China heute: Ihre Mutter ist also dafür verantwortlich, dass Sie überhaupt mit dem Klavierspielen angefangen haben. Gibt es noch andere Lehrer, die einen großen Einfluss auf Sie hatten?

Zhang Jin: Natürlich, zum Beispiel Lehrer Pan Yiming. Er ist ein in China äußerst bekannter Klavierlehrer. Im Jahr 1978 trat ich ins Ensemble der politischen Abteilung der Chinesischen Luftstreitkräfte ein, weil ich der Meinung war, dass ich in Beijing viel mehr Möglichkeiten hätte und außerdem davon träumte, an der Musikhochschule zu studieren. 1981 fing ich an, mich auf die Zulassungsprüfung dort vorzubereiten. Von da an begleitete mich Herr Pan. 1983 wurde ich an der  Musikhochschule aufgenommen, doch Herr Pan blieb auch weiterhin mein Lehrer, bis ich 1987 mein Examen machte. Er war ein strenger Lehrer, mit sehr differenzierten, aber stringenten Unterrichtsmethoden. So kann ich viel von dem, was ich bei ihm gelernt habe, heute als Lehrer selber anwenden.

China heute: Wie waren die Lernbedingungen ander Musikhochschule?

Zhang Jin: Zu Beginn meiner Zeit an der Musikhochschule hatte ich das Gefühl, dass meine Fertigkeiten nicht denen meiner Klassenkameraden entsprachen. Sie kamen alle direkt von der angeschlossenen Mittelschule auf das Musikkonservatorium, ich hatte ja nur selbstständig gelernt, von daher musste ich nun umso fleißiger sein. Nach und nach konnte ich aufholen, und vom dritten Studienjahr an war ich bei jeder Prüfung der Beste. Nach meinem Abschluss wurde ich sofort vom Direktor der angeschlossenen Mittelschule als Lehrer eingestellt.

China heute: Fiel Ihnen die Entscheidung, zugunsten einer Anstellung als Musiklehrer auf eine Karriere als Pianist zu verzichten, leicht?

Zhang Jin: Meine damaligen Ergebnisse waren sehr gut, ich wurde von der Schule ausgewählt, die Entwicklungen danach waren praktisch die logische Folge... (Er schweigt)

China heute: Können Sie uns einmal die Besonderheiten Ihrer Lehre vorstellen?

Zhang Jin: Ich kann gemäß der Besonderheiten der Schüler einen genauen Lehrplan für die Zukunft erstellen. Wenn ein Schüler sehr begabt und fleißig ist, so kann ich ihn mit möglichst vielen Musikstilen in Berührung bringen, seinen Horizont erweitern. Bei einem durchschnittlich begabten Schüler kann ich hingegen einen ganz normalen Lehrplan anwenden, Wert auf die Grundlagen und die Technik legen. Um ein erfolgreicher Musiker zu werden, braucht man nicht nur Talent, man benötigt auch Mut, Schwierigkeiten zu überwinden und vor allen Dingen nie nachlassenden Fleiß. Außerdem lasse ich die Schüler möglichst oft an großen internationalen Wettbewerben teilnehmen oder bitte ausländische Experten, an unserer Mittelschule zu lehren. All dies hat einen großen Einfluss auf die Schüler und kann ihnen helfen.

China heute: Sie waren 2007 im Pariser Animato Klavierwettbewerb Jurymitglied, auch werden Sie oft bei anderen internationalen Wettbewerben als Juror eingesetzt. Wonach bewerten Sie dabei die teilnehmenden Schüler?

Zhang Jin: Zuerst kommt das Talent, das sich vor allem durch das Verständnis des Pianisten für das Stück zeigt. Danach beurteile ich die Technik, die man sich durch täglichen Fleiß erarbeitet. Zuletzt kommt die künstlerische Ausdruckskraft des Pianisten.