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Inhalt von August 2001
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Provinz Guangdong

Guangdong- ein immer offenstehendes Tor

Von einem armseligen Fischerdorf zu einer großen Metropole - die Wirtschaftssonderzone als Wirtschaftswunder
Wal-Mart – ein Beispiel für die Öffnung des Dienstleistungssektors
Ein Verkehrsproblem auf dem Weg von Guangzhou nach Dongguan und Shenzhen kann die Arbeit von 90% der Computerproduzenten und der damit zusammenhängenden Industriezweige der Welt stören
Guangdong bietet jungen Leuten aus armen Gebieten viele Chancen
Guangdong – ein glückverheißender Ort, der große Persönlichkeiten hervorgebracht hat
In Guangdong legt man Wert auf eine pragmatische Einstellung
Die 10 000 Gesichter von Guangdong

 

Guangdong

- ein immer offenstehendes Tor

- die Provinz mit der weitgehendsten Öffnung in der chinesischen Geschichte und die Wiege der Revolution in neuester Zeit

- das erste Versuchsfeld für die Reform seit der Öffnung in den 80er Jahren

- ein Tor zur Welt und ein Vorbild für die Erneuerung

Für die meisten Chinesen ist Guangdong eine mehr oder weniger besondere, vielleicht sogar geheimnisvolle Provinz. Das liegt wohl daran, dass es an Hongkong und Macau grenzt. Seit der Gründung der Staatsmacht durch die KP Chinas 1949 wurden Macau und, insbesondere Hongkong zu Regionen, die geographisch zwar ganz in der Nähe des Festlands lagen, aber im politischen System und in der Ideologie ganz verschieden waren. Guangdong wurde dadurch zu einem Fenster, durch das sich die Chinesen und Ausländer jeweils ihre "Heterodoxie" anschauen konnten.

Öffnung: "Vom Vorposten gegen den Imperialismus in den 50er und 60er Jahren" zum offenstehenden Tor in den 80er Jahren

In den Jahren vor der Rückkehr Hongkongs zum Vaterland 1997 änderte sich die Funktion von Guangdong des öfteren. In den 50er und 60er Jahren stand das neu gegründete kommunistische China unter Bedrohung durch feindliche Kräfte. Der von der KP Chinas nach Taiwan vertriebene Chiang Kaishek versuchte mit Unterstützung der Amerikaner, die Macht über das Festland zurückzuerobern. Hongkong wurde ein Korridor, durch den amerikanische Spione oder Spione von Chiang Kaishek ins Festland schlüpften. In den in den 50er und 60er Jahren gedrehten Filmen mit dem Thema Spionage wurde eine kleine Gemeinde in der Nähe von Hongkong als Ort für bestimmte Filmszenen ausgewählt. Aus der Sicht der Einwohner im Landesinneren war Guangdong doch ein bisschen geheimnisvoll, insbesondere im Hinblick auf das im Film gezeigte luxuriöse Leben in Hongkong und die doch etwas auffallende Kleidung der Einwohner von Guangdong.

Am Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre wurde mit der Durchführung der Öffnungs- und Reformpolitik begonnen. Das viele Jahre lang verschlossene Tor Chinas wurde geöffnet. In jenen Jahren war Hongkong der größte Lieferant für Schmuggelwaren wie ausländische Uhren, Zigaretten und Tonbandrecorder, die die Einwohner im Festland nie gehabt haben, und Guangdong der Zielort. Damals konnte ein Mann mit einem unansehnlichen Aussehen und sehr bescheidenem Können allein mit einer Digitaluhr die Zuneigung eines hübchen Mädchens in einer Stadt im Norden gewinnen. Damals wurde Guangdong von einem geöffneten Fenster bereits zu einem geöffneten Tor. Die Hongkonger Lebensweisen und kulturellen Wertschätzungen strömten ins Festland hinein. Am Anfang der Reform und Öffnung waren der wirtschaftliche Zustand und der Lebensstandard noch ziemlich niedrig. Eingeführt wurden damals nur gewöhnliche Waren nach dem Geschmack von durchschnittlichen Menschen. Ein buntes Hemd, eine Schlaghose und lange Haare eines Mannes konnten damals Chinesen, die lange in einem verschlossenen Land gelebt hatten, in Verwunderung setzen. Guangdong war damals ein Ort für Engroshandel mit den Waren "made in Hongkong". Viele Landstreicher aus Beijing und aus anderen noch nördlicheren Städten wie z.B. Harbin reisten nach Guangdong, um dort Großhandel mit Bekleidung zu treiben, die die Hongkonger Mode nachahmten. In Beijing wurden damals viele Kleidungsmärkte errichtet. Die Mode aus Guangdong spielte die führende Rolle auf den Kleidungsmärkten im Landesinneren. Zur gleichen Zeit entstanden die ersten Neureichen in China - die Händler, die Guangdonger Kleidung verkauften.                               

In den 80er Jahren bedeutete Guangdong, weil es in der Nähe von Hongkong liegt, bei der Öffnung die führende Rolle spielte und in der wirtschaftliche Entwicklung den anderen Provinzen voraus war, für viele Menschen einfach Reichtum. Der Guangdonger Dialekt, der einst von Nordchinesen sehr geringeschätzt wurde und in der Aussprache und Intonation  von der Standardsprache völlig abweicht, wurde Mode im Landesinneren. Um ihr zu folgen, versuchten viele Menschen beim Sprechen Elemente aus dem Guangdonger Dialekt in die Standardsprache einzumischen. Die Anrede "Genosse", die Jahrzehnte lang gegolten hat, wich der Anredeform "Fräunlein" und "Herr". Guangdong war einfach eine Kopie von Hongkong und löst viel Bewunderung aus.

In der Geschichte der Öffnung ist eine besondere Wirtschaftsform und eine besondere Sozialgruppe von Auslandschinesen entstanden.

Hinter der Erscheinung der "Kopie von Hongkong" sind gewaltige, früher nie gekannte Veränderungen aufgetreten, eine davon war die Gründung von Wirtschaftssonderzonen. 1979 initiierte Deng Xiaoping, der später Generalarchitekt der Reform und Öffnung genannt wird, die Gründung von Wirtschaftssonderzonen im sozialistischen China. In dieser Zone wird eine besondere Politik praktiziert und ein Versuchsfeld für die Öffnung und Reform des ganzen Landes eröffnet.1980 wurden vier Wirtschaftssonderzonen offiziell gegründet, drei davon befinden sich in Guangdong, es sind Shenzhen mit einer Fläche von 327,5 qkm, Zhuhai mit einer Fläche von 6,81 qkm, Shantou mit einer Fläche von 1,6 qkm. (In der Provinz Fujian liegt die Wirtschaftssonderzone Xiamen. 1988 wurde noch die Provinz Hainan zur Wirtschaftssonderzone bestimmt.) Die Wirtschaftssonderzonen haben folgende Besonderheiten: Sie sind hauptsächlich auf ausländische Gedlmittel gegründet, die wirtschaftlichen Körperschaften sind hauptsächlich Joint-Venture-Betriebe, Kooperationsbetriebe, ausländische Betriebe und die Produkte werden hauptsächlich exportiert. Dort gelten hauptsächlich die Prinzipien der Marktwirtschaft. Die Besonderheiten der Wirtschaftssonderzonen bestehen vor allem also in der Praktizierung der besonderen Wirtschaftspolitik und des besonderen Wirtschaftssystems.

Dass die chinesische Regierung drei der ersten vier Wirtschaftssonderzonen in Guangdong gegründet hat, liegt vor allem an seiner besonderen geographischen Lage und  wirtschaftlichen Stellung. Die Provinz Guangdong liegt im südlichsten Teil des Landes, sie grenzt im Norden an Fünf Bergketten und im Süden an das Meer. Hier befinden sich Chinas Häfen mit den kürzesten Verbindungen nach Südostasien, Ozeanien, Afrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten. In der Geschichte war Guangdong bereits für seine Weltoffenheit bekannt. Vor der Tang-Dynastie (618-907) waren Xuwen und Hepu (heute in Guangxi) Verkehrsknotenpunkte für die Seefahrt. In der Tang-Dynastie hatte Guangdong die damals weltberühmten Häfen; Guangzhou war Ausgangspunkt der „Seidenstraße auf dem Meer“, der damals längsten Schifffahrtslinie der Welt. In der Song-Dynastie (960-1279) überquerten die von Guangzhou auslaufenden Handelsschiffe den Indischen Ozean und erreichten arabische Länder und Ostafrika. In der Ming-Dynastie (1368-1644) wurden zwei Schifffarhtslinien eröffnet, die von Guangzhou aus bis nach Lateinamerika und Lissabon führten. In der früheren Phase der Qing-Dynastie (1644-1911) wurden die Schifffahrtslinien von Guangzhou nach Nordamerika und Ozianien eröffnet.

Außerdem sei noch auf einen besonderen Aspekt Guangdongs hingewiesen. Ebenso wie die Manufakturen in Westeuropa erfuhren die Manufakturen in Guangdong im 17. Jahrhundert eine große Entwicklung. Die Grundlage dafür war die Entwicklung der Landwirtschaft. Beispielsweise trieb der Anbau von Zuckerrohr die Entwicklung der Zuckerraffinerie voran, und die Zucht von Seidenraupen förderte die Seidenspinnerei. In der ausgehenden Ming-Dynastie gab es in Guangdong bereits Manufakturen, in denen Arbeiter angestellt wurden. Die Produktionsmenge von Roheisen betrug im Jahr 1522 13 500 Tonnen. Neben der Beeinträchtigung der Entwicklung der Industrie und des Handels durch die lange feudale Herrschaft wurde die Entwicklung der Industrialisierung in China entschieden durch die imperialistische Aggression behindert. 1858 ernannte die Regierung der Qing-Dynastie den Engländer Robert Hart zum Generalinspektor des chinesischen Seezolls. Das ausländische Kapital nutzte diese Gelegeneheit aus, exportierte – begünstigt durch den niedrigen Zolltarif – seine Waren und eroberte den chinesischen Markt. Von den 60er bis 90er Jahren des 19. Jahrhunderts hat sich der ausländische Export nach China verdreifacht. Der chinesische Markt war voll ausländischer Waren. Selbst heute pflegten manche ältere Leute Streichhölzer "ausländische Streichhölzer" und Baumwollstoff "ausländischen Baumwollstoff" zu nennen. Wegen der dominierenden Position ausländischer Waren war es schwierig für die chinesische Nationalindustrie, sich zu entwickeln.

Trotzdem hat sich die Stellung Guangdongs als das Tor des Handels mit dem Ausland und des kulturellen Austausches zwischen China und dem Ausland nicht geändert, was vor allem auf seine geographische Lage zurückzuführen ist. Die konservativen und rückständigen Gedanken einer landwirtschaftlich geprägten Provinz sind durch den Einfluss des westlichen Kapitalismus abgeschwächt worden. Westliche industrielle Zivilisation und wissenschaftliche Kenntnisse wurden hineingelassen und übernommen. Mit großen Schwierigkeiten entwickelte sich die Industrie in Guangdong.

Guangdong ist ein Tor eines großen Landes. In langer Begegnung mit dem Ausland ist eine große Anzahl von Auslandschinesen entstanden. Historischen Quellen zufolge sind bereits in der ausgehenden Tang-Dynastie (618-907) und in der Song-Dynastie (960-1279) Chinesen ins Ausland übersiedelt. Nach dem Opiumkrieg brachten viele Kolonialisten Chinesen nach Amerika, Australien und Südostasien und verkauften sie dort als Arbeitskräfte. 1862 wurde das „Gesetz der Pazifischen Eisenbahn“ vom Kongress der USA genehmigt, wodurch großer Bedarf nach Arbeitskräften entstand. Damals wurden über 10 000 Chinesen angeworben, die meisten davon stammten aus Taishan in Guangdong. Ihr Dialekt war lange Zeit gängiger Dialekt unter den Auslandschinesen in den USA. Obwohl damals die Auslandschinesen in verschiedenen Ländern in den untersten Sozialschichten lebten, kein hohes Einkommen erhielten und keine Möglichkeiten zur Ausbildung hatten, gelangte ein Teil von ihnen durch fleißige Arbeit langsam zum Reichtum. Sie wurden reiche Händler und Geschäftsleute. Manche kehrten unter dem Einfluß der westlichen industriellen Revolution in ihre Heimat zurück und gründeten Betriebe. Sie wurden die ersten Gründer und treibende Kräfte für die Entwicklung der Industrie in neuerer Zeit in Guangdong.

Als die Auslandschinesen Kapital in ihre Heimat brachten und dort Betriebe gründeten, haben sie damit nicht nur einen finanzielen Beitrag zur Entwicklung der Industrie geleistet, sie brachten auch die ausländische Technologie mit, was ebenfalls für die Lösung technischer Fragen bei der industriellen Entwicklung wichtig war. Darin unterscheidet sich die Industrialisierung in Guangdong von der Industrialisierung in anderen Orten. Diese Besonderheit lebte wieder auf, als China in den 80er Jahren wieder geöffnet wurde. Auslandschinesen haben erneut einen großen Beistrag zum wirtschaftlichen Aufschwung in China geleistet. Heute leben in der ganzen Welt 22 Millionen Auslandschinesen mit Guangdonger Abstammung, in Guangdong leben 20 Millionen Chinesen, die einstige Auslandschinesen waren und in die Heimat zurückgekehrt sind oder Familienangehörige von Auslandschinesen sind.

Obwohl man sagt, dass die Personen, die große Entscheidungen treffen, es bedauert haben, dass Shanghai nicht so früh wie Guangdong geöffnet wurde, stellt die Wahl von Guangdong sowohl in historischer als auch in geographischer Hinsicht eine Zwangsläufigkeit dar. "Der Mensch handelt und der Himmel lenkt." Die Gründung und der Aufbau der drei Wirtschaftssonderzonen sind Ergebnisse der Anstrengung einer großen Anzahl von weitblickenden Menschen und des Kampfes gegen unzeitgemäße Wirtschaftsmodelle. Die Entwicklung der Wirtschaftssonderzonen entspricht den Gesetzen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Der Erfolg ist dadurch gesichert.          

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