Dezember 2002
Ihre Position: Homepage >

Sonderberichte

Umweltschutz in Tibet

Erzählt man von den Veränderungen in Lhasa, ist auch der Umweltschutz zu erwähnen.

Die Tibeter können auf die Qualität ihrer Umwelt stolz sein. 1999 gab die Regierung des Autonomen Gebiets Tibet einen Bericht über den Zustand der Umwelt bekannt. Nach diesem Bericht zählt Tibet, das als „Dach der Welt“ für das globale Klima von großer Bedeutung ist, zu den am geringsten verschmutzten Gebieten der Welt, während heute das Umweltverschmutzungsproblem in der ganzen Welt immer schwerer wird. Tibet verfügt noch über die reinste Luft und den blausten Himmel in der ganzen Welt.

Experten für Umweltschutz meinen, dass das „Dach der Welt“ nicht nur das Klima der östlichen Hemisphäre maßgeblich beeinflusst, sondern auch die „Klimaanlage“ Chinas bzw. der ganzen Welt ist. Darüber hinaus spielt Tibet für die Flüsse und das Ökosystem Chinas und Südostasiens eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund liegt der Umweltschutz auf dem Tibet-Plateau nicht nur im Interesse der lokalen Bevölkerung, sondern ist auch für andere Gebiete der Welt bzw. die ganze Menschheit von Bedeutung.

Die Ergebnisse der erwähnten Untersuchung zeigen, dass die Luft und das Wasser in Lhasa noch kaum verschmutzt sind und Lhasa damit zu den saubersten Städten Chinas zählt. Die Dichte des Schwefeldioxids in der Atmosphäre über Lhasa liegt unter 0,1 mg/m3, weit unter dem landesweiten Grenzwert. Außerdem enthält die Luft keine Stickoxide. Zwar ist das Stadtzentrum Lhasas dicht bevölkert, der Partikelgehalt der Luft übersteigt aber nie 0,4 mg/m3.

In den letzten Jahren wird das Bewusstsein der Tibeter für den Umweltschutz immer stärker. So reichten im vorigen Jahr mehr als 20 Einwohner Lhasas eine Petition bei der Stadtregierung ein und forderten eine Lösung für die Staubbelästigung, die vom Zementwerk in der Nähe ihrer Wohnungen ausging. Die zuständige Behörde nahm sich der Sache an und startete sofort eine Untersuchung. Das Zementwerk wurde aufgefordert, über drei Millionen Yuan auszugeben, um das Problem der Staubverschmutzung zu lösen. Ebenfalls im Vorjahr begann man mit Investitionen in Höhe von 40 Millionen Yuan aus der Provinz Jiangsu, die Straßen Lhasas auszubauen. Dabei mussten mehr als 700 Bäume, die den Verkehr behinderten, gefällt werden, was die Gemüter der Einwohner erregte. Auf Anfrage antworteten Experten, dass man Weiden und Himalaya-Zedern, die für Grünanlagen geeigneter sind als die gefällten Pappeln, pflanzen werde.

In Lhasa erzählte mir ein Umweltschützer erfreut, dass man in Tibet in den letzten Jahren immer größeren Wert auf den Schutz der Wildtiere gelegt hat. So sind im Waldschutzgebiet Yadong langschwänzige Affen, die lange verschwunden waren, wieder zu sehen. Darüber hinaus wurde im Kreis Lhünzhub ein Rudel Rothirsche gesichtet, das zum ersten Mal vom Gebirge ins Tal herab stieg und den Anschein machte, als hätte es keine Angst vor Menschen. Nach vielen Jahren sind Rotschnabel-Möwen zum See des Longwangtan-Parks in Lhasa zurückgekehrt. Bemerkenswerterweise baten die Viehzüchter im Gebiet Ngari die Regierung darum, mongolische Halbesel in geringer Zahl abschießen zu dürfen, weil sie sich zu schnell fortpflanzten und mit dem Vieh um Gras konkurrierten. Die lokale Regierung erteilte jedoch keine Genehmigung.

Im letzten Jahr machte ich mit einigen anderen Journalisten im Landwirtschaftsgebiet Shannan eine Dienstreise. Plötzlich sahen wir auf den sich weit erstreckenden Feldern Hunderte von Schwarzhals-Kranichen, die dort Futter suchten. Schwarzhals-Kraniche stehen in China unter strengstem nationalem Schutz. Es kommt so selten vor, dass man eine so große Anzahl von ihnen vor Augen bekommt, dass wir sie sofort mit großer Begeisterung fotografierten. Da kam ein einheimisches Kind zu uns, überprüfte unsere Kameras gründlich und sagte: „Fotografieren ist nicht verboten. Aber man darf sie nicht erschrecken und schon gar nicht mit Steinen bewerfen. Das sind die Bestimmungen unseres Dorfes.“ Später erfuhren wir, dass dieses Dorf bereits vor einigen Jahren ausführliche Bestimmungen zum Schutz der Vögel ausgearbeitet hatte.

Um die saubere Umwelt zu erhalten und den wirtschaftlichen Aufbau und den Umweltschutz harmonisch zu verbinden, hat Tibet seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts mehr als 20 entsprechende Gesetze und Verordnungen erlassen, z.B. die Bestimmungen für den Umweltschutz des Autonomen Gebiets Tibet. Detailregelungen, z. B. für Naturschutzgebiete, Wildtiere, seltene Wildpflanzen, und die umfassende Regulierung der städtischen Umwelt werden gerade auch mit viel Aufwand ausgearbeitet.

-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+--+-+-+-+--+-+-+--+-
Zurück