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Wieviele Elemente aus dem alten Chinesisch haben sich in der modernen Sprache erhalten? Seit 2002 habe ich für chinesische Studenten Latein und Griechisch unterrichtet, später auch Hebraeisch. Ich nenne diese drei Sprachen die „drei Repräsentanten“ der klassischen westlichen Kultur. Dadurch habe ich natürlich auch mehr Augenmerk auf klassische und moderne „westliche“ Begriffe, auf alte und moderne chinesische Begriffe gelegt. Wenn etwa ein Chinese „wenhua“ (Kultur) sagt, woran denkt er dann? Ich schlug im repräsentativen Ciyuan-Wörterbuch nach und fand folgenden Satz aus der Han-Dynastie, wo das Wort zum ersten Mal benutzt wurde: „Waffen (wu) unterdrücken die, die nicht gehorchen. Wer sich nicht der Kultur (wenhua) fügt, der wird blutig bestraft.“ Dieser „Kulturbegriff“ ist eine Art politischer Strategie. In diesem Kontext ist die Funktion der „Kultur“ (wen) dieselbe wie die der „Waffen“ (wu), nämlich die Menschen zu beherrschen. Alle sollen sich fügen. Dieser Begriff ist sehr verschieden vom lateinischen „cultus“ (gemeinsame Verehrung) oder „colere“ (pflegen, wachsen lassen) oder von Cicero’s „cultus animi“ (Herzensbildung). Allerdings werden die Wörter „wenhua“ (Kultur) und „wenming“ (Zivilisation) in den alten chinesischen Büchern sehr selten benutzt, sie sind erst etwa vor 100 Jahren sehr populär in China geworden, als auch viele andere „moderne“ Begriffe von Japan übernommen wurden, so etwa „kexue“ (Wissenschaft), „zongjiao“ (Religion), „faxue“ (Rechtswissenschaft), „zhexue“ (Philosophie) oder „lishi“ (Geschichte). 

Mein Doktorvater, Herr Tang Yijie, sagte mir einmal: „China hatte eigentlich keine Religion (zongjiao), was wir hatten, waren die verschiedenen buddhistischen Sekten (fo-zong) und den konfuzianistischen Einfluss (rujia de jiao).“ Aber Prof. Tang wusste wahrscheinlich nicht, dass das lateinische Wort religio schon eine Geschichte von mehr als 2000 Jahren hat! Cicero behandelte in seinen Werken den Unterschied von „religio“ und „superstitio“ (Aberglauben). Daher meine ich, das moderne Chinesisch ist eine sehr „junge“ Sprache, eine „neue“ Sprache, die ständig Worte, Begriffe und Metaphern aus der klassischen, mittelalterlichen und modernen Tradition des Westens aufnimmt, um die eigene Sprache zu bereichern und zu verfeinern. Ich würde gerne von dieser Perspektive her eine Studie der chinesischen Rhetorik unternehmen. 

So stammt etwa ein chinesischer Ausdruck, der seit einiger Zeit in aller Munde ist, naemlich „re’ai zuguo“ (das Vaterland glühend lieben), nicht aus der chinesischen Tradition. Konfuzius sprach eher davon, dass die Beziehungen des „Edlen“ klar (und kühl) wie Wasser sein sollen (junzi zhi jiao dan ru shui), und in der chinesischen Tradition sind „glühendheiße“ oder „feurige“ Gefühle eher mit dem „Feuer der Begierden“ (yu huo) verbunden. In dem modernen Ausdruck „glühende Liebe“ ist aber etwas Positives, Gutes gemeint, der Ausdruck ist also eine Übersetzung des lateinischen „ardenter amare“ (vgl. Englisch „ardent love“). Außerdem ist in dieser Metapher ein wenig Platonismus versteckt, dass nämlich die „Liebe“ (ai) zu einer Frau umgelenkt wird auf einen abstrakteren Gegenstand (etwa die Idee des Guten und Schönen oder wie hier auf das „Vaterland“).  

In diesem Sinn (das Wort „Sinn“ entspricht auch im Chinesischen „yiyi“ dem lateinischen „sensus“ oder „significatio“) benutzen die Chinesen jeden Tag lateinische Begriffe (im heutigen Chinesisch wird „Begriff“, von lateinisch „conceptus“ oder „ratio aeterna“, mit „gainian“ wiedergegeben, obwohl Ludovico Buglio in den 1650ern mit anderen Übertragungen gearbeitet hat), wenngleich die Chinesisch-sprechenden Chinesen sich dessen nicht bewusst sind (das Wort Bewusstsein, chin. „yishi“ kommt ebenso aus dem lateinischen Umfeld). Daher habe ich entdeckt, dass das moderne Chinesisch (das chinesische Wort für „modern“ ist „xiandai“ oder „modeng“ und kommt von der spätlateinischen Schöpfung „modernus“, von „modo“, ein Wort, das in Europa schon eine Geschichte von etwa 1500 Jahren hat, in China erst 100 Jahre alt ist) eine universale und internationalisierte Sprache ist, die nicht mehr nur China gehört, sondern die der ganzen Welt gehört (das Wort „Welt“ ist auf chinesisch „shijie“ und kommt eigentlich aus dem buddhistischen Umfeld, wurde aber auch seit dem 17. Jahrhundert durch das lateinische „mundus“ weitergeprägt). 

Seit ich aber gemerkt habe, dass das moderne Han-Chinesisch eine internationalisierte Sprache ist, eine Art von „Lateinischer Dialekt, der mit fernöstlichen Zeichen geschrieben wird“, seit dieser Zeit habe ich die Chinesische Sprache wirklich als meine „Muttersprache“ adoptiert, wirklich als die Sprache meiner eigenen Tradition, obwohl das moderne Chinesisch in einem ständigen Klärungsprozess liegt. Natürlich bedarf diese Klärung eines nie-endenden Studiums und ununterbrochener Übersetzungstätigkeit, wie schon Erasmus sagt. Am wichtigsten ist für mich, dass ich weiterhin Chinesisch lernen möchte, denn das Lernen und Verstehen der Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten war noch nie so erhellend wie jetzt.

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Hengshan-Gebirge in der Provinz Hunan

Das Hengshan-Gebirge liegt im Kreis Hengshan. Es ist das südliche der bekannten Fünf Gebirge Chinas. Das Gebirge erstreckt sich einige hundert km und soll 72 Gipfel tragen. Die bekanntesten sind Zhurong, Tianzhu, Furong, Zigai und Shibing. Mit 1290 m ist Zhurong der höchste Gipfel.
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