Umweltschutz
in Tibet
Erzählt
man von den Veränderungen in Lhasa, ist auch der Umweltschutz
zu erwähnen.
Die Tibeter können auf die Qualität
ihrer Umwelt stolz sein. 1999 gab die Regierung des Autonomen
Gebiets Tibet einen Bericht über den Zustand der Umwelt bekannt.
Nach diesem Bericht zählt Tibet, das als „Dach der Welt“
für das globale Klima von großer Bedeutung ist, zu den
am geringsten verschmutzten Gebieten der Welt, während
heute das Umweltverschmutzungsproblem in der ganzen Welt immer
schwerer wird. Tibet verfügt noch über die reinste Luft und
den blausten Himmel in der ganzen Welt.
Experten
für Umweltschutz meinen, dass das „Dach der Welt“ nicht nur
das Klima der östlichen Hemisphäre maßgeblich
beeinflusst, sondern auch die „Klimaanlage“ Chinas bzw. der
ganzen Welt ist. Darüber hinaus spielt Tibet für die Flüsse
und das Ökosystem Chinas und Südostasiens eine wichtige
Rolle. Aus diesem Grund liegt der Umweltschutz auf dem Tibet-Plateau
nicht nur im Interesse der lokalen Bevölkerung, sondern
ist auch für andere Gebiete der Welt bzw. die ganze Menschheit
von Bedeutung.
Die
Ergebnisse der erwähnten Untersuchung zeigen, dass die
Luft und das Wasser in Lhasa noch kaum verschmutzt sind und
Lhasa damit zu den saubersten Städten Chinas zählt.
Die Dichte des Schwefeldioxids in der Atmosphäre über Lhasa
liegt unter 0,1 mg/m3, weit unter dem landesweiten
Grenzwert. Außerdem enthält die Luft keine Stickoxide.
Zwar ist das Stadtzentrum Lhasas dicht bevölkert, der Partikelgehalt
der Luft übersteigt aber nie 0,4 mg/m3.
In den letzten Jahren wird das Bewusstsein
der Tibeter für den Umweltschutz immer stärker. So reichten
im vorigen Jahr mehr als 20 Einwohner Lhasas eine Petition bei
der Stadtregierung ein und forderten eine Lösung für die
Staubbelästigung, die vom Zementwerk in der Nähe ihrer
Wohnungen ausging. Die zuständige Behörde nahm sich
der Sache an und startete sofort eine Untersuchung. Das Zementwerk
wurde aufgefordert, über drei Millionen Yuan auszugeben, um
das Problem der Staubverschmutzung zu lösen. Ebenfalls
im Vorjahr begann man mit Investitionen in Höhe von 40
Millionen Yuan aus der Provinz Jiangsu, die Straßen Lhasas
auszubauen. Dabei mussten mehr als 700 Bäume, die den Verkehr
behinderten, gefällt werden, was die Gemüter der Einwohner
erregte. Auf Anfrage antworteten Experten, dass man Weiden und
Himalaya-Zedern, die für Grünanlagen geeigneter sind als die
gefällten Pappeln, pflanzen werde.
In Lhasa erzählte mir ein Umweltschützer
erfreut, dass man in Tibet in den letzten Jahren immer größeren
Wert auf den Schutz der Wildtiere gelegt hat. So sind im Waldschutzgebiet
Yadong langschwänzige Affen, die lange verschwunden waren,
wieder zu sehen. Darüber hinaus wurde im Kreis Lhünzhub ein
Rudel Rothirsche gesichtet, das zum ersten Mal vom Gebirge ins
Tal herab stieg und den Anschein machte, als hätte es keine
Angst vor Menschen. Nach vielen Jahren sind Rotschnabel-Möwen
zum See des Longwangtan-Parks in Lhasa zurückgekehrt. Bemerkenswerterweise
baten die Viehzüchter im Gebiet Ngari die Regierung darum, mongolische
Halbesel in geringer Zahl abschießen zu dürfen, weil sie
sich zu schnell fortpflanzten und mit dem Vieh um Gras konkurrierten.
Die lokale Regierung erteilte jedoch keine Genehmigung.
Im letzten Jahr machte ich mit einigen anderen
Journalisten im Landwirtschaftsgebiet Shannan eine Dienstreise.
Plötzlich sahen wir auf den sich weit erstreckenden Feldern
Hunderte von Schwarzhals-Kranichen, die dort Futter suchten.
Schwarzhals-Kraniche stehen in China unter strengstem nationalem
Schutz. Es kommt so selten vor, dass man eine so große
Anzahl von ihnen vor Augen bekommt, dass wir sie sofort mit
großer Begeisterung fotografierten. Da kam ein einheimisches
Kind zu uns, überprüfte unsere Kameras gründlich und sagte:
„Fotografieren ist nicht verboten. Aber man darf sie nicht erschrecken
und schon gar nicht mit Steinen bewerfen. Das sind die Bestimmungen
unseres Dorfes.“ Später erfuhren wir, dass dieses Dorf
bereits vor einigen Jahren ausführliche Bestimmungen zum Schutz
der Vögel ausgearbeitet hatte.
Um die saubere Umwelt zu erhalten und den
wirtschaftlichen Aufbau und den Umweltschutz harmonisch zu verbinden,
hat Tibet seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts mehr
als 20 entsprechende Gesetze und Verordnungen erlassen, z.B.
die Bestimmungen für den Umweltschutz des Autonomen Gebiets
Tibet. Detailregelungen, z. B. für Naturschutzgebiete, Wildtiere,
seltene Wildpflanzen, und die umfassende Regulierung der städtischen
Umwelt werden gerade auch mit viel Aufwand ausgearbeitet.