August 2003
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Ein Mann, der im Gesicht zaubert

Von Xue Ning

„Die meisten Kosmetiker betrachten reiche Schminke als Schönheit. In der Tat ist Kosmetik eine Kunst, in der Malen, Modellieren, Fotografie und Menschenkörper in einer Einheit stehen. Mir gefallen helle Farben, denn der menschliche Körper hat seine eigenen Konturen. Erst wenn die Farben gut kombiniert sind, wird die Schönheit des Menschen sichtbar.“ Das ist die Theorie von Yang Bailong, einem bekannten chinesischen Kosmetiker.

Traditionellerweise wurden Kosmetiker in alten Zeiten mit Friseuren gleichgesetzt. Aus diesem Grund wird der Beruf des Kosmetikers von vielen nicht respektiert. Besonders Männer werden in diesem Zweig sehr gering geschätzt. Als Yang Bailong beschloss, diesen Beruf auszuüben, trat sein Vater entschieden dagegen auf. Seiner Ansicht nach verdient man sich seinen Unterhalt mit Schwerarbeit oder seinem Wissen, aber nicht damit, Frauen zu schminken und zu pudern. 

Aber Yang Bailong wollte seinen Wunsch nicht aufgeben. Von klein auf zeigte er ein starkes Interesse für Kosmetik. Als er noch sehr klein war, erfreute er sich daran, wie seine Mutter farbenprächtige Kleider im chinesischen Stil anfertigte. Er konnte stundenlang bei seiner Mutter sitzen und gab gar keinen Laut von sich. Im Alter von sechs Jahren schaute er sich im Fernsehen eine Seifenoper aus Taiwan an, deren Hauptrollen von einigen hübschen Jungen und Mädchen gespielt wurden. Die Trachten der Schauspielerinnen zogen ihn an und er versuchte deshalb, seine 3-jährige Cousine zu schminken. Kohlenzange, Eßstäbchen, Zeichenstift und Nagellack – das waren seine Schminkwerkzeuge. Nach getaner Arbeit erschien ein schönes Mädchen: Dauerwellen, blaue Augen, schwarze Augenränder und rote Fingernägel. Das war sein erstes Werk.

Als Bailong 12 Jahre alt war, begann er, seine älteren Brüder, seine Onkel und fast alle Männer, die er kannte, zu frisieren. Seine Frisuren waren originell und modern, und er machte sich damit einen Namen.

Im Alter von 19 Jahren beschloss er, an der Zentralen Theaterakademie in Beijing Kosmetologie zu studieren. Sein Schulgeld musste er sich aber mit Gelegenheitsarbeiten auf einer Baustelle verdienen. Die Arbeit war schwer und langweilig: 50 kg schwere Zementsäcke zu einem Rührbecken schleppen, den Zement in das Becken leeren und dann mit Wasser anrühren, danach Porzellanfliesen in Wasser einlegen, sie abtrocknen und die Porzellanfliesen den Fliesenlegern reichen. Am Ende musste er die verlegten Fliesen mit einem Putzlappen reinigen.

Im Winter 1997 fuhr er allein mit dem Zug nach Beijing. Leider lief nicht alles nach Wunsch. Sein Schulgeld reichte nicht aus. Es blieb ihm nichts anders übrig, als Geld zu verdienen, damit sein Traum, Kosmetiker zu werden, in Erfüllung gehen konnte.

„Ich weiß nicht, ob es noch jemanden gibt, der so oft wie ich seinen Arbeitsplatz gewechselt hat. Innerhalb von drei Monaten hatte ich in acht Friseursalons gearbeitet. Ich stamme aus der Unterschicht der Gesellschaft. Aber ich habe mein Ziel nie aus den Augen verloren. Ich war mir immer sicher, dass ich es zu einem der besten Kosmetiker bringen würde.“

Am 1. Mai 2000 begann sein Studium an der Zentralen Theaterakademie. Beim Fachstudium konnte er seine Erfahrungen und seine Inspiration in die Praxis umsetzen. Beim 15. Kosmetik- und Frisuren-Wettbewerb in Beijing im Jahre 2001 erhielt er den ersten Preis. 2002 gewann er beim Ersten Nationalen Wettbewerb für moderne Kosmetik wieder einen Pokal. Im Dezember 2002 wurde er als einer der „zehn besten jungen Kosmetiker Chinas“ ausgezeichnet.

Seine Arbeit brachte zahlreiche Filmstars und Mannequins zum Strahlen. Als Bote der Schönheit widmet er sich der Kosmetologie. China ist ein Staat mit 56 Nationalitäten, deren Trachten eine wichtige Grundlage für die Kosmetologie schaffen. Die chinesische Kultur mit der Entwicklung der Kosmetologie zu verbinden, ist Bailongs größter Traum. 

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