Auslandspresse
für
ein Lehrbuch genutzt
In
welchen Teil der Welt man auch reist, meistens findet man dort
eine deutschsprachige Zeitung oder Zeitschrift vor. Gemeint
sind hier nicht die aus deutschsprachigen Ländern eingeflogenen
Exemplare bekannter Titel, sondern vor Ort gedruckte Publikationen.
Diese Druckschriften – von der Arktis („Spitzbergener Zeitung“)
bis Südafrika („Afrika-Kurier“) – haben einen ganz speziellen
Informationswert, entdeckt man in ihnen doch vieles, was man
im übrigen Blätterwald nicht zu lesen bekommt.
Der
Verlag für fremdsprachige Literatur in Peking hat diesen Fundus
für die Herausgabe eines Lehrbuchs für deutschlernende Chinesen
genutzt. Unter dem Titel „Deutsch weltweit lesen“ wurden 99
Texte aus 55 Zeitungen von 33 Ländern zusammengestellt,
ins Chinesische übersetzt und mit hilfreichen Erläuterungen
versehen. Die Auswahl der Texte besorgte der in China tätige
deutsche Journalist Atze Schmidt.
„Chinesisch ist die meistgesprochene Muttersprache
der Welt, Englisch ist die Nummer 1 der Fremdsprachen, aber
die Deutschen waren die Pioniere und sind die Weltmeister als
Zeitungsmacher“, liest man im Vorwort. „1609 erschien in Straßburg
die erste Zeitung der Welt, ein Wochenblatt. 1650 wurde in Leipzig
die erste Tageszeitung gegründet. Heute gibt es deutschsprachige
Publikationen rund um den Globus in einer kaum mehr übersehbaren
Vielfalt.“
Überall da, wo Deutsche aus historischen
Gründen als Angehörige einer nationalen Minderheit leben
(vor allem in Osteuropa), oder wo sie im Lauf der Geschichte
eingewandert sind (wie in Nordamerika, Lateinamerika, Afrika
und Australien), oder wo sie sich in größerer Zahl
als Touristen einfinden (wie in Frankreich, Spanien, Portugal
und Thailand), werden Zeitungen und Zeitschriften in deutscher
Sprache gedruckt.
Das Buch zitiert u. a. die St. Petersburgische
Zeitung (gegründet 1727 und damit die älteste deutschsprachige
Auslandszeitung), die Brasil-Post, die Aktuelle Rundschau aus
Paraguay, die Athener Zeitung, das Karpatenblatt, die Kaukasische
Post, die Prager Zeitung, die Baltische Rundschau, die Allgemeine
Zeitung aus Namibia, die Nordamerikanische Wochenpost, die Deutsche
Presse aus Kanada und den Australien-Kurier. Auch Publikationen
aus China und Japan kommen zu Wort.
Es ist das erste Mal, dass eine solche Zusammenstellung
von Texten ausschließlich aus der deutschsprachigen Auslandspresse
als Lehr- und Lesebuch erscheint. „Die erstaunliche Menge und
die Verschiedenartigkeit dieser Zeitungen lieferte reichlich
Stoff für ein, wie ich hoffe, kurzweilig zu lesendes Buch mit
interessanten Informationen“, sagt Atze Schmidt. „So bin ich
dem Pekinger Verlag dafür dankbar, dass er das finanzielle Risiko
des Projekts nicht gescheut hat.“
Hinweise
zu dem Buch: Paperback, 370 Seiten, ISBN 7-119-03679-3. Weiteres
im Internet: info@flp.com.cn