Juni 2003
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China-Bücher

Alltagsgeschichten aus dem heutigen China
Ein Sherlock Holmes im Reich der Mitte

Alltagsgeschichten aus dem heutigen China

Von Atze Schmidt

Vor zwei Jahren hatten wir in der Rubrik „China-Bücher“ eine Besprechung des Romans „Warten“ von Ha Jin mit der Überschrift „Mitten ins Herz treffend“ versehen. Das war die passende Aussage zu einem bemerkenswerten Buch, entnommen einer Rezension in dem Magazin The New Yorker. Dieser erste Roman des Autors wurde zunächst in den USA, wo der heute 47-jährige als freier Schriftsteller lebt, und dann auch in anderen Ländern begeistert gefeiert und mit Preisen bedacht.

Nun erschien ein weiteres Buch von Ha Jin, ein Band mit einem Dutzend Erzählungen aus dem heutigen China, und wieder überschlagen sich manche Rezensenten vor Superlativen: „Brillant! Ha Jin wird immer besser!“ liest man in der Kirkus Review, und der Kritiker von Commercial Appeal fühlt sich gar an Tschechow und den frühen Hemingway erinnert.

Solche Lobeshymnen hätte man sich m. E. besser aufsparen sollen für den Fall, dass Ha Jin wirklich wieder ein großer Wurf gelingt, denn diese Sammlung von Geschichten ist es nicht. Es scheint, dass dem Autor die Form des Romans eher liegt als die der knappen Erzählung.

Dennoch, wer an China ein besonderes Interesse hat, wird das Buch sicher mit Gewinn lesen, gibt es doch Einblicke in den chinesischen Alltag ganz normaler Menschen von heute.

Ha Jin: „Ein schlechter Scherz“, Deutscher Taschenbuch Verlag, 255 Seiten, 14,50 Euro

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