Telefondörfer
in Nyingchi
Für
die Tibeter, die in Berggebieten leben, sind Telefon und Fernseher
zwei Lieblingsgegenstände.
Als wir im Dorf Gomzhunin der
Region Nyingchi beim 80-jährigen Qusang Raodain auf Besuch
waren, telefonierte er gerade begeistert mit jemandem. Vielleicht
war er von diesem Zauberding noch nicht ganz überzeugt, denn
er fragte am Apparat immer wieder: „Kannst du mich hören?“
Er sagte uns, er könne es kaum verstehen, dass man allein
durch einen Draht die Stimme eines anderen Menschen, der Hunderte
bzw. Tausende von Kilometern entfernt ist, hören kann.
Nach dem Telefonieren wollte er den Apparat nicht aus der Hand
geben. Er hielt den Daumen anerkennend hoch und sagte: „Ich
finde ihn toll. Wenn die Gemeinde eine Versammlung veranstalten
will, braucht man nicht mehr jemanden hierher zu schicken, um
es uns mitzuteilen.“
Der
Bauer Cering Norbu empfing uns freundlich in seinem neuen, zweistöckigen
Haus. Sein Haus war sehr städtisch eingerichtet. Cering
Norbu ist im Transportgewerbe beschäftigt. Er sagte uns
erfreut, dass das Telefon sehr günstig für seine Geschäfte
ist. Übrigens kann man jetzt per Telefon leicht mit den
Kindern in Guangzhou sprechen, die aus diesem Dorf kommen und
dort die Schule bzw. Hochschule besuchen – etwas, was früher
selbst im Traum nicht vorstellbar gewesen wäre.
Der Vorsteher des Dorfs Gyiba
erzählte uns, dass es im Dorf insgesamt 60 Familien gibt,
von denen 30 Telefonbenutzer sind. Außerdem ist Gyiba
bekannt für gewerblichen Transport mit Kfz in der Gemeinde.
Dadurch kommen jährlich mehr als drei Millionen Yuan an
Einnahmen zusammen. „Der Telefondienst hat einen großen
Beitrag zum Transportgeschäft geleistet“, sind sich alle
Dorfbewohner einig.
Ende
der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts war der Fernseher für
durchschnittliche Tibeter noch fremd. Als eine Familie in Lhasa
als erste einen Fernsehapparat kaufte, wurde sie von einer dichten
Menge neugieriger Nachbarn belagert. Den jüngsten statistischen
Angaben zufolge gibt es heute in Tibet durchschnittlich 88 Farb-
und sechs Schwarzweiß-Fernseher pro 100 Familien in den
Städten und näheren Vororten. In allen größeren
Landgemeinden steht jeweils ein Fernsehumsetzer zur Verfügung.
Auch in ländlichen Gegenden und in Weidegebieten würden
sich die Leute gern einen Fernsehapparat kaufen, wenn bloß
die Voraussetzungen fürs Fernsehen (wie z. B. Strom und ein
Signal) gegeben wären.
In
den wichtigsten Städten Tibets, d.h. in Lhasa, Xigaze,
Zetang, Bayi, Shiquanhe und Nagqu, kann man 20 bis 30 Kanäle
empfangen, darunter den Kanal in tibetischer Sprache und das
Bildungsfernsehen.
Das Fernsehen bringt nicht nur
Unterhaltung, sondern man kann dadurch auch die Außenwelt
kennen lernen und sich Kenntnisse erwerben. Purbo Zhulma, die
an der bekannten Barkhor-Straße in Lhasa wohnt, hat
ihren Fernsehapparat vor die Nische mit der Buddhastatue gestellt.
Ihre Lieblingsfernsehserie ist Der Panchen Lama reist nach
Osten. Ihr Sohn schaut sich gern die täglichen Programme
„Xinwen Lianbo“ (zusammengeschaltete Nachrichten) und „All Around
The World“ auf CCTV an.
Die Bauern in der Gemeinde Donggar im Kreis
Doilungdeqen beklagten sich früher, dass im Fernsehen Werbesendungen
Überhand nahmen. Aber mit der Zeit haben sie ihre Meinung
geändert, weil sie gerade durch die Werbesendungen die
Möglichkeit erhielten, ein Zementwerk, eine Möbelfabrik
und ein Urlaubsdorf gemeinsam mit Unternehmen des Landesinneren
zu gründen. In Donggar haben mehr als 80% der Bauernfamilien
einen Fernsehapparat gekauft.
Während das Flugzeug und
das Telefon den Abstand zwischen Tibet und der Außenwelt
verkleinert haben, hat das Fernsehen für Tibeter ein Fenster
zur Außenwelt geöffnet. Die Ergebnisse einer Statistik,
die von der Barkhor-Straßenverwaltung erhoben wurde, zeigen,
dass sich über 80% der Einwohner dieser Straße jeden Tag
die vom tibetischen Fernsehen ins Tibetische übersetzten Hauptnachrichten
und die lokalen Nachrichtenprogramme in tibetischer Sprache
anschauen. Sie sagen, dass sie durch Nachrichtenprogramme im
Fernsehen nicht nur von wichtigen Tagesereignissen in China
und rund um die Welt erfahren, sondern auch die gemeinsamen
Zivilisationsleistungen der Menschheit genießen können.