Die
10 000 Gesichter von Guangdong
Ob
am Sommermorgen oder bei der Winterabenddämmerung - im Volkspark
Guangzhous gibt es immer viele ältere Leute, die einen Kinderwagen
schieben, in Gruppen begeistert singen, Zeitungen lesen, Tee trinken
oder die Guangdong-Oper aufführen. Dort wird häufig auch
der kostenlose Gesellschaftstanzkurs veranstaltet. Von Popmusik
begleitet, lernen die Leute, die nicht mehr ganz jung und nicht
besonders modern gekleidet sind, mit Konzentration und Engagement
den Gesellschaftstanz.
Von der Sui- bis Qing-Dynastie war der Volkspark
der Sitz der lokalen Behörde. 1917 wurde er auf eine Anregung
von Dr. Sun Yat-sen hin in einen öffentlichen Park umgewandelt
und hieß Erster Park. Im November 1926 wurde er
zum Zentralen Park und 1966 zum Volkspark
umbenannt. 1998 riss man die Mauer, die den Volkspark und den Sitz
der Provinzregierung Guangdong umgab, ab. Dadurch wurde der Volkspark
zu einem freien Platz und die Provinzregierung für einfache
Leute zugänglicher.
Das ehemalige Pachtgebiet aus den 20er und 30er
Jahren des letzten Jahrhunderts liegt in Shamian am Zhujiang-Fluß.
Die Gebäude im westlichen Stil sind bis auf den heutigen Tage
erhalten geblieben. Unter den Sonnenschirmen am Ufer sind heute
nicht selten ausländische Touristen zu finden. Da kann man
leicht die Illusion bekommen, wieder in der alten Zeit zu sein.
Nicht weit von Shamian liegt das alte Viertel Xiguan. Dort konzentrieren
sich die alten Häuser Guangzhous, in denen früher reiche
Geschäftsleute wohnten, die aber im Laufe mehrerer Jahrhunderte
heruntergekommen sind. Weil man dort eine U-Bahn geplant hat, sind
viele Familien umgezogen. In der Zukunft wird es in diesem Gebiet
nur moderne Hochhäuser geben.
Übrigens sind die Imbisse in Xiguan bekannt,
denn sie haben den typischen Geschmack der Guangdong-Küche.
In
Guangzhou verbringen alte Leute ihre Zeit gern in einem Teehaus
und lesen dort Zeitungen. Parks besuchen sie auch gerne, denn dafür
braucht man ebenfalls wenig zu bezahlen.
In den letzten Jahren sind in Guangzhou viele
kleine 24-Stunden-Läden als Erleichterungen für die Einwohner
entstanden. Sie bieten vor allem Lebensmittel und Notmedikamente
an. Nach internationalen Normen sind die Waren in 24-Stunden-Läden
um 10% bis 20% teurer als die in normalen Supermärkten. Guangzhou
will dadurch ein internationales Antlitz erhalten.
Auch
wenn Guangzhou wegen seiner alten Häuser und schmalen Straßen
nicht modern aussieht, übt es doch eine große Anziehungskraft
aus. Denn Guangzhou hat z.B. als der erste Ort Chinas die Schlager
aus Taiwan und Hongkong angenommen und sie landesweit verbreitet.
Zahlreiche beliebte Popsänger und sängerinnen kommen
aus dieser Provinz. Das Guangdonger Ballett führt ein ganz
anderes Verwaltungs- und Betriebssystem als staatliche Ballette,
z.B. das Zentrale Ballett in Beijing, durch. Außerdem pflanzen
die Zeitungen und Zeitschriften Guangdongs ihre eigene Fahne auf.
Über Ereignisse aus den Bereichen wie Politik, Kultur und Wirtschaft
werden auf eine freiere Weise berichtet. Man kann sagen, dass in
Guangdong die Öffnung zur schnellen wirtschaftlichen Entwicklung
geführt hat, und gleichzeitig die Wirtschaftsentwicklung die
kulturelle Prosperität fördert.
Durch Guangdong, das Tor der Öffnung Chinas,
sieht man einerseits eine neue Außenwelt und andererseits
das schnell entwickelte China. Im neuen Jahrhundert wird Guangdong
diese Funktion weiterhin ausüben.
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