Von den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts
an wurde der Städtebauplan für Beijing mehrmals umgearbeitet.
Dong Guangqi, anerkannter Architekt und ehemaliger
Vizeleiter des Instituts für die Stadtplanung Beijings,
nahm an der Ausarbeitung jedes Generalplans für den Städtebau
und dessen einzelner Unterpläne teil. Er sagte, dass man
Anfang der 50er Jahre zunächst auf die Frage stieß,
was für eine Hauptstadt das Neue China haben sollte.

Damals
begann man mit der Ausarbeitung eines Generalplans für die Stadtplanung
von Beijing. Die Teilnehmer waren Experten der ersten Generation,
von denen einige aus dem Ausland zurückgekehrt waren, die meisten
aber junge Hochschulabsolventen und nicht zuletzt russische
Experten, die an der Stadtplanung Moskaus beteiligt waren.
In
Berücksichtigung der zahlreichen Arbeitslosen in Beijing wurde
das erste Konzept ausgearbeitet, nach dem Beijing nicht nur
das politische und kulturelle Zentrum Chinas, gleichzeitig auch
eine große Industriestadt sein sollte. Daran war auch
der Einfluss der Moskauer Stadtplanung deutlich zu erkennen.
In den ersten 30 Jahren nach der Gründung der Volksrepublik
wurde Beijing gemäß diesem Gedanken aufgebaut. So
entstand ein großes Industriegebiet, einschließlich
eines Eisen- und Stahlunternehmens mit einem Jahresausstoß
von zehn Millionen Tonnen. Die zu schnelle Entwicklung der Industrie
verursachte eine Knappheit an Energie, Wasser und Ackerboden
sowie ein Verkehrschaos in der Stadt, was die Rolle Beijings
als das politische und kulturelle Zentrum Chinas beeinträchtigte.
Da der Bau von immer mehr Hochhäusern den Raum der flachen
Altstadt bedrohte, dachte man über einen Schutz der Altstadt
nach.
Angesichts dieser Situation wurde 1983 ein
neuer Generalplan für den Städtebau Beijings ausgearbeitet.
Dem gemäß sollte Beijing das politische und kulturelle
Zentrum Chinas und das Zentrum Chinas für den internationalen
Verkehr sein. Im neuen Generalplan stand nicht mehr geschrieben,
dass Beijing das wirtschaftliche Zentrum Chinas sein sollte.
Im
neuen Plan legte man, so Huang Yan, großen Wert auf den
Schutz der Altstadt. Es wurde unterstrichen, dass Beijing eine
alte Kulturstadt ist.
Im Oktober 1993 arbeitete die Stadtregierung
den neuen Gegebenheiten entsprechend einen neuen Generalplan
für den Städtebau Beijings aus, ein das Jahrhundert überschreitendes
Programm, so analysierte Dong Guangqi, das sich nicht nur auf
den Aufbau Beijings in den 90er Jahren, sondern auch auf die
Entwicklung Beijings bis zum Jahr 2010 bezieht. Außerdem
richtet sich das Studium des Städtebaus in Beijing zum
ersten Mal nach dem System der Marktwirtschaft.
Im neuen Generalplan von 1993 wurden, so erläuterte
Huang Yan, die Schwerpunkte der Arbeit von der Vergrößerung
der Stadt auf die Regulierung und Umgestaltung der Stadtbezirke
und die Schwerpunkte des Aufbaus von den Stadtbezirken auf die
Vororte verlagert.
In den letzten 50 Jahren wurde die Stadt Beijing
schrittweise und planmäßig aufgebaut. Mit dem Tian’anmen-Platz
als Zentrum ist Beijing in mehrere Funktionsgebiete aufgeteilt:
administrative Verwaltungen in der Altstadt, Textilindustriegebiet
im Osten, Chemie- und Maschinenbauindustriegebiet im Südosten,
Eisen- und Stahl- sowie Schwerchemieindustriegebiet im Westen,
Elektroindustriegebiet im Nordosten und Kultur- und Erziehungsgebiet
im Nordwesten. Im letzten Gebiet sind einige Dutzend Hochschulen
und Forschungsinstitute der Chinesischen Akademie der Wissenschaften
eingerichtet.
Diese Verteilung orientiert sich an der Geographie
Beijings. Im Nordwesten liegen die Gebirgsabläufe und im
Südosten die Tiefebenen. Im Winter kommen kalte Ströme
vom Nordwesten. Huang Yan, die am Technologischen Institut Nanjing
(heute die Dongnan-Universität) Architektur studiert und
den Magistergrad an der Louvain-Universität in Belgien
erworben hat, gab zu, dass diese klare Verteilung in Beijing
von den damals vorherrschenden Stadtplanungskonzepten der Welt
beeinflusst wurde.
