Oktober 2004
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Fischen beibringen

- Zur Arbeit der GTZ in China

Von Gao Zhuan

Ein chinesisches Sprichwort lautet: Gibt man einem einen Fisch, bekommt er einmal zu Essen, bringt man ihm Fischen bei, ernährt er sich ein Leben lang. Mit dieser chinesischen Weisheit lässt sich die Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH in China charakterisieren.

Die GTZ ist ein weltweit tätiges Unternehmen der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung. vornehmlich im Auftrag der deutschen Bundesregierung realisiert die GTZ in mehr als 130 Ländern des Südens und Ostens rund 2.700 Entwicklungsprojekte und –programme.

Die Präsenz der GTZ in China begann Anfang der 80er Jahre, als China die Reform und Öffnungspolitik einleitete und seine intensiven Anstrengungen zum Aufbruch in die Moderne unternahm. Seit etwa zwanzig Jahren ist die GTZ der Begleiter und Unterstützer des Prozesses der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen in China. Kennzeichnend für das Engagement der GTZ ist, dass es sich nach den Bedürfnissen ihrer chinesischen Partner orientiert und auf verschiedene Phasen der Wirtschaftsentwicklung Chinas zugeschnitten ist. Im schwierigen Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft in China hilft die GTZ diesem Land, sich immer wieder der aus der Wirtschaftsreform ergebenen neuen Herausforderung zu stellen und entwickelt in enger Kooperation mit ihren chinesischen Partnern verschiedene Konzepte und konkrete Maßnahmen zur Erhöhung von Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit sowie technischer Innovationsfähigkeit in verschiedenen Bereichen der chinesischen Wirtschaft.

Zum GTZ-Engagement sagte Dr. A. Dörken, Leiter des GTZ-Büros in Beijing: „Es zeichnet sich mittlerweile eine Gewichtsverschiebung in unserer Arbeit ab. In der Anfangsphase in den 80er Jahren war unsere Tätigkeit überwiegend auf der mikroökonomischen Ebene angesiedelt, z. B. Lieferung materieller Grundausrüstungen, technische Ausbildung von Fachkräften für Fabriken mit deutscher Kapitalbeteiligung, die die damals noch in den Kinderschuhen steckende Wirtschaftsreform benötigte, heute findet unser Engagement überwiegend auf der makroökonomischen Ebene statt, einen Schwerpunkt bilden dabei Beratungen für die aktuelle chinesische Gesetzgebung, die zur Schaffung neuer rechtlicher Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Weiterentwicklung dient.“ Die GTZ legt in ihren Ansätzen mittelfristig stärkere Priorität auf Beratung von öffentlichen Institutionen in strategischen und konzeptionellen Fragen. Parallel dazu führt sie dennoch eine Reihe konkreter Projekte vor Ort durch, die als Modell dienen sollten. Aufgrund der reichen Erfahrungen der weltweiten mannigfaltigen Aktivitäten wurden 2003 die Arbeitsfelder der GTZ in China neu definiert. Seither konzentrieren sie sich vor allem auf vier Schlüsselbereiche: Wirtschaftsreform und Aufbau der Marktwirtschaft; Ressourcenschutz und Armutsbekämpfung; Umweltschutz und Energiemanagement.

In jedem Schlüsselbereich werden weit aufgefächerte und mehrstufige Programme für die Durchführung der Richtlinien und Maßnahmen der Entwicklungshilfe ausgearbeitet. Dies lässt sich auch deutlich im Schlüsselbereich „Energiemanagement“ erkennen. Da umfasst das Engagement der GTZ die Beratung für Regierungsorgane, die Gründung eines nachhaltigen Energiesystems und die Einführung von fortgeschrittenem Know-how in landesweit Hunderten von Kohlekraftwerken zur Modernisierung der Energieindustrie und die Erschließung der erneubaren Energie in Tibet und in der Inneren Mongolei.  

Die Vielfalt der GTZ in diesem Gebiet ist wohl am Beispiel eines eher kleineren Projekts zu veranschaulichen. Dieses Projekt wurde in der Gemeinde Samye in Tibet durchgeführt. Diese Region ist durch das gleichnamige Kloster berühmt. Das Samye-Kloster ist eines der ältesten Klöster des tibetischen Buddhismus und zieht jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Doch diese traditionsreiche Region brauchte Modernisierung, weil die Stromversorgung wegen technischer Defekte im kleinen Wasserkraftwerk vor Ort seit langer Zeit fehlte. Man wäre viel zu einfach vorgegangen, wenn nur eine technische Reparatur vorgenommen worden wäre. Es geht schließlich um „Energiemanagement“. Die GTZ-Beratergruppe, zu der nicht nur Ingenieure, sondern auch Betriebswirtschaftswissenschaftler gehörten, unterzeichnete zuerst einen Vertrag mit der lokalen Behörde für Wasserkraft, in dem nicht nur die Wiederinstandsetzung, sondern auch die Sicherung eines rentablen Betriebsablaufs vorgesehen war. Nachdem die Berater der GTZ den Pachtvertrag mit der Leitung der Lokalbehörde diskutiert hatten, legten sie grundsätzlich fest, dass ein Privatpächter gewählt werden sollte, um eine individualistische marktwirtschaftliche Initiative zu entwickeln. Man muss eigentlich Mut haben, sich auf die Pachtung eines Wasserkraftwerks einzulassen. Verschiedene Kandidaten meldeten sich und letzten Endes hat sich Dawa Badu als geeignete Person erwiesen. Er war Angestellter der Lokalbehörde und bisher als Geländewagenfahrer tätig, außerdem versteht er etwas von der Technik. Die Gemeinde und Dawa Badu haben einen Pachtvertrag vereinbart, der auf fünf Jahre befristet ist. Dawa Badu hat als Privatpächter, nicht nur die Maschinen zu bedienen und zu unterhalten, sondern auch die Stromversorgung zu verwalten. So haben die GTZ-Experten ihn zuerst in Hydrotechnik geschult und für ihn außerdem noch die Kostenberechnungsverfahren und die Gebührenerhebung für Stromnutzung sowie die Bilanzierung ausgearbeitet. Das Wasserkraftwerk wurde im Juli 1997 in Betrieb genommen, dazu stellte Dawa Badu noch zwei Mitarbeiter an. Das System der Stromversorgung funktioniert seitdem in Samye. Das ist ein vielversprechender Fortschritt für die Gemeinde. Verschiedene Werkstätten wurden errichtet und viele Maschinen wurden eingeführt und für die örtliche Industrie eingesetzt. Mit den Erlösen des Stromverkaufs ernährt Dawa Badu seine elfköpfige Familie, diese und die anderen Gemeindebewohner leben glücklich und zufrieden.

Die Bedeutung des Modells von Samye wurde von der Lokalverwaltung schnell erkannt, da im Bezirk Shannan reiche Wasserkraftressourcen vorhanden sind. Chong Jiang, Vizedirektor der Behörde für Wasserkraft Tibets, wies darauf hin, er sei tief beeindruckt von dem Fleiß, der Sorgfalt und dem Verantwortungsbewusstsein der deutschen Berater und das Modell von Samye sollte breite Anwendung in Tibet finden. Ein entsprechender Plan zur Stromversorgung für die Städte und Marktflecken bis 2015 wurde ausgearbeitet.

Die großen Erfolge der GTZ-Arbeit in China sind gerade in der umfassenden  Übermittlung von  Know-how begründet, was Nachhaltigkeit verspricht.

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