Oktober 2004
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Leben ändern, eine Gegend nach der anderen

Von Jenny Leal

Das Yunnan Institute of Development versucht sich an einer von Chinas ärmsten Provinzen

 

Ben Nixon hat schon zehn Jahre Erfahrung mit NGO-Arbeit in Entwicklungsländern vorzuweisen, doch das Jahr, das er für das Yunnan Institute of Development (YID) gearbeitet hat, war bisher seine lohnendste Erfahrung.

Während seiner Zeit als Freiwilliger half dieser junge Australier, der einen akademischen Grad im Fach ländliche Entwicklung und einen Magister in „Community Development“ hat, dem YID acht Vorschulen in abgelegenen Dörfern in Minderheitengebieten zu gründen.

Yunnan ist eine der ärmsten Provinzen Chinas und eine Vorschule in der Daxi-Gegend einzurichten ist nur ein Aspekt des YID-Kinderhilfsprogramms. Sein Endziel ist, das Leben der Kinder zu verbessern, indem man die Umwelt in diesen isolierten, abgelegenen Bezirkskreisen Eshan und Xinping verbessert.

Hier gibt es keine anständigen Straßen oder öffentlichen Verkehr; es gibt nur ein Telefon im Dorfkomiteegebäude und Fernsehgeräte und Radios sind selten. Die Dorfbewohner gehören der ethnischen Minderheit der Shansu an, einem Zweig der Nationalität Yi. Neunzig Prozent der Bevölkerung sprechen nur ihre eigene Sprache. Die meisten Jugendlichen sind Analphabeten und kommunizieren selten mit Leuten außerhalb ihrer Gegend, was ein Haupthindernis ist, um ihr Leben zu verbessern und den Kampf gegen die Armut aufzunehmen.

Das YID mobilisiert und stärkt die Fähigkeiten der Menschen vor Ort, um nachhaltige Lösungen für Armut, ungenügende Gesundheitsfürsorge, das niedrige Bildungsniveau und Umweltschäden zu finden. Obwohl es noch in den Kinderschuhen steckt, bewegt es sich Schritt für Schritt voran, um mit der Hilfe von Freiwilligen wie Nixon Leben zu verbessern.

„Ich fand meine Zeit beim YID wirkungsvoll“, sagt Nixon. „Wie die meisten Projekte lief es mit beschränkten Geldern und war sehr abhängig von der Mobilisierung der Gegend.“

Nixon sagt, dass Gebäude angekauft und repariert und Lehrer für die acht Vorschulen aus den Dörfern gefunden und ausgebildet wurden mit einem Budget von weniger als 3 000 australischer Dollar, inklusive der Lehrergehälter für das erste Jahr.

„Noch ermutigender ist, dass nach der zwölfmonatigen Unterstützungsperiode die Dorfbewohner erfolgreich die finanzielle und verwaltungstechnische Verantwortung der Vorschulen übernommen haben“, sagt Nixon.

Die Lehrerin und Projektkoordinatorin Elisabeth Axelsen sagt, dass diese Schulen sich noch immer in einer Übergangsphase befinden und noch mehr Teilnahme der Gegend erwartet wird. Das macht das YID einzigartig und wirkungsvoll. Seine Projekte, die von den Dorfbewohnern selbst beschlossen wurden, sollen in kurzer Zeit unabhängig laufen.

Das Vorschulprojekt war eine augenscheinliche Notwendigkeit in Yunnan, da viele Schüler die Schule wegen ihrer schlechten Chinesischkenntnisse und ihrer unzulänglichen sozialen Fertigkeiten abbrechen. Seit Eröffnung der Schule sind die Vorschulkinder in die erste, zweite und dritte Klasse aufgestiegen und sind geselliger und aufgeweckter. Sie lernen sehr schnell Chinesisch und sind laut ihrer Eltern hilfsbereiter.

Axelsen sagt, dass ein anderer Versuch der Armutsverminderung war, den Frauen vorzuschlagen, kleine Taschen für den Verkauf zu nähen. Nach der ersten Zurückhaltung waren die Frauen begeistert von ihrem ersten verdienten Geld und den einlaufenden Bestellungen. Das YID versuchte auch, den Bauern durch Trainingsseminare über den Anbau von Nussbäumen andere Verdienstmöglichkeiten als Tabakanbau beizubringen.

Es gibt auch Projekte, die auf die Verbesserung der Umwelt abzielen, besonders in den erdrutschgefährdeten Gebieten. Hygiene ist ein weiteres großes Problem im ländlichen Yunnan, da viele Schulen und manchmal sogar ganze Dörfer über keine Latrinen verfügen.

Das Endziel eines jeden Projektes ist, Leute in einer Gegend zu befähigen, die Bedingungen innerhalb von drei Jahren selbst zu verbessern. „Sie werden nie reich werden, aber wir können Leben verbessern und sicherstellen, dass Kinder Bildung bekommen, das wäre toll“, sagt Axelsen.

Axelsen hat zwei Jahre für das YID gearbeitet und davor mit der Partnerorganisation International Humana People to People seit dessen Anfängen 1978. Kinderhilfe ist ein Projekt von Humana, eines von 26 weltweit. Axelsen sagt, dass die Partnerschaft hauptsächlich die Einrichtung von Projekten beinhaltet. Humana hat 25 Jahre Erfahrung in Afrika vorzuweisen, die bestens auf China angewandt werden können.

Das YID ist zweieinhalb Jahre alt und wird vom Bildungsamt in Yunnan anerkannt. Es wurde als chinesisch-ausländische Bildungskooperation zwischen der Yuxi-Lehrerbildungsanstalt und den TG Asian Institutes gegründet und arbeitet eng mit  den lokalen Behörden der Stadt Yuxi wie auch der ländlichen Gebiete der Präfektur Yuxi zusammen. Außer zwei Dänen, die Vollzeit arbeiten, ist die Arbeiterschaft zur Gänze chinesisch.

Freiwillige aus der ganzen Welt sind immer willkommen, da sie gebraucht werden. Alle können „kommen so wie sie sind“ – die einzige Anforderung ist, dass sie über 18 Jahre alt sind.

Freiwillige verbringen das erste halbe Jahr damit zu lernen, wie man den Entwicklungsprozess anleitet. Dafür bekommen sie Erfahrungen in Management, Führung und Zusammenarbeit. Die folgenden sechs Monate werden in Yunnan verbracht, wo sie mit den Leuten vor Ort zusammenarbeiten, um ihre Lebensqualität zu verbessern. Die letzten zwei Monate des Programms umfassen allgemeine Informationsarbeit.

„Theoretische Fähigkeiten sind nicht genug“, sagt Axelsen, „die Hälfte der Ausbildung, die man am Institut bekommt, kommt durch Erfahrung. Du wirst eigentlich ausgebildet, um ein guter Entwicklungsreferent zu werden, und häufst Erfahrungen an, während du Dinge tust, die du dir nie zugetraut hättest.“

Ein Team begann im Juli, ein anderes im September. Die Freiwilligen bringen das Geld für die Projektkosten selbst auf. Es gibt zwei Preise für die zwei Monate: 9800 RMB für Chinesen und 2000 US-Dollar für Ausländer. Axelsen sagt, dass bisher niemand ein Problem mit diesem System hatte. Essen und Unterbringung sind nicht beinhaltet, sind aber in Yunnan billig genug, um kein Problem darzustellen.

Der Freiwilligendienst ist nicht nur für junge Leute, sagt Axelsen, sondern auch für jene, die vielleicht einen Karrierewechsel planen oder etwas für China tun wollen. Sie sagt, dass zusätzlich zur Unterstützung durch Humana sie auch angefangen hat, auf Wirtschaftskreise und Einzelpersonen zuzugehen, um einen Weg zu finden, wie man in China Geld machen kann. Da China so riesengroß ist, ist es schwierig für Freiwilligengruppen wie das YID, bekannt zu werden. Nichtsdestotrotz werden sie immer anerkannter und beliebter in Yunnan, da die Lebensqualität der dortigen Einwohner steigt.

Weitere Informationen finden Sie auf der YID-Webseite: www.volunteerchina.org

Die Autorin ist Sprachexpertin bei der Nachrichtenagentur Xinhua.

 

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