegen die Reste der Hauptstadt des Königreichs
Minyue, die über 2300 Jahre alt sind. Die Stadt war auf einem flachen
Hügel erbaut und an drei Seiten von Bergen umgeben. Östlich
der Stadt dehnte sich eine breite Ebene aus. Bei dieser günstigen
Lage kann man sich gut vorstellen, dass es sich um eine majestätische
Hauptstadt des alten Königsreichs gehandelt haben muß.
Minyue
ist die Bezeichnung eines Volkes, das im Altertum in Fujian ansässig
war. In Geschichtsbüchern steht geschrieben, dass das Volk Minyue
seine Traditionen, Sitten und Bräuche sowie seinen Glauben
bewahrte, während es das politische und wirtschaftliche System
sowie kulturelle Elemente aus dem Landesinneren übernahm. Auf diese
Weise brachten die Minyue eine glänzende Kultur hervor. Ihr
Königreich war unter den rivalisierenden lokalen Mächten
des Altertums das älteste, und es überlebte am längsten.
Doch heute ist das Volk Minyue verschwunden. Geblieben sind ein
paar Reste der einstigen Stadt.
Die Wahl des Orts zeugt von genauer Planung. Die
Stadt fiel nach Osten sanft zur ausgedehnten Ebene ab, sie hatte
eine Länge von 860 Metern und eine Breite von 550 Metern. Ihre
Fläche betrug 480 000 Quadratmeter, etwa zwei Drittel der Fläche
der Verbotenen Stadt in Beijing. Die Stadtmauer bestand aus festgestampfter
Erde, vermischt mit großen Kieselsteinen.
Aus
einer Berechnung ergibt sich, dass die Stadtmauer eine Höhe
von vier bis acht Metern hatte, die Breite ihres Fundaments betrug
15 bis 21 Meter und die Breite ihres oberen Teils vier bis acht
Meter. Der Hügel Wugui in der südwestlichen Ecke der Stadt bildete
den höchsten Punkt, von dem aus die ganze Stadt überwacht werden
konnte. Früher stand hier vermutlich ein Alarmfeuerturm. Bei der
Feststellung feindlicher Aktivitäten ließ man am Tag
Rauch aufsteigen und in der Nacht Feuer anzünden. Die Stadt hatte
vier Tore, verbunden durch Straßen, die mit großen Kieselsteinen
gepflastert waren. In der Stadt waren ferner Kanäle angelegt,
in die Wasser von Bergbächen floss. In der Stadtmauer waren
an der westlichen und der östlichen Seite Schleusen errichtet,
jede 22 Meter breit. Neben dem Osttor standen ein Ahnentempel
und ein Altar des Erdgottes.
Das Osttor war das Haupttor der Stadt, es hatte
eine Tiefe von 9,5 Metern und eine Breite von fünf Metern. An Ort
und Stelle wurden die Torangel und eine steinerne mörseförmige
Vorrichtung, in der sich die Torangel drehte, gefunden, ferner Reste
von Schwertern und Pfeilen sowie das Fundament des Wachturms.
Zwischen Ost- und Westtor lag die Hauptstraße
der Stadt. Der Palast war auf einer Terrasse gebaut und hatte eine
Fläche von 20 000 Quadratmetern. Der ganze Baukomplex bestand
aus Toren, Wachtürmen, Korridoren, Höfen, Hallen , Nebenhallen
und Baderäumen sowie Brunnen. Die Bauten waren nach einer strengen
Ordnung verteilt: Die Haupthalle und der vordere Hof bildeten die
Hauptachse, die anderen Bauwerke standen symmetrisch zueinander.
Der in sich geschlossene Baukomplex war durch Tore mit den anderen
Stadtteilen verbunden.
Die Haupthalle lag nach Süden und stand im Zentrum
des Baukomplexes. Aus den Untersuchungen geht hervor, dass
sie eine Fläche von 930 Quadratmetern, eine Breite von 38 Metern
und eine Tiefe von 25 Metern hatte. Der Bau bestand aus einer mit
Ziegelsteinen verkleideten Gerüstkonstruktion. An den Resten der
Mauer ist zu erkennen, dass sie mit einem Gemisch aus Stroh und
Lehm bedeckt und zumindest teilweise bemalt waren. Für den Bau der
Haupthalle wurde bestes Material verwendet. Der Boden war mit großen
Ziegelsteinplatten ausgelegt, die Treppen bestanden aus verzierten
Ziegeln. Das Kanalisationssystem bestand aus Keramikrohren unterschiedlichen
Durchmessers. Östlich der Haupthalle gab es ein Badebecken,
das etwa 13,5 Meter lang, 6,5 Meter breit und 0,6 Meter tief war.
Die ganze Anlage vermittelt den Eindruck, dass
der Palast nach dem architektonischen Prinzip aus dem Landesinneren
errichtet worden war. In der Haupthalle wurden offenbar die großen
Zeremonien und Audienzen abgehalten und die Amtsangelegenheiten
erledigt, im hinteren Hof standen die Wohnanlagen für die königliche
Familie.
Eine Menge von Keramikgegenständen wurde
ausgegraben, bei denen es sich hauptsächlich um Gebrauchsgegenstände
wie Waschbecken, Geschirr und andere Behälter handelt. Sie
sind fein geformt und haben eine gute Qualität.
Die Hauptstadt des Königreichs war ein großartiges
Beispiel einer regionalen Kultur, die lange bestand, bevor die Kultur
des Han-Volkes in dieser Region eine dominierende Rolle zu spielen
begann. Sie ist kennzeichnend für den Baustil der Städte im
Süden. Ihre Reste erinnern an eine bereits verschwundene, jedoch
historisch bedeutende Zivilisation des Volkes Minyue.
Im Dezember 1999 wurden die Relikte der
Hauptstadt des Königreichs Minyue und das Gebirge Wuyi von
der UNESCO in die Liste Kulturerben und Naturdenkmäler
der Welt aufgenommen.
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