Lebensrettende
Wassertanks
Von
Mitarbeiterin Zhang Hua



Huang Mei’e geht in ihre dunkle
Küche, zündet eine Fackel an, nimmt eine Schulterstange und
zwei Wassereimer und verlässt ihr Haus. In der Ferne kann
man die Lichter einiger Fackeln sehen, die sich auf die andere
Seite des Berges zubewegen. Seit ihrer Hochzeit, nach der
sie in das Dorf Xiaodong zog, dreht sich ihr tägliches Leben
um die in einer Kalksteinhöhle gelegene Quelle, die einige
Kilometer von ihrem Zuhause entfernt ist. Huang Mei’e lebt
im Kreis Donglan, Autonomes Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität,
ein Gebiet mit schlimmer Wasserknappheit. Diese Quelle ist
die einzige Trinkwasserquelle für 300 Dorfbewohner und ihr
Vieh.
Vor der Kalksteinhöhle ist
eine Schlange von mehr als zehn Wassereimern. Huang sieht
eine buckelige Frau um die 70, eine junge Frau, deren Kind
auf ihrem Rücken schläft, und einige Mädchen im Schulalter.
Sie sind alle leise und dösen vor sich hin während sie sich
um Wasser anstellen. Zwei Stunden später ist Huang Mei’e an
der Reihe. Der Weg in die Höhle ist steil, wird enger, je
tiefer man klettert, und lässt immer nur eine Person durch.
Die 50 Meter tiefe Höhle ist dunkel. Sie ist früh genug gekommen,
bevor das Wasser austrocknet. Nur ein wenig später und sie
hätte weitere zwei Stunden in der Höhle warten müssen, bis
genügend Wasser heraussickert.
Huang Mei’e beginnt ihren
Aufstieg vom Grund der Höhle. Der Pfad ist eng und rutschig.
Sie trägt die zwei Eimer auf dem Rücken und hält das Verbindungsseil
mit den Zähnen. Sie trägt die Fackel in der einen Hand und
hält sich mit der anderen an Felsvorsprüngen fest, während
sie Schitt für Schritt aus der Höhle klettert.
Huang Mei’e scheint Schmerzen
zu haben, wenn sie sich daran erinnert, wie noch vor drei
Jahren jeder Tag durch die Hauptaufgabe des Wasserholens dominiert
war.
„Während der Trockenzeit von
November bis März mussten wir Wasser von einer drei Kilometer
von Zuhause entfernten Kalksteinhöhle holen“, sagt sie. „Wir
brauchten zwei Stunden für eine Ladung Wasser. Meine sechsköpfige
Familie inklusive Vieh brauchte sechs bis sieben Ladungen
pro Tag, deshalb konnte ich nichts anderes machen als Wasserholen.
All die alten Frauen in unserem Dorf haben sich die Zähne
abgenutzt an den Wassereimerseilen. Da ich noch jung bin,
habe ich meine noch.“
Die Dorfbewohner müssen mit
dem Wasser sehr sorgfältig umgehen. Am Morgen verwendet eine
Familie eine halbe Schüssel Wasser zum Gesichtwaschen, das
dann am Abend zum Füßewaschen gebraucht wird, bevor es den
Schweinen gegeben wird. Das Wasser, mit dem Gemüse gewaschen
wird, wird anschließend zum Geschirrspülen genommen. Man nimmt
kein Bad, sondern verwendet ein nasses Handtuch, mit dem man
sich das Gesicht und den Körper abwischt.
An solchen Orten ist Wasser
zentral für das Leben der Menschen. In der Trockenzeit geht
jeder, der 10 Kilo tragen kann, zur Kalksteinhöhle um Wasser
zu holen, kleine Kinder werden alleine im Dorf zurückgelassen.
Wenn die Nacht hereinbricht, können ihre Schreie aus Hunger
und Angst meilenweit gehört werden.
Viele Leute können nicht glauben,
dass Guangxi eine Region mit Wasserknappheit ist. Guilin in
Guangxi ist weltberühmt für seinen schönen Fluss Lijiang.
Wenn man aber auf den Berg klettert, sind Spalten zu sehen.
Das ist ein Merkmal von Karstlandschaften. Das Regenwasser
sickert in den Untergrund durch Spalten und Kalksteinkanäle.
In der Regenzeit ruft schwerer Regen Überflutungen hervor,
aber das überschüssige Wasser läuft schnell ab.
In einer Bemühung, aus den
Untergrundwasserquellen Kapital zu schlagen, bauten die Dorfbewohner
eine öffentliche Zisterne an einem tief gelegenen Ort, um
Regenwasser für die Trockenzeit aufzubewahren, wenn es Kämpfe
um Regenwasser gibt. Jeder Haushalt baute außerdem einen zwei
Kubikmeter großen Wassertank aus Schlamm. Doch hielten die
Schlammtanks nicht lange und die Dorfbewohner konnten es sich
nicht leisten, Zementtanks zu bauen.
2001 entschied die China Women’s Development
Foundation, ein Projekt zu starten, das „Liebe der Erde,
Mutters Wassertank“ heißen sollte. Die Firma China Lucky Film
Group spendete 200 000 Yuan für den Bau von Wassertanks im
Kreis Donglan und im Kreis Long’an, um das Trinkwasserproblem
für 2000 Leute in 388 Haushalten zu lösen.
Seitdem haben große Veränderungen im Leben
von Huang Mei’e und ihren Mitbewohnern im Dorf stattgefunden.
Liu Xiaofeng, der Vizevorsitzenden des Frauenverbands Guangxi,
wurde die Leitung des Projektes übertragen. Unter der Führung
von Technikern begannen Huang Mei’e und die anderen Dorfbewohner,
Wassertanks zu bauen. Es dauerte nur fünf Monate, um das Projekt
zu Ende zu bringen. Nun hat jede Familie einen drei Meter
hohen Wassertank aus Zement, der 60 Kubikmeter Regenwasser
speichern kann. Liu Xiaofeng sagt, dass die Baumaterialien
für so einen Tank 1000 Yuan kosten. Eine PVC-Rohrleitung leitet
Regenwasser vom Dach von Huangs Haus zum Tank, der 40 cm über
dem Grund einen Hahn hat. Als Huang Mei’e Wasser aus dem Hahn
rinnen sah, weinte sie vor Freude und schluchzte: „Es ist
genug für unsere Familie und unsere Tiere.“
Seitdem sie einen Zementwassertank
hat, schläft Huang Mei’e jede Nacht tief und fest. Bald nachdem
er gebaut wurde, plante sie ihr neues Leben. Da sie nicht
mehr Wasser von weit her holen musste, konnte sie einen Nebenerwerb
aufnehmen neben ihrer Arbeit am Bauernhof. Sie entschloss
sich, Tofu zu produzieren, und verwendete ihre Ersparnisse,
um die notwendige Austattung dafür zu kaufen. Heute ist sie
tagtäglich damit beschäftigt, Tofu zu machen.
Huangs Tofu ist bekannt in
der Gegend. „Mit sauberem Wasser wird unser Leben mit jedem
Tag besser“, sagt ihr Mann. „Neben der Tofuproduktion pflanzen
wir auch Gemüse an.“
Die Familie Huang verfügt
nun über ein Fernsehgerät und eine Waschmaschine. Huang Mei’e
hat auch sechs Schweine mehr und ein Dutzend Hühner. Sie verwendet
Bohnenreste als Schweinefutter und außerhalb des Schweinestalls
wurde eine kleine Grube zur Methanerzeugung ausgehoben, die
eine Heimindustriekette bildet.
Im Hinterteil des Huang-Hofes
ist ein privater Gemüsegarten. Huang Mei’e sagt: „Nächstes
Jahr werde ich 1000 Yuan ausgeben, um einen weiteren größeren
Wassertank zu bauen, um Mandarinen auf gepachtetem Land hinter
unserem Hof anzubauen. Später werde ich ein zweistöckiges
Zementhaus mit gekalkten Mauern und großen Balkonen bauen.“
China Women’s Development
Foundation: Jianguomennei Staße 15, Beijing
Telefon: 0086-10-65263572,
0086-10-65140471