April 2003
Ihre Position: Homepage >

Tourismus

Lianyungang, eine sagenumwobene Stadt
Die Sichuan-Küche

Lianyungang, eine sagenumwobene Stadt

Von Qian Chunyuan, Gong Ming und Zhang Shuping

Im Juli 2002 brachte die Ausgrabung eines über 2000 Jahre alten Grabs aus der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) bei Lianyungang in der Provinz Jiangsu eine Sensation: Es wurde eine weibliche Leiche freigelegt, die so gut erhalten ist, dass sie der in den 70er Jahren entdeckten, weltweites Aufsehen erregenden Leiche aus dem Mawangdui-Grab aus der Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. – 24 n. Chr.) in Changsha, Provinz Hunan, in nichts nachsteht. Die neu entdeckte Leiche lag in einer Flüssigkeit im Sarg. Die Archäologen bezeichneten das als Wunder. Die berühmten Experten, die an einem Bildnis der Leiche von Mawangdui gearbeitet hatten, nahmen die Restaurierungsarbeiten gleich auf und stellten eine lebendig wirkende, anmutige Gestalt wieder her, die der Hofdame von Mawangdui ebenbürtig ist.

Nachforschungen ergaben, dass die Frau Ling Huiping hieß. Sie hätte wohl im Traum nicht gedacht, dass sie ihre Heimatstadt, die als Reiseort bereits einen Namen hat, um eine zusätzliche Attraktion bereichern würde. Zahlreiche Experten und Touristen besuchten das Stadtmuseum von Lianyungang, um sich den jahrtausendealten Leichnam anzusehen. 

Die Stadt Lianyungang befindet sich am östlichen Ende der eurasischen „Eisenbahn-Landbrücke“ – das westliche Ende bildet Rotterdam. Eine Reise nach Lianyungang lohnt sich nicht nur wegen der im letzten Jahr entdeckten Schönheit, sondern auch wegen seiner anderen historisch bedeutenden Kulturstätten. Man merkt gleich, dass sich in der Stadt ein reicher Kulturgehalt verbirgt und sie ein mysteriöser Hauch umweht.

Die „Himmelsschrift des Ostens“

Vor etwa 7000 Jahren war im heutigen Lianyungang ein Stamm namens Dongyi Shaohao ansässig, der den Vogel als Vorfahren verehrte. So wurde der Vogel das Totem dieses Stammes.

Dieser Stamm hinterließ die bekannte Felsenmalerei auf der Jiangjun-Felswand am Jinping-Berg. Diese Bilder werden als „Himmelsschrift des Ostens“ bezeichnet und sind die ältesten Felsenmalereien Chinas. Sie sind auf einer Fläche von rund 22 auf 15 m in schwarzen Felsen eingeritzt. Die Malereien bestehen aus drei Bildergruppen: In der einen, 6,23 m langen und durch drei kurze Striche getrennten Bildergruppe sind die Sonne, der Mond und die Sterne so von oben nach unten angeordnet, dass sie den Eindruck der glitzernden Milchstraße erwecken. Die Sternenkonstellation zeigt wechselnde Himmelsbilder mit drei Sonnen, deren Mittelpunkte genau einen rechten Winkel bilden. Aus dieser Konstellation lassen sich die Winter- und die Sommersonnenwende erschließen. In der Felsenmalerei gibt es überdies eine Linie, welche direkt zum zentralen Opferaltar führt und parallel zum Meridian verläuft. Achäologen sind der Auffassung, dass es sich bei dieser Felsenmalerei um die älteste Sternenkarte Chinas handelt und sie damit eine große Entdeckung der vorgeschichtlichen Astronomie darstellt. Ihre Abreibungen liegen heute in der Alten Sternwarte in Beijing, und eine Nachbildung wurde auf der Astronomischen Weltausstellung in Belgien ausgestellt.

Der Felsenmalerei kulturhistorisch ebenbürtig sind die buddhistischen Felsskulpturen auf dem Kongwang-Berg, 4 km vom Stadtzentrum von Lianyungang entfernt. Der Name des Bergs (wörtl. „Konfuzius hält Ausschau“) rührt daher, dass Konfuzius ihn vor 2500 Jahren bestieg, um das Meer zu betrachten. Auf diesem Berg steht das berühmte, über 1400 Jahre alte buddhistische Nonnenkloster Longdong aus der Nördlichen Qi-Dynastie (550–577). Geht man vom Kloster aus 200 m dem mit Steinplatten belegten Weg entlang nach Westen, erreicht man die buddhistischen Skulpturen, die unter höchstem staatlichem Denkmalschutz stehen.

In der 17 m langen und 8 m hohen Felswand sind über 100 Skulpturen eingehauen. Die größte Gestalt ist 1,54 m hoch und die kleinste 10 cm. Die Kunstwerke decken ein breites Spektrum buddhistischer Motive ab, darunter Darstellungen des Nirwana, buddhistischer Geschichten sowie von Buddhafiguren in sitzender und stehender Stellung. Diese buddhistischen Skulpturen gelten als die frühesten buddhistischen Skulpturen Chinas. Sie entstanden 200 Jahre vor den berühmten Grotten in Dunhuang und sind ein überzeugender Beweis dafür, dass der indische Buddhismus über den Seeweg nach China eingeführt wurde.

Lianyungang war aber auch in anderer Hinsicht ein bedeutender historischer Ort. Schlägt man ein Geschichtsbuch auf, so liest man, dass eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten hier ihre Spuren hinterlassen haben.

Eine davon war Xu Fu, den Kaiser Qinshihuang, der erste Kaiser Chinas, mit dreitausend Knaben und Mädchen von hier aus auf die Suche nach einem Elixier für die Unsterblichkeit entsandte. Er kehrte nie zurück. Japanischen Geschichtsbüchern und volkstümlichen Überlieferungen zufolge erreichte er Kyushu in Japan. Dort verbreitete er Techniken zum Reisanbau, zur Raupenzucht, Salzgewinnung und Eisenverhüttung und leistete bedeutende Beiträge zur Kulturentwicklung in Japan. Er wird als Pionier der Überwindung des Ostchinesischen Meers heute noch vom japanischen Volk verehrt.

Lianyungang bildete den östlichen Endpunkt von Qinshihuangs Suche. Noch heute kann man am südwestlichen Ufer der Insel Qinshan im Kreis Ganyu bei Ebbe einen rund 2 km langen Steinpfad erkennen, der ins Meer führt. Dieser berühmte Weg erinnert an die Schritte des ersten Kaisers.

mehr...

-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+--+-+-+-+--+-+-+--+-
Zurück