Fischen
beibringen
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Zur Arbeit der GTZ in China
Von
Gao Zhuan

Ein chinesisches Sprichwort lautet:
Gibt man einem einen Fisch, bekommt er einmal zu Essen, bringt
man ihm Fischen bei, ernährt er sich ein Leben lang. Mit dieser
chinesischen Weisheit lässt sich die Arbeit der Deutschen
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH in China charakterisieren.
Die GTZ ist ein weltweit tätiges Unternehmen der internationalen Zusammenarbeit
für nachhaltige Entwicklung. vornehmlich im Auftrag der deutschen
Bundesregierung realisiert die GTZ in mehr als 130 Ländern
des Südens und Ostens rund 2.700 Entwicklungsprojekte und
–programme.

Die Präsenz der GTZ in China begann
Anfang der 80er Jahre, als China die Reform und Öffnungspolitik
einleitete und seine intensiven Anstrengungen zum Aufbruch
in die Moderne unternahm. Seit etwa zwanzig Jahren ist die
GTZ der Begleiter und Unterstützer
des Prozesses der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Umwälzungen in China. Kennzeichnend für das Engagement der GTZ ist, dass es sich nach den Bedürfnissen
ihrer chinesischen Partner orientiert und auf verschiedene
Phasen der Wirtschaftsentwicklung Chinas zugeschnitten ist.
Im schwierigen Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft
in China hilft die GTZ diesem Land, sich immer wieder der
aus der Wirtschaftsreform ergebenen neuen Herausforderung
zu stellen und entwickelt in enger Kooperation mit ihren chinesischen
Partnern verschiedene Konzepte und konkrete Maßnahmen zur
Erhöhung von Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit sowie
technischer Innovationsfähigkeit in verschiedenen Bereichen
der chinesischen Wirtschaft.
Zum GTZ-Engagement sagte Dr. A.
Dörken, Leiter des GTZ-Büros in Beijing:
„Es zeichnet sich mittlerweile eine Gewichtsverschiebung in
unserer Arbeit ab. In der Anfangsphase in den 80er Jahren
war unsere Tätigkeit überwiegend auf der mikroökonomischen Ebene angesiedelt, z. B. Lieferung
materieller Grundausrüstungen, technische
Ausbildung von Fachkräften für Fabriken
mit deutscher Kapitalbeteiligung, die die damals noch in den
Kinderschuhen steckende Wirtschaftsreform benötigte, heute
findet unser Engagement überwiegend
auf der makroökonomischen Ebene statt, einen Schwerpunkt bilden
dabei Beratungen für die aktuelle chinesische Gesetzgebung, die zur Schaffung neuer rechtlicher
Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche
Weiterentwicklung dient.“ Die GTZ legt in ihren Ansätzen mittelfristig
stärkere Priorität auf Beratung von öffentlichen Institutionen
in strategischen und konzeptionellen Fragen. Parallel dazu
führt sie dennoch eine Reihe konkreter Projekte vor Ort durch, die als Modell
dienen sollten. Aufgrund der reichen Erfahrungen der weltweiten
mannigfaltigen Aktivitäten wurden 2003 die Arbeitsfelder der
GTZ in China neu definiert. Seither konzentrieren sie sich
vor allem auf vier Schlüsselbereiche: Wirtschaftsreform und Aufbau der Marktwirtschaft;
Ressourcenschutz und Armutsbekämpfung; Umweltschutz und Energiemanagement.

In jedem Schlüsselbereich werden weit aufgefächerte und mehrstufige Programme für die Durchführung
der Richtlinien und Maßnahmen der Entwicklungshilfe ausgearbeitet.
Dies lässt sich auch deutlich im Schlüsselbereich
„Energiemanagement“ erkennen. Da umfasst das Engagement der
GTZ die Beratung für Regierungsorgane, die Gründung eines nachhaltigen Energiesystems und die Einführung
von fortgeschrittenem Know-how in landesweit Hunderten von
Kohlekraftwerken zur Modernisierung der Energieindustrie und
die Erschließung der erneubaren Energie in Tibet und in der
Inneren Mongolei.
Die Vielfalt der GTZ in diesem
Gebiet ist wohl am Beispiel eines eher kleineren Projekts
zu veranschaulichen. Dieses Projekt wurde in der Gemeinde
Samye in Tibet durchgeführt. Diese Region ist durch das gleichnamige Kloster berühmt. Das Samye-Kloster ist eines der ältesten Klöster
des tibetischen Buddhismus und zieht jedes Jahr zahlreiche
Besucher an. Doch diese traditionsreiche Region brauchte Modernisierung,
weil die Stromversorgung wegen technischer Defekte im kleinen
Wasserkraftwerk vor Ort seit langer Zeit fehlte. Man wäre
viel zu einfach vorgegangen, wenn nur eine technische Reparatur
vorgenommen worden wäre. Es geht schließlich um „Energiemanagement“.
Die GTZ-Beratergruppe, zu der nicht nur Ingenieure, sondern
auch Betriebswirtschaftswissenschaftler gehörten, unterzeichnete
zuerst einen Vertrag mit der lokalen Behörde für Wasserkraft,
in dem nicht nur die Wiederinstandsetzung, sondern auch die
Sicherung eines rentablen Betriebsablaufs vorgesehen war.
Nachdem die Berater der GTZ den Pachtvertrag mit der Leitung
der Lokalbehörde diskutiert hatten, legten sie grundsätzlich
fest, dass ein Privatpächter gewählt werden sollte, um eine
individualistische marktwirtschaftliche Initiative zu entwickeln.
Man muss eigentlich Mut haben, sich auf die Pachtung eines
Wasserkraftwerks einzulassen. Verschiedene Kandidaten meldeten
sich und letzten Endes hat sich Dawa Badu als geeignete Person
erwiesen. Er war Angestellter der Lokalbehörde und bisher
als Geländewagenfahrer tätig, außerdem versteht er etwas von
der Technik. Die Gemeinde und Dawa Badu haben einen Pachtvertrag
vereinbart, der auf fünf Jahre befristet ist. Dawa Badu hat
als Privatpächter, nicht nur die Maschinen zu bedienen und
zu unterhalten, sondern auch die Stromversorgung zu verwalten.
So haben die GTZ-Experten ihn zuerst in Hydrotechnik geschult
und für ihn außerdem noch die Kostenberechnungsverfahren und die Gebührenerhebung
für Stromnutzung sowie die Bilanzierung ausgearbeitet. Das Wasserkraftwerk
wurde im Juli 1997 in Betrieb genommen, dazu stellte Dawa
Badu noch zwei Mitarbeiter an. Das System der Stromversorgung
funktioniert seitdem in Samye. Das ist ein vielversprechender
Fortschritt für die Gemeinde. Verschiedene Werkstätten wurden errichtet und viele Maschinen
wurden eingeführt und für
die örtliche Industrie eingesetzt. Mit den Erlösen des Stromverkaufs
ernährt Dawa Badu seine elfköpfige Familie, diese und die
anderen Gemeindebewohner leben glücklich und zufrieden.
Die Bedeutung des Modells
von Samye wurde von der Lokalverwaltung schnell erkannt, da
im Bezirk Shannan reiche Wasserkraftressourcen vorhanden sind.
Chong Jiang, Vizedirektor der Behörde für
Wasserkraft Tibets, wies darauf hin, er sei tief beeindruckt
von dem Fleiß, der Sorgfalt und dem Verantwortungsbewusstsein
der deutschen Berater und das Modell von Samye sollte breite
Anwendung in Tibet finden. Ein entsprechender Plan zur Stromversorgung
für die Städte
und Marktflecken bis 2015 wurde ausgearbeitet.
Die großen Erfolge der GTZ-Arbeit in China sind
gerade in der umfassenden Übermittlung von Know-how begründet, was Nachhaltigkeit verspricht.