SARS
verändert Chinas Gesicht
Von Li Wuzhou


Die
größte Besonderheit der Frühlings-/Sommermodeschau
am 20. April in Paris war, dass die elegant auf dem Laufsteg
defilierenden Mannequins Gazemasken trugen. Dies war keine Marotte
eines Modedesigners, sondern ein wirklichkeitsnaher Aspekt zeitgenössischen
Lebens. Für die Einwohner Beijings war die Gesichtsmaske zwischen
März und Juni 2003 zu einem Bestandteil des Alltags geworden.
Witzige SMS wie „Mit weichen Linien ziehe ich deine Ohren nach,
sanft berühre ich deine Wangen, und süß küsse ich deine
Lippen... doch täusche dich nicht: Ich bin nur eine Gesichtsmaske.
Setz mich auf, wenn immer du hinausgehst“ wurden von den zahlreichen
Mobiltelefonbenutzern der Hauptstadt herumgeschickt. Bis die
Chinesen dem SARS-Virus mit Humor begegnen konnten, verging
eine Weile – am Anfang löste sein Auftreten weit herum
Angst und Panik aus.
Ein
harter Schlag
In
den 20 Jahren, die seit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik
vergangen sind, v. a. aber seit 1997, hatte das chinesische
Volk allen Grund zum Stolz und zur Zuversicht. Die Wirtschaft
des Landes machte unaufhörlich Fortschritte, China trat
der WTO bei und Beijing erhielt die Austragung der Olympischen
Spiele 2008 zugesprochen. Überdies ist das Leben der Chinesen
beständiger geworden. Das Auftreten von SARS riss deshalb
das chinesische Volk aus dem Zustand halber Selbstgefälligkeit
heraus und brachte Angst und Unsicherheit.
SARS hat
China und das Leben der Chinesen verändert.
Der
offensichtlichste Wandel war an der Art zu erkennen, wie die
Regierung nach dem 20. April mit der SARS-Epidemie umging. Die
Führungskräfte machten keine Anstalten, an sie gerichtete
Kritik zurückzuweisen oder ihr mit Gleichgültigkeit zu begegnen.
Die chinesische Regierung war offen und übernahm die volle Verantwortung.
Wie Vizeministerpräsidentin Wu Yi, die neue Gesundheitsministerin,
sagte, war es die Pflicht der Regierung, sich für die mangelnde
Informationsbereitschaft gegenüber den Medien zu entschuldigen
und ihre Politik zu korrigieren. Die nötigen Maßnahmen
wurden ergriffen und der Gesundheitsminister sowie der Bürgermeister
von Beijing ihres Amtes enthoben. Ab dem 21. April veröffentlichte
die Regierung tägliche Berichte über den Ernst der Epidemie.
Die Medien lieferten danach zeitgerecht Bekanntmachungen über
die laufende Situation, was zeigte, dass China die Bedeutung
von Transparenz im Inland und von offener Information der internationalen
Gemeinschaft erkannt hatte.
Die
Offenheit der Regierung und ihre Bereitschaft, zu ihren Fehlern
zu stehen, erhöhten das Vertrauen der Öffentlichkeit.
In einer Umfrage gaben die meisten an, sie würden sofort die
betreffenden Behörden benachrichtigen und die nötigen,
von der Regierung bekannt gemachten Präventiv- und Eindämmungsmaßnahmen
treffen, falls sie selber oder ein Mitglied ihrer Familie SARS-Symptome
aufweisen würden. Obwohl sich weniger als 20% rundum zufrieden
mit der Informationspolitik der Regierung zeigten, sagten 70%,
sie seien verhältnismäßig zufrieden. Dies zeigt,
dass die Mehrheit der Befragten der Regierung für ihre Arbeit
Anerkennung zollte und sie unterstützte.
Der Umgang
mit SARS zeigte, dass die chinesische Regierung den Anliegen
der Öffentlichkeit mehr Beachtung schenkt. Aus Aussagen
von Hu Jintao und Wen Jiabao, den obersten Führern Chinas, zur
„Maximierung öffentlicher Interessen“ geht hervor, dass
die öffentliche Gesundheit nunmehr Vorrang hat vor wirtschaftlichen
Gewinnen.
Gesundheit
und Gesundheitsdienste – Anliegen von hoher Wichtigkeit
Freunde
verabschieden sich in China herkömmlicherweise mit den
Worten: „Wie wär’s, wenn wir uns mal zum Essen treffen?“
Seit SARS jedoch lautet die Aufforderung: „Wie wär’s, wenn
wir mal wandern gehen?“
Während
der SARS-Epidemie betonten die Medien wiederholt, wie wichtig
körperliche Betätigung für die Stärkung des Immunsystems
sei. Bald sah man die Chinesen in den Straßen und Gassen
bei allen erdenklichen Sport- und Bewegungsarten, beim Badminton,
beim Fußfederball oder beim Frisbee Spielen. Die U-Bahnstationen
Beijings waren voll mit großformatigen Werbeplakaten für
Fitnessclubs, auf denen zu lesen war: „Eine Einladung an dich,
mich und ihn, zusammen schwitzen zu gehen, ist besser für uns
alle, als zum Essen auszugehen.“
Während
der SARS-Epidemie waren die Geschäfte in praktisch allen
Einkaufszentren leer, abgesehen von Supermärkten, die Gebrauchsgüter
für den Alltag verkaufen, und Sportgeschäften. Federbälle,
Ping-Pong-Ausrüstungen und Basketbälle waren an den meisten
Orten bald ausverkauft, während die Preise für Laufbänder
in die Höhe schossen.
Das
Geschäft mit Stadtfahrrädern erlebte einen derartigen
Aufschwung, dass bisweilen Vorbestellungen nötig waren.
Frau Wang, die in einer ausländischen Firma arbeitet, sagte:
„Die Temperaturen steigen. Wenn ich mit dem Rad in die Arbeit
fahre, kann ich gleichzeitig etwas für meine Fitness tun und
stärke auch mein Immunsystem. Außerdem vermeide ich
auf diese Art die überfüllten Busse. Das Radfahren ist eine
gute Methode, um effizient gegen SARS vorzubeugen.“
Eine übliche
Hygienemaßnahme, zu der in SARS-Zeiten noch häufiger
gegriffen wurde, war das Händewaschen. Dies war am gestiegenen
Wasserverbrauch abzulesen, der nach Mitte April pro Tag 350
000 m3 höher lag als vor der Epidemie.
Ein weiterer
Wandel fand in der öffentlichen Haltung gegenüber dem Spucken
statt. Vor einiger Zeit wurde in Beijing eine Organisation eigens
zu dem Zweck gegründet, diese üble und leider weit verbreitete
Gewohnheit auszurotten. Ihr Erfolg war äußerst bescheiden.
Seit der SARS-Epidemie aber ist Spucken in Beijing, Shanghai
und Guangzhou strengstens verboten und kann mit Strafen zwischen
50 und 200 Yuan belegt werden. Spezielle Polizeistreifen und
Freiwillige sind damit beauftragt, dem unhygienischen, krankheitsverbreitenden
Laster ein Ende zu setzen.
Unter
Beschuss kamen während der SARS-Zeit auch herkömmliche
Essgewohnheiten, insbesondere die Gepflogenheit, vom selben
Teller zu essen. Aus traditioneller chinesischer Sicht ist es
ein Ausdruck höchster Sympathie, wenn mehrere Freunde sich
mit ihren Stäbchen aus demselben Teller bedienen. Um die
Verbreitung von SARS zu verhindern, riet jedoch der Verband
Chinesischer Gastronomieunternehmen den Restaurants im ganzen
Land, einzelne Portionen in gesonderten Tellern zu servieren.
Gesundheitliche
Bedenken machten nicht einmal vor dem Immobilienmarkt Halt.
In Guangzhou sind gut durchlüftete Wohnungen mit einer Einrichtung
zur Luftumwälzung am meisten gefragt. Hochgradige Umweltfreundlichkeit
und Begrünung genügen den Ansprüchen der mittlerweile gesundheitsbewussteren
Käufer nicht mehr.
SARS erzwang
eine Neubewertung der Konzepte von Gesundheit und Lebensqualität.
Wertschätzung
von Familie und Freunden
Die
SARS-Epidemie führte den Menschen vor Augen, wie wichtig ihnen
Familie und Freunde sind. Es gab weniger soziale Veranstaltungen,
dafür wurde mehr Wert auf das Familienleben gelegt. Die Männer
in den Städten gingen nach der Arbeit auf einmal schnurstracks
nach Hause, um bei ihren Familienangehörigen zu sein, anstatt
auf dem Heimweg noch Kunden zu treffen oder sich mit Kollegen
zu vergnügen.
Einige
Soziologen vertreten die Ansicht, auch wenn SARS die physische
Distanz zwischen den Menschen vergrößert haben möge,
habe es jedem einzelnen klar gemacht, in welchem Maß wir
in dem globalen Dorf, in dem wir mittlerweile leben, voneinander
abhängig sind. Folglich hätten sich die Ansichten
zu Geld, Arbeit und traditionellen Werten geändert. Nachdem
sie eine Weile unter Quarantäne gesetzt oder in ihren Häusern
eingesperrt waren, wurden viele Leute offener und verspürten
das Bedürfnis, ihre Beziehungen zu anderen Menschen zu bestätigen.
Man rief seine Verwandten, die weit entfernt wohnen, häufiger
an, es wurde weniger gestritten, und ganz allgemein sorgte man
sich mehr um das Allgemeinwohl.
Wie ein
Wissenschaftler bemerkte, hätten neuere Entwicklungen in
Chinas Marktwirtschaft eine Welle des Individualismus ausgelöst,
die von Egoismus begleitet war, doch die SARS-Krise habe alle
dazu veranlasst, wieder an das Wohl der Gemeinschaft zu denken.
In einer
kürzlich durchgeführten Umfrage lautete die Frage: „Wenn Sie
Arzt wären, was würden Sie angesichts der SARS-Krise tun?“
45% derjenigen, die antworteten, gaben an, sie würden aus eigenem
Antrieb an die Front gehen, und 49% sagten, sie würden ihre
gegenwärtige Stellung halten. 80% antworteten: „Trotz der
Gefahr würde ich mich freiwillig für die SARS-Prävention
und -Kontrolle zur Verfügung stellen.“
Der Einfluss
des Konzepts „Alle für einen, einer für alle“, das sich im Kampf
gegen SARS herausbildete, auf zwischenmenschliche und vielleicht
gar internationale Beziehungen wird weitreichend sein.
Respekt
für Wildtiere
Es ist
nicht zu leugnen, dass die Chinesen bei der Erschließung
neuer Nahrungsquellen sehr einfallsreich sind. Es gibt Feinschmecker,
die scherzen: „Ich habe alles gegessen, das fliegen kann, außer
Flugzeuge, alles, das kriecht, außer Panzer, alles, das
im Wasser lebt, außer Schiffe, alle Vierbeiner außer
Stühle und alle Zweibeiner außer Menschen.“
In einer
Studie des Staatlichen Chinesischen Forstamts in 21 großen
und mittleren Städten, darunter Beijing und Shanghai, gaben
46% der Befragten an, schon einmal Wild gegessen zu haben –
38,3% taten dies aus Neugier, 54,8% im Glauben, dass solches
Fleisch einen hohen Nährwert besitze und belebend wirke.
Obwohl
nicht endgültig erwiesen ist, dass der SARS-Virus von einem
Wildtier stammte, haben die Chinesen dennoch begonnen, ihre
Ernährungsgewohnheiten zu überdenken. SARS hat die Neugier
nach dem Geschmack von Wildfleisch gedämpft.
In der
Vergangenheit behandelten die chinesischen Gastronomiebehörden
Fälle, in denen seltene oder gar bedrohte Arten auf dem
Teller landeten, aus der Sicht des Artenschutzes und weniger
vom Standpunkt der Seuchenprävention. Seit der Epidemie
aber hat die chinesische Gastronomie-Branche Anti-SARS-Maßnahmen
eingeführt, und der Verband der Chinesischen Köche verlangte
eine Verminderung des Wildfleischangebots. Das Staatliche Forstamt
und die Staatsverwaltung für Industrie und Handel verfassten
ein Rundschreiben, das ein Verbot der Jagd, des Kaufs und Verkaufs,
des Transports und des Im- und Exports von Wildfleisch sowie
eine umfassende Aufsicht der Haltung und der Zucht von Wildtieren
anordnete. Außerdem wurde berichtet, dass die Shanghaier
Köche ein gemeinsames Schreiben veröffentlichten,
in dem sie sich weigerten, Wildgerichte zuzubereiten. Am 10.
Mai setzte der Wildschutz der Stadt Shenzhen die Ausstellung
von Bewilligungen für Geschäfte mit Wildtieren aus und
zog alle früher ausgestellten Scheine ein. Shenzhen bereitet
überdies Gesetze vor, die den Verzehr von Wildfleisch verbieten
und Gebiete festlegen, in denen die Jagd dauerhaft verboten
ist.
Hin
zur vernetzten Existenz
Die SARS-Epidemie
hatte leere Omnibusse und gähnend leere Verkehrswege zur
Folge. Die Busse in Beijing sind normalerweise bis auf den letzten
Quadratzentimeter vollgestopft, doch im April war alles anders,
denn viele Betriebe erlaubten ihrer Belegschaft, zu Hause zu
arbeiten, oder gaben ihnen länger frei.
„Abgesehen
von gelegentlichen Einkäufen bin ich während zwei
Monaten nicht aus dem Haus gegangen – meine Eltern auch nicht“,
sagt ein gewisser Herr Zhang am Telefon. Doch er machte sich
keine Sorgen um sein Sozialleben oder um seine Arbeit, denn
er blieb über Computer und Telefon mit seiner Arbeitseinheit
und seinen Kunden in Kontakt.
Zhangs
Erfahrung zeigt, dass der SOHO-Lebensstil (für „small
office home office“) in China langsam Fuß
fasst. Sohu.com und Sina.com, zwei allseits bekannte chinesische
Internetportale, ließen ihre Mitarbeiter von zu Hause
aus arbeiten, so wie viele IT-Unternehmen im Beijinger Stadtteil
Zhongguancun.
Guo Haitong,
13, besucht die erste Klasse an der Yuyuantan-Mittelschule in
Beijing. Am 23. April setzten alle Grund- und Mittelschulen
in Beijing den Unterricht aus, doch den Schülern wurde mitgeteilt,
dass die Lehrer ihren Unterricht online im Internet und am Fernsehen
fortsetzen würden. Am 30. April lancierten drei Internetportale
gemeinsam Online-Unterrichtsstunden für Grund- und Mittelschüler.
Ab Mai konnte Guo über den Computer und das Fernsehen Unterricht
nehmen, der von den besten Lehrerinnen und Lehrern Beijings
gehalten wurde.
Frau Cheng,
die für eine PR-Agentur arbeitet, sagte: „Ich habe bis vor kurzem
noch nie etwas im Internet gekauft, doch dann entdeckte ich
einen Einkaufskanal, der sowohl günstig als auch sehr praktisch
ist. Ich glaube, das Einkaufen im Internet wird bald zur Mode
werden.“
Schätzungen
geben den Wert der im Jahr 2002 über das Internet verkauften
Güter mit 1,5–2 Mrd. Yuan an. Während der SARS-Epidemie
weigerten sich viele, in ein Einkaufszentrum zu gehen. Stattdessen
kauften sie im Internet ein.
alibaba.com,
ein Internetportal, das internationalen Einkäufern Zulieferer
in China vermittelt, gab am 17. April an, auf seiner Website
seien, wie schon seit März, über 9000 Geschäftsangebote
aufgelistet. Während des gleichen Zeitraums in den Jahren
2002 und 2001 jedoch lag dieser Wert bei bloß 3000.
Gemäß
Statistiken des Online-Auktionshauses Eachnet.com stieg die
Menge der angebotenen Information nach dem Ausbruch der SARS-Epidemie
drastisch. Informationen über Gesichtsmasken, Desinfektionsmittel
und Vitamine stiegen um das Sechsfache, während sich die
entsprechenden Transaktionen verzehnfachten. Pan Yan, der Manager
der Sport- und Reiseartikelabteilung von Eachnet.com, teilte
mit, dass im April durchschittlich 500 Käufer pro Tag eine
Bestellung aufgaben, was einem Geschäftsabschluss alle
3,5 Minuten gleichkam.
Einige
Einkaufszentren erschlossen mit einem Online-Angebot neue Märkte.
Der Manager einer Filiale sagte: „Mit dem Online-Einkauf werden
unsere Verkaufszahlen nicht mehr durch schlechtes Wetter oder
ernsthafte Epidemien beeinträchtigt werden.“
Das Internet
in China hat sich in den letzten Jahren schnell entwickelt.
Es gibt heute Dutzende Millionen Internetbenutzer, und in den
großen Städten sind Breitbandanschlüsse erhältlich.
Während der ersten Panik zu Beginn der SARS-Epidemie war
das chinesische Breitbandnetzwerk unverzichtbar für die Erledigung
von Arbeiten zu Hause, den Unterricht für Schüler oder den Online-Einkauf.
Es ermöglichte die Übertragung von Nachrichten über
den Stand der Epidemie, bot aber auch verschiedene Arten von
Online-Unterhaltung und -Kontakten.
Das Online-Leben
ist für viele Menschen zu einer neuen Mode geworden. Laut 263.com
stieg die Online-Zeit seiner Kunden um 20%.
Einige
gingen sogar so weit, ihre Hochzeitszeremonie im Internet abzuhalten.
In Chongqing sagte ein Brautpaar, das den 26. April als Hochzeitstag
ausgewählt und schon zwei Monate in die Vorbereitungsarbeiten
gesteckt hatte, seine Hochzeit ab, um das Risiko der Verbreitung
von SARS zu vermeiden. Stattdessen kaufte es eine Digitalkamera
und hielt seine Vermählung online ab. Braut und Bräutigam
prosteten ihren Freunden übers Internet zu und erhielten auf
dem selben Weg Glückwünsche zurück.
Gespräche
von Angesicht zu Angesicht wurden von Online-Chats abgelöst.
Einige sind der Meinung, das Internet mache Leute weniger kontaktfreudig,
so dass sie sich mit anderen lieber in einem virtuellen Chatroom
unterhalten als mit ihren Kollegen am Arbeitsplatz. Doch es
ist nicht zu leugnen, dass das Internet während der SARS-Epidemie
die Menschen näher zusammenbrachte.
Die Unverzichtbarkeit
des Internets während der SARS-Krise ließ die Öffentlichkeit
aufhorchen. Die Chinesen fragen sich mittlerweile, ob sie, von
der SARS-Epidemie abgesehen, ihre Haltung gegenüber der Informationstechnologie
nicht überdenken sollten. Obwohl die Gemeinde der chinesischen
Internetbenutzer Ende 2002 59,1 Mio. erreichte und größer
war als in Japan, ist sie im Verhältnis zur riesigen Gesamtbevölkerung
von 1,3 Mrd. noch immer winzig.
Die Krise
war außerdem eine Warnung für alle chinesischen Unternehmen,
die noch nicht über ein internes Netzwerk verfügen. Falls etwas
Unvorgesehenes geschieht, können sie ihren normalen Arbeitsrhythmus
aufrechterhalten? Eine Untersuchung ergab, dass nur 26% der
Unternehmen auf dem chinesischen Festland angemessene Maßnahmen
getroffen haben. Obwohl dieser Wert weit unter dem von Hong
Kong (53%) und Singapur (48%) liegt, lässt er sich mit
dem Umfrageergebnis in Kanada (28%) vergleichen.
Wie kann
ganz China ins Internet verlegt werden, so dass dieses eine
größere Rolle für die Modernisierung des Landes spielt?
Und wie kam es, dass diese vermeintlich unvorhergesehene Krise
durch das Internet in einem derartigen Ausmaß gemildert
wurde? Diese Fragen brachten das chinesische Volk dazu, sich
eingehender mit der Aufgabe des Aufbaus einer Gesellschaft mit
allumfassendem Wohlstand zu beschäftigen.