Schutzwaldstreifen
in Shannan

Im Bereich der Aufforstung im Rahmen des Projekts
„Ein Strom, zwei Flüsse“ ist Shannan am ehesten erwähnenswert.
Während wir im Mai von Lhasa dem Südufer des Yarlungzangbo-Flusses
entlang in Richtung Osten nach Zetang in Shannan fuhren, flogen
endlose Reihen grüner Bäume an den Fensterscheiben vorbei.
Mit dem blauen Himmel und dem Flusswasser als Hintergrund brachten
sie Frische in unsere Gemüter und wirkten entspannend.
Man sagte uns, dass dieser Schutzwaldstreifen
150 km lang und 700 m breit ist.
Wir fuhren in den Wald hinein. Dort waren
die meisten Bäume besondere Pappeln aus anderen Landesteilen
wie Beijing und Xinjiang. In sechs Jahren hatten sie sich ihrer
Umwelt angepasst und wuchsen hoch. Weiden verschiedener Arten
schließen den Schutzwaldstreifen gegen die Landstraße
ab. Besonders erwähnenswert sind die „Enthaupteten Weiden“.
Im Frühling hauen die Einheimischen die obersten Äste dieser
niedrigen Weiden ab und benutzen sie als Brennholz. Schon bald
treiben die Bäume neue Zweige und Blätter, die man
im nächsten Frühling wieder als Brennmaterial abhacken
kann. Dank ihrer großen Erneuerungsfähigkeit gibt
es für die Einheimischen immer genügend Brennholz.
Die zentrale Baumschule des Gebiets Shannan
liegt mit einer Fläche von 56 Hektar mitten im Schutzwaldstreifen.
Jeder Baum dieses 150 km langen Schutzwaldstreifens stammt aus
dieser Baumschule.
Die zentrale Baumschule hat viele neue Arten
von Bäumen wie verschiedene Pappeln, Weiden und immergrüne
Zypressen eingeführt, weil sie sich der Umwelt leicht anpassen
können. Im Frühling 1997 lieferte diese Baumschule dem
Gebiet Xigaze 300 000 Baumsetzlinge von guter Qualität.
Östlich der Qüxü-Brücke liegt der Kreis
Konggar des Gebiets Shannan. Früher fielen in Konggar jährlich
um 200 Hektar der Verwüstung zum Opfer. Infolge von Sandstürmen
konnten Flugzeuge am Gonggar-Flughafen jedes Jahr einige Monate
lang weder abfliegen noch landen.
Einheimische erzählten uns, dass es zum
Zeitpunkt der demokratischen Reform im Jahr 1959 im Marktflecken
Jedexoi des Kreises Konggar nur eine einzige Sibirische Ulme
gab. In den darauffolgenden 30 Jahren pflanzte man zwar auch
Bäume, allerdings mit geringem Erfolg, denn die wenigen
Bäume, die überlebten, hielten den starken Sandstürmen
überhaupt nicht Stand. Nach dem Beginn des Projekts „Ein Strom,
zwei Flüsse“ im Jahr 1991 wurde weite Gebiete aufgeforstet.
Dank wissenschaftlicher Planung, zeitgerechter Finanzierung
und standardisierter Verwaltung ist in sechs Jahren ein Schutzwaldstreifen
entstanden, der Wind und Sand abhält und die Umwelt verbessert.
Zwar wird noch heute der Luftverkehr gelegentlich infolge von
Sandstürmen eingestellt, aber nur für wenige Tage im Jahr.
Das umfangreiche Erschließungsprojekt
„Ein Strom, zwei Flüsse“ endete im Jahr 2000. Sein Nutzen war
groß. So betrug beispielsweise der gesamte Getreideertrag
Tibets im Jahr 1999 917 000 t, 7,9% mehr als 1998 und das 30-fache
des Jahres 1959.
Das Projekt „Ein Strom, zwei Flüsse“ trug
aber nicht nur in der Landwirtschaft Früchte, denn es spornte
einen auch an, Feldarbeit auf wissenschaftliche Weise zu verrichten,
an die eigene Kraft zu glauben und nach einem neuen Leben zu
suchen.