Juni 2003
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Wirtschaft

SARS und die Immunität der Wirtschaft

Spitzentreffen der Wirtschaft

Wirtschaft in Kürze

Die Provinzregierung Hunan veranstaltet in München Gespräche für Geschäftskontakte und das Anwerben von Investitionen

SARS

und die Immunität der Wirtschaft

Von Hui Feng

Die SARS-Krise hat verschiedene Branchen der chinesischen Wirtschaft, darunter Verkehr, Tourismus, Gastronomie und Handel, in unterschiedlichem Grad betroffen. Gemäß einer unter der Federführung von Prof. Hai Wen an der Peking-Universität durchgeführten Untersuchung werden allein die Einnahmen des Tourismus um 10% sinken, das bedeutet einen Verlust von 50 Mrd. Yuan. Die negative Auswirkung auf das gesamte Bruttoinlandsprodukt wird bei zwei Prozentpunkten liegen.

SARS ist im Grunde nichts anderes als eine infektiöse Krankheit, deren Ursache man am Anfang nicht kannte. Bei SARS handelt es sich in keiner Weise um eine politische, wirtschaftliche oder soziale Krise. SARS ist SARS – seine negativen Auswirkungen auf das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben kann man, wenn man tatkräftig effektive Maßnahmen ergreift, auf einen bestimmten, voraussehbaren Rahmen beschränken.

In Wirklichkeit geht die größte Gefahr dieser Epidemie nicht von ihrem hohen Ansteckungsgrad aus, sondern von der Panik in Gesellschaft und Wirtschaft, die sie hervorgerufen hat. Es steht außer Zweifel, dass man gegenüber dieser stark infektiösen Krankheit, gegen die bisher noch keine wirksamen Arzneimittel entwickelt wurden, sehr wachsam bleiben muss. Wenn aber diese Wachsamkeit überzogen ist und in eine Panik umschlägt, dann fügt diese Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bedauerlicherweise größten Schaden zu. In diesem Fall wird der wirtschaftliche Verlust Chinas nicht bloß bei den von Prof. Hai Wen prognostizierten zwei Prozentpunkten liegen.

In der Geschichte sind oft erstaunliche Ähnlichkeiten zu beobachten. Die SARS-Krise erinnert an die Krise durch die Grippe-Epidemie, die sich 1918 über die USA ausbreitete.

1918 zog eine tödliche Grippewelle über die ganze Welt. Wir lassen die Frage, ob sie aus Spanien oder den USA stammte, einmal beiseite. Tatsache ist aber, dass sich ein Viertel der Bevölkerung der USA mit der Grippe ansteckte und 675 000 – 0,66% der Gesamtbevölkerung – daran starben. Mit der Erwähnung dieser Tatsache wollen wir nicht nur auf den Verlust hinweisen, der den USA durch die Epidemie entstand, vielmehr wollen wir eine andere, sowohl von den Medien als auch von Gelehrten unzureichend beachtete Tatsache ins Blickfeld rücken: Genau in dieser Zeit traten die USA aus dem Ersten Weltkrieg, in dem die alten europäischen Großmächte Frankreich und Großbritannien schwer beschädigt wurden, hervor und begründeten damit die beinahe ein Jahrhundert andauernde Epoche der USA.

Am Anfang des 21. Jahrhunderts befindet sich China gerade in einer Epoche des grundlegenden Wandels, der mit einem einsetzenden Wohlstand einhergeht. Durch seinen Beitritt zur WTO entwickelt sich China von Tag zu Tag zu einem Zentrum der Globalisierung. In diesem Prozess liegt Chinas größter Feind nicht in irgend einem anderen Land oder in der ausländischen Berichterstattung, sondern in sich selbst.

Dass China in dieser SARS-Epidemie die weltweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, liegt nicht nur an der Größe der infizierten Gebiete und der hohen Zahl der angesteckten Personen, sondern vielmehr daran, dass China heute kein Land mehr ist, das losgelöst von internationalen Angelegenheiten handeln kann. Jedes Ereignis in China berührt das Interesse vieler Länder und Multikonzerne, insbesondere dann, wenn es sich auf die Rentabilität der Investitionen und des Handels auswirken könnte.

Die SARS-Krise ist kein isoliertes Ereignis. Mag sein, dass sie für ein Menschenleben einmalig ist, aber wenn man den Umgang der Menschheit mit der Natur sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft als Ganzes betrachtet, werden noch andere unerwartete Krankheiten und Katastrophen auftreten. Das Wichtigste für die Bewältigung solcher unerwarteter Katastrophen ist die Stärkung der Immunität sowohl des Staates und der Unternehmen als auch der Bürger. Beim Staat und bei den Unternehmen sind damit insbesondere die wirtschaftliche Stärke und das Entwicklungsniveau gemeint. Nur durch eine starke Finanzkraft kann ein durch Naturkatastrophen verursachter Verlust bezahlt werden, und durch eine entwickelte Wirtschaft können die hohen Kosten der Bekämpfung von Epidemien getragen werden.

Im Altertum hat ein Weiser gesagt: Unglück steht in Abhängigkeit vom Glück, und Glück versteckt sich im Unglück. Was das chinesische Volk heute, da es mit der Epidemie konfrontiert ist, braucht, ist nicht nur Mut, um SARS zu bezwingen, sondern wirksame Taten zur Forcierung der wirtschaftlichen Entwicklung. Nur dadurch kann die Epidemie wirksam eingedämmt, können die Sorge und die Befürchtungen der Welt beseitigt werden. Und nur dadurch kann Chinas Kapazität zur Bewältigung verschiedenartiger Zwischenfälle gestärkt, ein gutes Image in der Welt aufgebaut, die Anziehungskraft für ausländische Investoren vergrößert und der Wille internationaler Partner, mit China zu kooperieren und Handel zu betreiben, gefördert werden.

Aus www.xinhuanet.com, 14. Mai 2003.
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