Ziel:
Große Weltmetropole im 21. Jahrhundert
Nicht
jedes Projekt und nicht jeder Neubau in Beijing ist frei von
jeglicher Kritik. Schon ein mäßiger Schneefall am
7. Dezember 2001 verursachte in der ganzen Stadt eine Verkehrschaos,
was uns klarmachte, wie wichtig eine wissenschaftliche Stadtplanung
ist.
Manche Leute meinen, dass die Altstadt Beijings
mit der Entstehung zahlreicher schöner Hochhäuser,
majestätischer Straßenbrücken und breiter Straßen
allmählich ihren Charakter als alte Metropole verliert
und die wirtschaftliche Prägung überhand nimmt. Andererseits
verfügt Beijing über keine geeigneten Veranstaltungsorte, in
denen große internationale Konferenzen wie die APEC-Konferenz
oder das Wohlstand-Forum stattfinden können.
In manchen anderen Ländern ist man von
der Megaarchitektur abgekommen. In Beijing plädiert man
jedoch noch für 300 bis 500 m hohe Wolkenkratzer. Man führt
heftige Debatten über die Ping’an-Straße, das Dongfang-Plaza
und das Große Opernhaus Chinas.
Gemäß der Stadtplanung sollen die
Gebäude auf der Chang’an-Straße, besonders in der
Nähe des Tian’anmen, nur bis zu 30 m hoch sein. Das Dongfang-Plaza,
das über 50 m hoch ist und eine Baufläche von 750 000 qm
hat, wirkt auf der Chang’an-Straße wie ein Berg und macht
das Tian’anmen und sogar die Große Halle des Volkes kleiner.
Wu Liangyong betrachtete diese Art von Architektur als ein „sehr
schlechtes Beispiel“.
Das
Große Opernhaus Chinas, dessen Bau im Dezember 2001 begann,
liegt westlich der Großen Halle des Volkes. Dieses vom
französischen Architekten Paul Andreu entworfene Opernhaus
nimmt eine Fläche von 180 000 qm ein und besteht aus einem
Opernhaus, einer Konzerthalle, einem Schauspielhaus, mehreren
kleinen Theatern und den dazugehörigen Einrichtungen. Ein
Dach aus Titanstahl und Glas soll das Gebäude krönen.
Kritiker meinen, dass ein solch riesiges Gebäude
neben der Großen Halle des Volkes nicht harmonisch zum
Stil der Altstadt passt. Liu Xiaoshi kritisierte, dass das Opernhaus
große Fehler in der Form habe, die Funktionen des Komplexes
in einem Missverhältnis zueinander ständen und sich
gegenseitig beeinträchtigten. Es sei ein ungeeigneter Entwurf,
dessen Ausführung lange von den Chinesen getadelt und zum Gespött
der internationalen Fachwelt und Öffentlichkeiten werden
könne.
Befürworter meinen, dass die Gestalt des Opernhauses
nicht schlecht sei. Es werde mit anderen Bauten in seiner Umgebung,
obwohl sie ganz anders aussehen, nicht in Konflikt kommen. Die
ausländische Architektur der Weißen Pagode in der
Funei-Straße und der Weißen Pagode im Beihai-Park
wurde beispielsweise auch von den Chinesen akzeptiert. „Beijing
lehnt niemals die ausländische Kultur ab!“
Die Ping’an-Straße, die parallel zur
Chang’an-Straße verläuft, wurde mit dem Ziel angelegt,
die Autoströme in Richtung Ost-West auf mehrere Straßen
zu verteilen. Der lobenswerten Absicht war aber kein großer
Erfolg beschieden. Die Taxifahrer bemängeln, dass nur ein-
und zweistöckige Häuser im alten Stil zu beiden Seiten
der Straße stehen und es zu wenig Parkplätze an der
Straße gibt.
Das im Bau befindliche CBD (Zentrales Handelszentrum)
ruft auch heftige Debatten hervor. Es liegt mit einer Gesamtfläche
von 4 qkm im Chaoyang-Bezirk und steht 200 000 Menschen zur
Verfügung. Die Diskussion entzündete sich an der Frage, ob es
vernünftig sei, einen so großen Baukomplex so nahe an
das Stadtzentrum zu setzen, wo die Verkehrssituation sowieso
ungünstig sei und sich nach Fertigstellung des CBD noch verschlimmern
werde. „Ein neuer Krebs“, urteilte Wu Liangyong.
Obwohl der Aufbau Beijings nicht vollkommen
ist, können die positiven und negativen Erfahrungen aus
der 50-jährigen Praxis den Regierungsbeamten, Architekten
und Investoren helfen, Beijing noch schöner aufzubauen.
China ist in die WTO eingetreten, was den ausländischen
Architekten und Baufirmen mehr Chancen bietet, ihr Können
in Beijing zu zeigen.
Glücklicherweise ist ein Konzept,
dem gemäß Beijing im 21. Jahrhundert zu einer großen
Weltmetropole werden soll, vom Aufbauministerium gebilligt worden.
Dieses Konzept wurde in zwei Jahren von mehr als 100 Professoren,
Wissenschaftlern und Experten unter dem Vorsitz von Wu Liangyong
ausgearbeitet. Es ist ein Entwicklungsprogramm zum Aufbau in
Stadt und Land im „Großen Beijing-Gebiet“, einschließlich
der Städte Beijing und Tianjin sowie des nördlichen
Teils der Provinz Hebei.
