Juni 2003
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Telefondörfer in Nyingchi

Für die Tibeter, die in Berggebieten leben, sind Telefon und Fernseher zwei Lieblingsgegenstände.

Als wir im Dorf Gomzhunin der Region Nyingchi beim 80-jährigen Qusang Raodain auf Besuch waren, telefonierte er gerade begeistert mit jemandem. Vielleicht war er von diesem Zauberding noch nicht ganz überzeugt, denn er fragte am Apparat immer wieder: „Kannst du mich hören?“ Er sagte uns, er könne es kaum verstehen, dass man allein durch einen Draht die Stimme eines anderen Menschen, der Hunderte bzw. Tausende von Kilometern entfernt ist, hören kann. Nach dem Telefonieren wollte er den Apparat nicht aus der Hand geben. Er hielt den Daumen anerkennend hoch und sagte: „Ich finde ihn toll. Wenn die Gemeinde eine Versammlung veranstalten will, braucht man nicht mehr jemanden hierher zu schicken, um es uns mitzuteilen.“

Der Bauer Cering Norbu empfing uns freundlich in seinem neuen, zweistöckigen Haus. Sein Haus war sehr städtisch eingerichtet. Cering Norbu ist im Transportgewerbe beschäftigt. Er sagte uns erfreut, dass das Telefon sehr günstig für seine Geschäfte ist. Übrigens kann man jetzt per Telefon leicht mit den Kindern in Guangzhou sprechen, die aus diesem Dorf kommen und dort die Schule bzw. Hochschule besuchen – etwas, was früher selbst im Traum nicht vorstellbar gewesen wäre.

Der Vorsteher des Dorfs Gyiba erzählte uns, dass es im Dorf insgesamt 60 Familien gibt, von denen 30 Telefonbenutzer sind. Außerdem ist Gyiba bekannt für gewerblichen Transport mit Kfz in der Gemeinde. Dadurch kommen jährlich mehr als drei Millionen Yuan an Einnahmen zusammen. „Der Telefondienst hat einen großen Beitrag zum Transportgeschäft geleistet“, sind sich alle Dorfbewohner einig.

Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts war der Fernseher für durchschnittliche Tibeter noch fremd. Als eine Familie in Lhasa als erste einen Fernsehapparat kaufte, wurde sie von einer dichten Menge neugieriger Nachbarn belagert. Den jüngsten statistischen Angaben zufolge gibt es heute in Tibet durchschnittlich 88 Farb- und sechs Schwarzweiß-Fernseher pro 100 Familien in den Städten und näheren Vororten. In allen größeren Landgemeinden steht jeweils ein Fernsehumsetzer zur Verfügung. Auch in ländlichen Gegenden und in Weidegebieten würden sich die Leute gern einen Fernsehapparat kaufen, wenn bloß die Voraussetzungen fürs Fernsehen (wie z. B. Strom und ein Signal) gegeben wären.  

In den wichtigsten Städten Tibets, d.h. in Lhasa, Xigaze, Zetang, Bayi, Shiquanhe und Nagqu, kann man 20 bis 30 Kanäle empfangen, darunter den Kanal in tibetischer Sprache und das Bildungsfernsehen.

Das Fernsehen bringt nicht nur Unterhaltung, sondern man kann dadurch auch die Außenwelt kennen lernen und sich Kenntnisse erwerben. Purbo Zhulma, die an der bekannten Barkhor-Straße in Lhasa wohnt, hat ihren Fernsehapparat vor die Nische mit der Buddhastatue gestellt. Ihre Lieblingsfernsehserie ist Der Panchen Lama reist nach Osten. Ihr Sohn schaut sich gern die täglichen Programme „Xinwen Lianbo“ (zusammengeschaltete Nachrichten) und „All Around The World“ auf CCTV an.

Die Bauern in der Gemeinde Donggar im Kreis Doilungdeqen beklagten sich früher, dass im Fernsehen Werbesendungen Überhand nahmen. Aber mit der Zeit haben sie ihre Meinung geändert, weil sie gerade durch die Werbesendungen die Möglichkeit erhielten, ein Zementwerk, eine Möbelfabrik und ein Urlaubsdorf gemeinsam mit Unternehmen des Landesinneren zu gründen. In Donggar haben mehr als 80% der Bauernfamilien einen Fernsehapparat gekauft.     

Während das Flugzeug und das Telefon den Abstand zwischen Tibet und der Außenwelt verkleinert haben, hat das Fernsehen für Tibeter ein Fenster zur Außenwelt geöffnet. Die Ergebnisse einer Statistik, die von der Barkhor-Straßenverwaltung erhoben wurde, zeigen, dass sich über 80% der Einwohner dieser Straße jeden Tag die vom tibetischen Fernsehen ins Tibetische übersetzten Hauptnachrichten und die lokalen Nachrichtenprogramme in tibetischer Sprache anschauen. Sie sagen, dass sie durch Nachrichtenprogramme im Fernsehen nicht nur von wichtigen Tagesereignissen in China und rund um die Welt erfahren, sondern auch die gemeinsamen Zivilisationsleistungen der Menschheit genießen können.

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