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Tiefe Freundschaft zwischen Chinesen und Juden 6

Erwin Reifler, Professor für Komparatistik*

Von Yang Yiren

In der amerikanischen Stadt Seattle am Pazifik befindet sich eine Grabstätte. Auf ihrem Stein sind besondere Schriftzeichen neben Namen und Datum eingraviert. Sie ziehen die Aufmerksamkeit von jedem, der an dieser Grabstätte vorbeikommt, auf sich. Würden Amerikaner vorbeikommen, verstünden sie es gar nicht. Wenn Chinesen das lesen, wissen sie nur, dass es sich um zehn chinesische Schriftzeichen handelt. Was für eine Schrift das ist und was sie bedeuten, davon würden die meisten Chinesen keine Ahnung haben. Nur Gelehrte, die sich mit der chinesischen Kultur, besonders mit der chinesischen Schrift beschäftigen, verstehen, was das ist.

Diese Schriftzeichen sind eine Inschrift auf Bronze, die während der Zeit vom 16. bis zum 11. Jahrhundert vor unserer Zeit benutzt wurde. Sie stellen einen Auszug aus dem antiken Werk "Lun Yu" (Gespräche) dar. „andlungenHandlungen "Lun Yu" ist eine Sammlung aphoristischer Aussprüche des Konfuzius und kurzer Gespräche zwischen ihm und seinen Schülern. Eine so weite Entfernung über den Pazifik spannend und ein so altes Zitat aus China bewundern alle, die es gesehen haben. Wenn man die Geschichte von dem in der Grabstätte in Frieden ruhenden Mann hört, wird man mit tiefster Verehrung zu ihm aufsehen.

Dieser Mann ist Professor Erwin Reifler, der im Jahr 1903 in Wien geboren wurde und 1965 in Seattle gestorben ist. Er lebte ca. fünfzehn Jahre in China, meistens in Shanghai. Unter Einfluss seiner Familie fing er mit fünfzehn Jahren an, sich für Linguistik zu interessieren. Zuerst befasste er sich mit Japanisch. Einige Jahre später, als er bemerkte, wie viel des Japanischen ursprünglich aus Chinesisch kommt, begann er sich mit Chinesisch auseinanderzusetzen. Er studierte an der Wiener Universität bei Professor Arthur Edler von Rosthorn, der nicht nur Sinologe, sondern auch ein hervorragender Diplomat war und 30 Jahre lang in China gearbeitet hatte. 1931 wurde er zum Doktor der Sinologie promoviert. Im Jahr 1932 kam er nach Shanghai und arbeitete als Assistent des österreichischen Beraters beim Völkerbund. Daneben gab er auch noch Deutsch-Unterricht an der Jiaotong-Universität in Shanghai. Von 1938 bis 1940 arbeitete er in Hongkong, anschließend ging er wieder nach Shanghai zurück. Von 1940 bis 1942 unterrichtete er jeweils ein Jahr an der Nationalen Hochschule für Medizin und an der Fakultät für Pharmakologie der Chinesisch-Französischen Universität in Shanghai Deutsch und Latein. Anschließend arbeitete er an der Aurora-Universitäteine der drei katholischen Universitäten in China. Daneben hielt er auch noch Chinesisch-Kurse für Ausländer ab.

In der Zwischenzeit entdeckte Erwin Reifler bei seinen Untersuchungen ähnliche Wortbildungen in verschiedenen Sprachen. Zum Beispiel bedeutet das englische Wort „pupil“ sowohl „Kind“, als auch „Pupille“. Ähnliches kann man auch in Lateinisch, in Altgriechisch und Hebräisch, ja sogar im Japanischen entdecken. Und er fand auch im Chinesischen ein ähnliches Wort, nämlich: „tong“ (  ). Das chinesische Wort setzt sich aus zwei Teilen zusammen, einem rechten und einem linken. Der linke Teil bedeutet „Augen“ und der rechte „Kind“. Professor Reifler erklärte dieses Phänomen bei seinem Unterricht an der Aurora-Universität sehr plastisch: Ein Mensch blickt auf einen anderen Mensch, wobei sich in dessen Augen der andere als kleines Spiegelbild erscheint und somit wie ein kleiner Mensch aussehen kann. So könnte die  Wortbildung entstanden sein. Diese Erklärung zeugt von seiner Kreativität. Er nahm an, wenn man die chinesischen Schriftzeichen eingehend studieren und analysieren würde, könnte man begreifen, wie die Menschen vor unserer Zeit gedacht haben. Auf dem Gebiet der Komparatistik hatte er großen Erfolg.

Bei der Verbesserung der chinesischen Eisenbahnverwaltung während der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts leistete Professor Erwin Reifler ebenfalls große Hilfe. Leiter des Verwaltungsamts für die Eisenbahn von Shanghai nach Nanjing und die von Shanghai über Hangzhou nach Ningbo war damals Huang Boqiao, der sein Studium zum Diplom-Ingenieur in Deutschland beendet hatte. Bei einer Internationalen Konferenz und auf einer Studienreise nach Europa arbeitete Erwin Reifler als sein Berater und Dolmetscher. Er stellte Herrn Huang außerdem Materialien über die Eisenbahn in Österreich zur Verfügung, sammelte und ordnete diese, und übersetzte sie sogar aus dem Deutschen ins Chinesische. Durch diese tatkräftige Unterstützung konnte Huang Boqiao bei der Verbesserung der Eisenbahnverwaltung viel erreichen. Durch seine bewusste und mutige Herangehensweise ging die Arbeit rasch voran.

Professor Erwin Reifler war aber auch eine politisch vorausschauende Person. Sobald der Nazi-Partei 1933 die Staatsmacht in Deutschland übergeben worden war, hatte er ein Vorgefühl, dass Österreich in Gefahr war, von Hitler annektiert zu werden. Später holte er seine Mutter und seine jüngere Schwester von Österreich nach Shanghai. Im April 1938 kam es zum Anschluss Österreichs an das faschistische Deutschland.

Er heiratete Frau Henrietta Brown aus England, eine seiner Schülerinnen. Die Hochzeit fand in der großen jüdischen Schule in Shanghai statt, die 1920 mit dem Geld eines wohlhabenden Mannes fertig gebaut worden war, der mit seiner Spende an seine gestorbene Frau erinnern wollte. Sie war als Englisch-Lehrerin tätig. Im Jahr 1943 richtete das japanische Besatzungsregime ein Ghetto für Juden, die nach 1937 in Shanghai ankamen, und das so genannte Versammlungszentrum für Ausländer, die aus England, aus den USA oder anderen Ländern kamen, ein. Erwin Reifler sollte nicht in das Ghetto ziehen, weil er sich seit 1932 in Shanghai aufhielt. Aber seine Frau sollte ins „Zentrum“ verbracht werden. Sie wurde gezwungen, mit drei Kindern ihre Familie zu verlassen. In der Zeit, wo das Ehepaar getrennt war, arbeitete Professor Reifler mit seinen chinesischen Kollegen sehr intensiv zusammen.

Im Juli 1943 wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, um das „Deutsch-Chinesische Standard-Handwörterbuch“ zusammenzustellen. Die Gruppenmitglieder waren Professoren aus verschiedenen Fachbereichen wie Ingenieurswesen, Physik, Architektur, Rechtswissenschaft oder Medizin und machten sich mit der deutschen Sprache vertraut. Herr Huang Boqiao hatte den Posten des Chefredakteurs inne und spendete seine hundert Bücher als Nachschlagewerke. Erwin Reifler nahm an dieser Gruppe teil und war der einzige, der sich zuvor mit Linguistik beschäftigt hatte. Er beherrschte nicht nur sehr gut Chinesisch, sondern auch andere Sprachen, und studierte dazu noch Komparatistik. Das Deutsch-Englische Wörterbuch „Muret Sanders“ wurde als Vorlage benutzt. Dabei war es unentbehrlich, dass zumindest ein Mitarbeiter mit Deutsch, Englisch und Chinesisch vertraut war. Erwin Reifler war für seine Aufgabe sehr geeignet. Als umstrittene Fragen aufkamen, blätterte er verschiedene Wörterbücher durch, dann stellte er eine genaue Interpretation zur Diskussion. Durch eingehende Diskussion wurde ein deutsches Wort mit einer exakten chinesischen Definition versehen. Diese Arbeit dauerte vier Jahre. Dann erschien das erste deutsch-chinesische Wörterbuch in China. Darin konnte man nicht nur schnell eine erwartende Erläuterung nachschlagen, sondern auch Lust am weiteren Lernen wecken. Jedes Wort wurde mit einer genauen und korrekten Bedeutungsangabe, grammatischen Anwendungen, Aussprache und Silbentrennung versehen, die alle gemäß verschiedener deutscher Wörterbücher und der deutschen Enzyklopädie eingehend nachgeprüft wurden. Die Fachwörter waren in Chinesisch extra definiert und Namen und Ortsnamen waren entsprechend den von China festgelegten Normen ins Chinesisch übersetzt. Aber aufgrund verschiedener Umstände konnte das Wörterbuch nicht rechtzeitig herausgebracht werden. Erst im Juli 1950 konnte es erscheinen und war sehr gefragt. Von Januar 1953 bis Mai 1956 wurde das Wörterbuch insgesamt fünfmal in Neuauflage herausgebracht. Im Jahr 1957 erschien es außerdem im Sedezformat mit steifem Einband. Sogar in Hongkong wurde es im November 1979 herausgebracht. Das Wörterbuch war 30 Jahre lang sehr gefragt, weil es das einzige und sehr wichtige Nachschlagewerk für Experten, Gelehrte, Professoren und Studierende war, die mit der deutschen Sprache zu tun hatten. Erst in den 1980er Jahren wurde ein neues „Deutsch-Chinesisches Wörterbuch“ vom Yiwen-Verlag in Shanghai aufgelegt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fuhr Professor Erwin Reifler mit seiner ganzen Familie nach Hongkong, dann in die USA. Anschließend hatte er sich in Seattle niedergelassen, bis zum Jahr 1963. Während er in Seattle lebte, gab er Chinesisch-Unterricht und studierte weiter Komparatistik.

Er studierte darüber hinaus antike chinesische Metrologie (Maß- und Gewichtskunde) aus dem Blickwinkel der Linguistik. So verglich er alte Messgeräte aus verschiedenen Kulturen. Er hatte auch großes Interesse an antiker Architektur, einschließend alter hebräischer Bauwerke. Dieser erfolgreiche Mann beschäftigte sich ein Leben lang mit China und wird noch in Frieden ruhend von den antiken chinesischen Schriftzeichen auf seinem Grabstein begleitet.

*Dieser Artikel bezieht sich auf einen Beitrag aus dem Buch „Die kulturellen Eliten der Juden in Shanghai“ von Xu Buzeng

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