Oktober 2004
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Lebensrettende Wassertanks

Von Mitarbeiterin Zhang Hua

Huang Mei’e geht in ihre dunkle Küche, zündet eine Fackel an, nimmt eine Schulterstange und zwei Wassereimer und verlässt ihr Haus. In der Ferne kann man die Lichter einiger Fackeln sehen, die sich auf die andere Seite des Berges zubewegen. Seit ihrer Hochzeit, nach der sie in das Dorf Xiaodong zog, dreht sich ihr tägliches Leben um die in einer Kalksteinhöhle gelegene Quelle, die einige Kilometer von ihrem Zuhause entfernt ist. Huang Mei’e lebt im Kreis Donglan, Autonomes Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität, ein Gebiet mit schlimmer Wasserknappheit. Diese Quelle ist die einzige Trinkwasserquelle für 300 Dorfbewohner und ihr Vieh.

Vor der Kalksteinhöhle ist eine Schlange von mehr als zehn Wassereimern. Huang sieht eine buckelige Frau um die 70, eine junge Frau, deren Kind auf ihrem Rücken schläft, und einige Mädchen im Schulalter. Sie sind alle leise und dösen vor sich hin während sie sich um Wasser anstellen. Zwei Stunden später ist Huang Mei’e an der Reihe. Der Weg in die Höhle ist steil, wird enger, je tiefer man klettert, und lässt immer nur eine Person durch. Die 50 Meter tiefe Höhle ist dunkel. Sie ist früh genug gekommen, bevor das Wasser austrocknet. Nur ein wenig später und sie hätte weitere zwei Stunden in der Höhle warten müssen, bis genügend Wasser heraussickert.

Huang Mei’e beginnt ihren Aufstieg vom Grund der Höhle. Der Pfad ist eng und rutschig. Sie trägt die zwei Eimer auf dem Rücken und hält das Verbindungsseil mit den Zähnen. Sie trägt die Fackel in der einen Hand und hält sich mit der anderen an Felsvorsprüngen fest, während sie Schitt für Schritt aus der Höhle klettert.

Huang Mei’e scheint Schmerzen zu haben, wenn sie sich daran erinnert, wie noch vor drei Jahren jeder Tag durch die Hauptaufgabe des Wasserholens dominiert war.

„Während der Trockenzeit von November bis März mussten wir Wasser von einer drei Kilometer von Zuhause entfernten Kalksteinhöhle holen“, sagt sie. „Wir brauchten zwei Stunden für eine Ladung Wasser. Meine sechsköpfige Familie inklusive Vieh brauchte sechs bis sieben Ladungen pro Tag, deshalb konnte ich nichts anderes machen als Wasserholen. All die alten Frauen in unserem Dorf haben sich die Zähne abgenutzt an den Wassereimerseilen. Da ich noch jung bin, habe ich meine noch.“

Die Dorfbewohner müssen mit dem Wasser sehr sorgfältig umgehen. Am Morgen verwendet eine Familie eine halbe Schüssel Wasser zum Gesichtwaschen, das dann am Abend zum Füßewaschen gebraucht wird, bevor es den Schweinen gegeben wird. Das Wasser, mit dem Gemüse gewaschen wird, wird anschließend zum Geschirrspülen genommen. Man nimmt kein Bad, sondern verwendet ein nasses Handtuch, mit dem man sich das Gesicht und den Körper abwischt.

An solchen Orten ist Wasser zentral für das Leben der Menschen. In der Trockenzeit geht jeder, der 10 Kilo tragen kann, zur Kalksteinhöhle um Wasser zu holen, kleine Kinder werden alleine im Dorf zurückgelassen. Wenn die Nacht hereinbricht, können ihre Schreie aus Hunger und Angst meilenweit gehört werden.

Viele Leute können nicht glauben, dass Guangxi eine Region mit Wasserknappheit ist. Guilin in Guangxi ist weltberühmt für seinen schönen Fluss Lijiang. Wenn man aber auf den Berg klettert, sind Spalten zu sehen. Das ist ein Merkmal von Karstlandschaften. Das Regenwasser sickert in den Untergrund durch Spalten und Kalksteinkanäle. In der Regenzeit ruft schwerer Regen Überflutungen hervor, aber das überschüssige Wasser läuft schnell ab.

In einer Bemühung, aus den Untergrundwasserquellen Kapital zu schlagen, bauten die Dorfbewohner eine öffentliche Zisterne an einem tief gelegenen Ort, um Regenwasser für die Trockenzeit aufzubewahren, wenn es Kämpfe um Regenwasser gibt. Jeder Haushalt baute außerdem einen zwei Kubikmeter großen Wassertank aus Schlamm. Doch hielten die Schlammtanks nicht lange und die Dorfbewohner konnten es sich nicht leisten, Zementtanks zu bauen.

2001 entschied die China Women’s Development Foundation,  ein Projekt zu starten, das „Liebe der Erde, Mutters Wassertank“ heißen sollte. Die Firma China Lucky Film Group spendete 200 000 Yuan für den Bau von Wassertanks im Kreis Donglan und im Kreis Long’an, um das Trinkwasserproblem für 2000 Leute in 388 Haushalten zu lösen.

Seitdem haben große Veränderungen im Leben von Huang Mei’e und ihren Mitbewohnern im Dorf stattgefunden. Liu Xiaofeng, der Vizevorsitzenden des Frauenverbands Guangxi, wurde die Leitung des Projektes übertragen. Unter der Führung von Technikern begannen Huang Mei’e und die anderen Dorfbewohner, Wassertanks zu bauen. Es dauerte nur fünf Monate, um das Projekt zu Ende zu bringen.  Nun hat jede Familie einen drei Meter hohen Wassertank aus Zement, der 60 Kubikmeter Regenwasser speichern kann. Liu Xiaofeng sagt, dass die Baumaterialien für so einen Tank 1000 Yuan kosten. Eine PVC-Rohrleitung leitet Regenwasser vom Dach von Huangs Haus zum Tank, der 40 cm über dem Grund einen Hahn hat. Als Huang Mei’e Wasser aus dem Hahn rinnen sah, weinte sie vor Freude und schluchzte: „Es ist genug für unsere Familie und unsere Tiere.“

Seitdem sie einen Zementwassertank hat, schläft Huang Mei’e jede Nacht tief und fest. Bald nachdem er gebaut wurde, plante sie ihr neues Leben. Da sie nicht mehr Wasser von weit her holen musste, konnte sie einen Nebenerwerb aufnehmen neben ihrer Arbeit am Bauernhof. Sie entschloss sich, Tofu zu produzieren, und verwendete ihre Ersparnisse, um die notwendige Austattung dafür zu kaufen. Heute ist sie tagtäglich damit beschäftigt, Tofu zu machen.

Huangs Tofu ist bekannt in der Gegend. „Mit sauberem Wasser wird unser Leben mit jedem Tag besser“, sagt ihr Mann. „Neben der Tofuproduktion pflanzen wir auch Gemüse an.“

Die Familie Huang verfügt nun über ein Fernsehgerät und eine Waschmaschine. Huang Mei’e hat auch sechs Schweine mehr und ein Dutzend Hühner. Sie verwendet Bohnenreste als Schweinefutter und außerhalb des Schweinestalls wurde eine kleine Grube zur Methanerzeugung ausgehoben, die eine Heimindustriekette bildet.

Im Hinterteil des Huang-Hofes ist ein privater Gemüsegarten. Huang Mei’e sagt: „Nächstes Jahr werde ich 1000 Yuan ausgeben, um einen weiteren größeren Wassertank zu bauen, um Mandarinen auf gepachtetem Land hinter unserem Hof anzubauen. Später werde ich ein zweistöckiges Zementhaus mit gekalkten Mauern und großen Balkonen bauen.“

China Women’s Development Foundation: Jianguomennei Staße 15, Beijing

Telefon: 0086-10-65263572, 0086-10-65140471

 

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