April 2003
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Wirtschaft

Pudong macht sechs Schritte, wenn die Welt einen mach
Jeder Tag ein neuer Anfang
Der Hightech-Industriepark Tianjin

Pudong macht sechs Schritte,

wenn die Welt einen macht

Von Shen Honglei und Wu Xinyi

Die in Beijing erscheinende Economic Daily führte kürzlich die Schlagzeile „China macht drei Schritte, während die Welt einen macht“ – eine Beobachtung über Chinas Wirtschaftswachstum. Mit einem jährlichen BIP-Zuwachs von 16% schreitet Pudong gar mit der doppelten Geschwindigkeit voran. Dieses phänomenale Wachstum bewegte uns dazu, Pudong zum Schwerpunkt dieser Ausgabe zu machen.

– Red.

Shanghai liegt an Chinas Ostküste, mit Blick auf den Pazifischen Ozean. 19 Bezirke und ein Kreis unterliegen seiner Verwaltung.

Schon vor der Ankunft der westlichen Mächte war Shanghai eine blühende Küstenstadt. 1843 wurde es durch die ausländischen Mächte zur Öffnung gezwungen. Diese führten auf der ganzen Länge ihres zehn Kilometer umfassenden Konzessionsgebiets zeitgemäße Praktiken in Handel und Finanz ein. Die 34 Bankgebäude am Bund sind Monumente der Finanzgeschichte Shanghais und erinnern an seine Stellung als Handels- und Finanzzentrum des Fernen Ostens.

Während des letzten Jahrhunderts behielt Shanghai seinen Status als finanzieller Motor Chinas bei und war der wirtschaftliche Gradmesser des Landes. Am 18. April 1990 gab die chinesische Regierung die Absicht bekannt, Pudong zu erschließen und für ausländische Investitionen zu öffnen. Dieser Entscheid setzte Shanghai bei Reformen und Öffnung an die vorderste Front. Der Stadt wurde die strategische Führung im Jangtze-Delta zugesprochen und sie zu Chinas Wirtschafts-, Finanz- und Handelszentrum erklärt. Shanghai breitete mit Pudong seine Flügel aus.

Shanghais Höhenflug

Die ersten Früchte der Industriellen Revolution in Europa und in Nordamerika wurden in den 20er und 30er Jahren des 19. Jh. in Shanghai eingeführt, und später wurden Schiffswerften und Spinnereien gegründet. Shanghai spielte eine führende Rolle beim Übergang von mittelalterlichen Manufakturen zu einer modernen Industrie in China und etablierte sich als Hafenstadt von internationalem Rang. Nach der Gründung des Neuen China blieb Shanghai eine wichtige Industriestadt und leistete in den Bereichen von Finanz, Kapitalbildung und Technologie einen wesentlichen Beitrag zur Nationalökonomie. Während vieler Jahre lieferte die Stadt ein Siebtel der Staatseinnahmen.

In den 80er Jahren wurden vier Küstenstädte zu Versuchsgebieten für Chinas Reformen und Öffnung erklärt. Shenzhen, eine der vier Sonderwirtschaftszonen, stieg in der Folge zur wirtschaftlich aktivsten Stadt in China auf.

Zehn Jahre später, als Shenzhen mit seinem Entwicklungstempo alle Erwartungen übertraf, sah sich Shanghai der größten Herausforderung gegenüber. Seine industrielle Ausrüstung war entweder in schlechtem Zustand oder veraltet und der Wohnraum zu knapp. Die Leute in Shanghai wollten Fortschritt, aber ihrer alten Stadt mangelte es am nötigen Spielraum dafür.

Shanghai versuchte mit dem Bau zweier Stahlwerke in Baoshan eine Expansion nach Norden. Doch jenes Gebiet ist durch seine unmittelbare Nähe zum Jangtze stark beschränkt. Hinter dem westlichen Verwaltungsgebiet von Shanhai liegen die Provinzen Jiangsu und Zhejiang. Obwohl wirtschaftlich entwickelt, lagen sie für Shanghais Bedürfnisse zu weit vom Meer entfernt. Die dritte Entwicklungsalternative lag am gegenüberliegenden Ufer des Huangpu, in Pudong.

Am Ostufer des Huangpu gelegen, nimmt Pudong eine Fläche von 522 km² ein – einem Zwölftel von Shanghai. In der Vergangenheit bezeichnete „Pudong“ ganz allgemein das Gebiet östlich des Huangpu, während die alte Stadt im Westen „Puxi“ genannt wurde. Auf keiner Karte waren diese beiden Bezeichnungen zu finden. Der 114 km lange Huangpu ist Shanghais wichtigster Wasserlauf. Er fließt von Südwesten in die Stadt, durchquert das eigentliche Stadtgebiet und mündet bei Wusongkou im Osten Shanghais in den Jangtze.

Ursprünglich gab es weder Brücken noch Tunnels, welche vom westlichen Ufer des Huangpu über den Fluss führten. So blieb Pudong, obwohl in Sichtweite des blühenden Bunds und der Nanjing Lu, Shanghais Einkaufsmeile Nr. 1, wirtschaftlich unterentwickelt. An seinen Ufern standen jedoch Kais, Fabriken und Lagerhäuser. In den 90er Jahren entstanden in Pudong über 1000 Industrieunternehmen mit einem Ausstoß im Wert von knapp 20 Mrd. Yuan, doch das Gesamtbild wurde weiterhin von der Landwirtschaft geprägt.

Der Entscheid der Zentralregierung zur Erschließung Pudongs ließ den Neuen Bezirk auf die siebenfache Größe des alten Stadtgebiets in Puxi anwachsen. Er umfasst heute fast das gesamte Gebiet östlich des Huangpu. Ein ausländischer Investor bemerkte dazu: „Shanghai steht auf festem Grund, und darüber hinaus ist es mit dem Neuland von Pudong gesegnet. Es ist sehr selten, dass eine Großstadt über Landreserven in diesem Ausmaß verfügt. Dadurch wird Shanghai für Investoren zweifelsohne sehr attraktiv werden.“

Nachfolgend einige Fakten zu Pudong und Meilensteine in seiner Entwicklung:

Das erste Jahr der Erschließung Pudongs wurde zu Shanghais „Jahr der Finanz“ erklärt. Heute sind über 3300 einheimische und ausländische Finanzunternehmen in der Stadt vertreten, und 80% der 50 weltweit führenden Banken haben eine Zweigstelle in Shanghai.

In Pudong stehen der Jinmao-Tower, eines der höchsten Gebäude in Asien, und der Oriental-Pearl-Fernsehturm, der höchste in China. Ebenfalls in Pudong befinden sich die Erschließungszone für Finanz und Handel Lujiazui, die Exportumschlagszone Jinqiao, die Freihandelszone Waigaoqiao und der Hochtechnologie-Park Zhangjiang.

Seit dem Jahr 2000 trägt der tertiäre Sektor mehr als die Hälfte zum BIP der Stadt bei. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass Shanghai dem Ziel, ein Wirtschafts-, Finanz- und Handelszentrum zu werden, einen Schritt näher gekommen ist. Pudong ist zu einem wichtigen Knoten der Weltwirtschaft geworden.

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