Dezember 2003
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Herbergen und Gasthäuser in China

- ein Blick in die Geschichte

Sima Qian (2. Jahrh. v. u. Z.) erzählt in seinem berühmten Geschichtswerk Shi Ji folgend Geschichte: Im Jahre 356 v. u. Z. wurde Shang Yang zum Kanzler des Königreichs Qin ernannt. Er führte Reformen durch, sodass das Land erstarkte und aufblühte. Später wurde er von Adeligen verleumdet, einen Umsturz zu planen, und floh aus der Hauptstadt. Als er in einer Herberge übernachten wollte, sagte ihm der Wirt, der ihn nicht erkannte: „Kanzler Shang Yang hat den Befehl erlassen, Wirte, die Reisende ohne Ausweis eigenmächtig aufnehmen, streng zu bestrafen.“ Shang Yang konnte nur seufzend von dannen ziehen. Er wurde gefasst und hingerichtet. – Diese Geschichte zeigt nicht nur, dass es in China schon vor über 2000 Jahren Herbergen gab, sondern auch, dass im Königreich Qin bereits Ausweise vorzuzeigen waren, wenn man Unterkunft nehmen wollte.

In dem noch älteren Werk Li Ji (Buch der Riten) wird berichtet, dass es schon zur Frühlings- und Herbstperiode (770-476 v. u. Z.) sowohl privat geführte Herbergen wie auch amtliche Gästehäuser gab.

In der Wei-Jin-Periode (220-420) erfuhr das Herbergswesen eine kräftige Entwicklung. Kaiser Wei Wu Di reorganisierte die alten Häuser und eröffnete neue, was vor allem dem Handelsverkehr sehr förderlich war. Die Ausstattung der Gasthäuser wurde ebenfalls besser – „im Winter gibt es Heizung, im Sommer kühlen Schatten, das Futter ist reichlich, alles was man braucht, wird geboten“, heißt es etwa in zeitgenössischen Aufzeichnungen.

In der Tang-Zeit (618-907) nahm die Wirtschaft einen mächtigen Aufschwung und auch der Außenhandel entwickelte sich kräftig. Neue spezielle Herbergsbetriebe kamen in der Hauptstadt auf – für ausländische Händler, für Angehörige von in den Grenzgebieten des Reiches siedelnden Völkern, für Pferdefuhrwerke und sogar für Kranke. Die großen Durchzugsstraßen waren gesäumt von Poststationen und Rasthäusern für Kuriere und Beamte sowie von Absteigen für gewöhnliches Volk. Von dem berühmten Dichter jener Zeit Du Fu sind die Zeilen überliefert:

Ein Haus am Fluss nahe dem Weiden der Furt,

Segeln im Wind, zahlreich die Herbergen und Lauben.

Eine weitere Entwicklung erfuhr das Herbergswesen in der Yuan-Dynastie (1279-1368). Von der Regierung gefördert, eröffneten sogar Tempel und Klöster eigene Gasthäuser. Der „Geschichte der Yuan-Dynastie“ zufolge betrieb zum Beispiel der Huguo-Tempel in Beijing nicht weniger als hundert Herbergen und Schenken. Über das ganze Land verteilt, gab es 1490 Post- und Raststationen für Kuriere und reisende Beamte; die größeren hatten bis zu 400 Pferde in den Ställen stehen. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich das Gastgewerbe zu einem der blühendsten Wirtschaftszweige.

Mit dem Bau von Eisenbahnlinien und der Errichtung einer modernen Postverwaltung Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war das Ende für die alten Poststationen gekommen. Gleichzeitig begann man auch, in den Städten modern ausgestattete Großhotels zu bauen.

Aus „China im Aufbau“, Nr. 3, 1982

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