
Chengdu
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Drehpunkt
der Entwicklung des Westens von China
Chengdu, die Hauptstadt der Provinz Sichuan, ist
eine der bekanntesten historischen Kulturstädte Chinas. Im
neuen Jahrhundert will die chinesische Regierung den Westen des
Landes in großem Umfang erschließen. Das bietet Chengdu
eine einmalige Chance für eine schnelle Modernisierung.
Chengdu
liegt im westlichen Teil des Sichuan-Beckens und in der Mitte der
Chengdu-Ebene. Weil Chengdu in der Tang-Dynastie bekannt war für
Brokat, heißt die Stadt auch „Jincheng (Brokat-Stadt)“. Ein
weiterer Name ist „Tianfu (Land des Reichtums und der Fülle)“. Heute
besteht Chengdu mit einer Fläche von 12 300 qkm, auf der rund
zehn Millionen Menschen leben, aus sieben Bezirken, vier Trabantenstädten
und acht Kreisen.
In der Geschichte war Chengdu mehrmals die Hauptstadt
eines chinesischen Teilstaats. 256 v. Chr. begann man unter der
Leitung von Li Bing, bei Chengdu das weltberühmte Stauwehr Dujiangyan
zu bauen. Seit der Han-Dynastie genoß Chengdu dank seines
ausgezeichneten Brokats landesweit einen guten Ruf. In der Nördlichen
Song-Dynastie war Chengdu nach der damaligen Hauptstadt Bianzhou
die zweitwichtigste Stadt Chinas. Zu jener Zeit wurde in Chengdu
das erste Papiergeld der Welt ausgegeben, und Chinas erste Schnapsbrennerei
nahm hier ihren Betrieb auf. Bereits in der Westlichen Han-Dynastie
begannen die Chengduer Erdgas zu nutzen, und zwar für die Salzproduktion.
Die Sutras aus der Tang-Dynastie, die heute im Museum der chinesischen
Geschichte aufbewahrt werden, beweisen, dass Chengdu einer der Ursprungsorte
der Drucktechnik mittels Holzdruckplatten war. Historischen Aufzeichnungen
zufolge zählte Chengdu in der Nördlichen Song-Dynastie
zu den drei bekanntesten Orten Chinas für die schwarze Kunst.
Heute
ist Chengdu ein attraktives Reiseziel. Man kann hier und in erreichbarer
Nähe zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie das Stauwehr Dujiangyan,
den Tempel Wuhouci, die Strohhütte von Du Fu, die Gebirge Emei und
Leshan sowie das Landschaftsgebiet Jiuzhaigou besichtigen. Mit den
wohlangeordneten Straßen und Gebäuden sowie vielen Grünanlagen
ist Chengdu heute eine moderne Stadt. Überall findet man Restaurants
und Kneipen, in denen das Essen preiswert ist. Auf jeden Fall sollte
man in Chengdu den Feuertopf probieren und ein Teehaus besuchen.
Chengdu ist das Zentrum Südwestchinas für Handel,
Finanz, Verkehr, Kommunikation, Wissenschaft und Technik. Die Industriezweige
Maschinenbau, Medizin, Nahrungsmittelverarbeitung und elektronische
Informationstechnik sind die vier Stützen der Wirtschaft Chengdus.
Bezüglich der wirtschaftlichen Stärke nimmt die Stadt den 12.
Platz im ganzen Land ein. Im letzten Jahr betrug Chengdus Bruttoinlandsprodukt
131 Milliarden Yuan, was 32 % des Bruttoinlandsprodukts der Provinz
Sichuan ausmachte. Doch es gibt noch große Unterschiede zwischen
Chengdu und den östlichen Küstengebieten des Landes. Die Erschließung
des Westens bietet Chengdu eine neue Gelegenheit, sich noch schneller
zu entwickeln.
Im Oktober des letzten Jahres fand in Chengdu
das „Forum 2000 Westchinas“ statt. Daran haben viele in- und ausländische
Unternehmen und Experten teilgenommen. Tao Wuxian, der Parteisekretär
der Provinz Sichuan, erklärte bei dieser Gelegenheit, dass
Chengdu in den kommenden zehn Jahren die Rolle eines Drehpunkts
der Entwicklung des Westens und einer Brücke zwischen dem Westen
und dem Osten Chinas spielen werde.
Seit zwei Jahren ist die Stadtregierung Chengdus
intensiv dabei, die Rolle der Stadt bei der Erschließung des
Westens festzulegen.
Der Westen Chinas ist eine weite und dünnbevölkerte
Region, bestehend aus sechs Provinzen (Yunnan, Guizhou, Sichuan,
Shaanxi, Gansu und Qinghai), drei Autonomen Gebieten (Tibet, Ningxia
und Xinjiang) und der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing. Infolge
der schlechten Naturbedingungen, der rückständigen Wirtschaft
und der ungleichmäßigen Entwicklung in verschiedenen
Gebieten kann man mit der Erschließung des Westens nicht überall
gleichzeitig beginnen. So sollen die wichtigen Städte des Westens
wie Chengdu dank ihrer relativ entwickelten Wirtschaft dabei eine
führende Rolle spielen.
In einem Gespräch mit „China heute“ sprach
Parteisekretär Tao Wuxian von den „vier günstigen Bedingungen“,
mit denen Chengdu ein Zentrum der Wirtschaft und Technik in Westchina
werden kann: (1) Als Verkehrs- und Kommunikationszentrum Südwestchinas
verfügt Chengdu über eine gute Infrastruktur. Drei Landstraßen
staatlichen Rangs (Chuanshaan, Chuanzang und Chuandian), vier Eisenbahnlinien
(Baocheng, Chengyu, Chengkun und Chengda), der internationale Flughafen
Shuangliu sowie sieben Schnellstraßen stehen zur Verfügung.
Chengdu ist mit Wasser, Strom und Erdgas gut versorgt und hat noch
60 Millionen Kilowatt an Wasserkraftreserven, d.h. sechs Siebtel
der Wasserkraft Chengdus sind noch nicht erschlossen. (2) Chengdu
ist das wirtschaftlich entwickelteste Gebiet Westchinas. 1999 betrug
der Bruttoproduktionswert 119 Milliarden Yuan, der Pro-Kopf-Bruttoproduktionswert
lag bei 12 000 Yuan. Das wirtschaftlich-technische Erschließungsgebiet
Chengdu hat im letzten Jahrzehnt Investitionen in Höhe von
mehr als 50 Milliarden Yuan angezogen. In fünf Jahren dürfte Chengdu
mit Mianyang und Deyang in seiner Umgebung durch die High-Tech-Industrie
einen Jahresproduktionswert von voraussichtlich 100 Milliarden Yuan
erzielen. Gleichzeitig ist Chengdu eines der bekanntesten Landwirtschaftsgebiete
Chinas, und dank der Reform- und Öffnungspolitik haben auch
die Dienstleistungsbetriebe inzwischen große Fortschritte
gemacht. (3) Chengdu hat genügend Fachkräfte und ein gutes
Investitionsklima. Es gibt in Chengdu 22 Hochschulen und Universitäten,
mehr als 2700 Forschungsinstitute und 384 High-Tech-Unternehmen
sowie mehrere wirtschaftlich-technische Erschließungsgebiete.
Chengdu hat mit 82 Ländern der Welt wirtschaftliche Beziehungen.
In der Stadt haben sich mehr als 2000 ausländische Unternehmen
angesiedelt. Auch Küstenstädte wie Shanghai, Tianjin, Dalian,
Xiamen, Guangzhou und Shenzhen wollen mit Chengdu zusammenarbeiten.
(4) Chengdu hat sich im Übergang von der Planwirtschaft zur
Marktwirtschaft schnell entwickelt und ein relativ vollständiges
Marktwirtschaftssystem aufgebaut.
Unter den fünf wichtigsten Städten
Westchinas (Xi’an, Chengdu, Chongqing, Kunming und Lanzhou) kann
sich nur Xi’an mit Chengdu messen. So zeichnet sich ab, dass bei
der Erschließung des Westens Xi’an im Nordwesten und Chengdu
im Südwesten die führenden Rollen spielen werden.
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