Sein wichtiges Werk, „die Geschichte des Großen Herrn“, ist eine Autobiographie eines Einsiedlers. Mit diesem Werk spielte Ruan Ji aus sich selbst an. Er zielte darauf ab, die Unredlichkeit der feudalen Ethik zu enthüllen und den Wert der menschlichen Freiheit hervorzuheben. Ruan Ji bediente sich dabei des Mittels der Satire. Angeprangert werden jene Scheinheiligen, die über Moral und Tugend reden, aber in Wirklichkeit nach Reichtum und Beamtenposten streben und auf niederträchtige Weise ans Ziel kommen. Ruan Ji verglich sie mit Flöhen, die in der Unterhose sitzen und Blut saugen. Mit der Unterhose meinte er die Monarchie. Doch diese Unterhose, schrieb er, sei für die Flöhe nicht sicher, denn wenn sie in Brand gesteckt würde, kämen die Flöhe um.
Ein weiteres Angriffsziel Ruan Jis war die kaiserliche Gewalt. Er meinte, in der Urgesellschaft hätte es keine Kaiser und Beamten gegeben, doch die öffentliche Ordnung wäre damals kein Problem gewesen. Die Herrscher waren für ihn die Ursachen der Unruhen und des Leidens der Völker. Er enthüllte die Verbrechen der Herrscher und meinte, ihre Ethik und Gesetze seien heuchlerisch. Die Herrscher benutzten sie dazu, das Denken des Volkes in Fesseln zu legen. Sie versuchten, die öffentliche Ordnung nur durch Belohnungen und Strafen aufrechtzuerhalten. Letzten Endes führe die Monarchie zum Zusammenbruch.
Die literarischen Leistungen Ruan Jis sind bemerkenswert. Er ist einer der bakanntesten Dichter in der Geschichte Chinas, obgleich seine Gedichte mit ihrer oft versteckten Kritik nicht leicht zu verstehen sind.
Aus China im Aufbau, Nr. 6, 1988