In
den letzten Jahren kamen 2,9 Millionen Wanderarbeiter nach Guangzhou,
was einem Fünftel der Bevölkerung der Stadt entspricht. Man
sagt, Beijing sei eine kaiserliche Stadt, die majestätisch
und würdevoll ist. Shanghai sei ein Finanzzentrum, in dem Gelder
in großen Mengen den Banken zuströmen. Guangzhou dagegen
sei eine große Handelsstadt, in der in- und ausländische
Informationen zusammenkommen. Jeder, ob Geschäftsmann oder
Kleinhändler, kann hier die stürmischen Wogen des Handelsmeeres
spüren und seinen Traum verwirklichen.
Seidenstraße auf dem
Meer
In China gab es früher zwei Seidenstraßen:
die eine verlief auf dem Land und begann in Chang’an, die
andere auf dem Meer mit Guangzhou als Ausgangspunkt. Das war die
Grundlage für Guangzhous Entwicklung zu einer wichtigen Außenhandelsstadt
Chinas.
Seefahrtskarte
aus alter Zeit
In der Historischen Ausstellungshalle
des Zhenhai-Pavillons ist eine riesige vergilbte Seefahrtskarte
aus der Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n. Chr.) zu sehen. Ein großer
Pfeil darauf zeigt die in den ersten Jahren der Han-Dynastie erschlossene
Route der Seidenstraße auf dem Meer: von Guangzhou über Südostasien
und den Golf von Bengalen bis zu nach Sri Lanka. In der Tang-Dynastie
(618-907) wurde die Länge dieser Straße verdoppelt. Und
die Seefahrt erlebte ihre Blütezeit. Der Rekord, die längste
Seestraße der Welt zu sein, wurde über 900 Jahre gehalten.
Im Hafen Guangzhous wurden chinesische Porzellanwaren,
Seidenstoffe, Laternen, Waren aus Gold, Silber, Zink und Blei auf
ausländische Schiffe geladen. Da der Außenhandel in der
Tang-Dynastie eine hohe Blüte erreichte, wurden chinesische Porzellanwaren
im Ausland Tang-Porzellan genannt. Chinesen wurden als Tangren (Tang-Menschen)
bezeichnet. Später nannten Auslandschinesen das Vaterland Tangshan
(Tang-Berg).
Ausländische Seeleute
in Guangzhou
Im Bezirk Huangpu der Stadt Guangzhou
steht ein kleiner Paramita-Tempel (Paramita bedeutet auf Sanskrit:
ins Jenseits hinübergehen), der für einen ausländischen, ums
Leben gekommenen Seemann gegründet wurde. Auf einem horizontalen
Schild steht geschrieben: „Meer ohne Wogen“, was den Wunsch der
Dorfbewohner ausdrückte. Sie beteten im Tempel um eine sichere Seefahrt,
bevor sie in See stachen. Der Tempel wurde mehrmals renoviert. Auch
heute noch werden im häufig besuchten Tempel Weihrauchstäbchen
abgebrannt.
1981 kam ein Araber mit dem antiken
Segelboot in Guangzhou an, wobei er die Route der chinesischen Seidenstraße
auf dem Meer wiederholte. Seine Tat wurde weit und breit gepriesen.
Großer Handelshafen
Guangzhou
war seit jeher ein bedeutender Außenhandelshafen. Nach dem
Opiumkrieg wurde die Regierung der Qing-Dynastie gezwungen, einen
ungleichen Vertrag abzuschließen. Dem gemäß sollten
fünf Häfen, darunter auch Guangzhou, den westlichen Mächten
offen stehen. In der Neuzeit wurde Guangzhous Hafen mit der
Entwicklung der nationalen Industrie durch die Verwestlichungsbewegung
wiederbelebt. Jetzt ist Guangzhou einer der zweit größten
Häfen Chinas und steht an der 14. Stelle unter den großen
Häfen in der Welt. Seine jährliche Umschlagkapazität
beträgt 74,5 Millionen Tonnen. Am modernen, über zehn km langen
Kai gibt es einige Dutzend Ankerplätze für 10 000 Tonnen-Frachter.
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