Heute
mit einem Blick in

Warum schreiben Leute
gerade über China immer wieder Sachen, die nicht stimmen?
Diese Frage stellt das in Bangkok erscheinende deutschsprachige
Monatsmagazin „Thailand aktuell“. Im Rahmen einer Artikelserie
„Blick nach China“ listete das Blatt eine ganze Reihe von
Zeitungsenten auf, die in deutschen Publikationen zu lesen
waren. Nachstehend einige Auszüge.
Zeitungsenten
über China
„Da schreibt ein Christian Müller, Diplom-Ingenieur,
der als Senior-Experte ein paar Monate in der nordostchinesischen
Stadt Tangshan gearbeitet hat, in der Sächsischen Zeitung
des langen und breiten über China und lässt sich u. a.
auch darüber aus, dass die Chinesen kein R sprechen könnten.
Und weil er es wohl ganz logisch findet, dass es deshalb im
Chinesischen den Laut R gar nicht geben kann, setzt er flugs
hinzu: Wenn man die Landkarte betrachtet, wird man auch keinen
chinesischen Ortsnamen mit R finden…
Da wüßte man schon gern, welche Landkarte
Herr Müller betrachtet hat, denn im China-Atlas, herausgegeben
vom China Cartographic Publishing House, sind jedenfalls von
Rabang in Tibet bis Ruyang in der Provinz Henan nicht weniger
als 144 Orte eingezeichnet, die (in der offiziellen Umschrift
Pinyin) mit dem Buchstaben R beginnen. Und die alte Geschichte,
die Chinesen könnten allesamt kein R rollen, stimmt auch
nicht. Es sind die Südchinesen, deren Zungen da hartnäckig
streiken, doch andere Bewohner des Reichs der Mitte haben
mit diesem Laut meist keine Probleme.“
Dass selbst renommierte Verlage mitunter
Unsinn über China verbreiten, fand „Thailand aktuell“ in einem
China-Sonderheft des ZEIT-Verlags bestätigt. Dort steht
in einem Aufsatz von Fritz Vorholz: „In der Hauptstadt ist
in Flaschen abgefülltes Wasser teurer als Milch.“ Dazu der
Autor des Berichts in dem Bangkoker Magazin: „Gern wüsste
man, wie Vorholz an diese Erkenntnis gekommen ist. Hat er
vielleicht in der Nobel-Herberge Palace-Hotel ein Fläschchen
Perrier bestellt und den Preis dann mit dem einer Tüte Milch
im Supermarkt verglichen? Tatsache ist: In Peking bekommt
man eine 1,5-Liter-Flasche chinesisches Mineralwasser schon
für knapp 4 Yuan, während ein Liter von chinesischen
Kühen gewonnene Milch mindestens 6 Yuan kostet.“
Um den Genuss von Magnolienblüten ging es
in einem Artikel in der BILD-Zeitung. Darin erfuhr der staunende
Leser, dass im Frühling in China „an jeder Straßenecke
Magnolienblüten, Sinnbilder weiblicher Süße und Schönheit,
als Delikatesse angeboten werden - in Mehl gewälzt und
in Öl frittiert“.
„Nun ja“ heißt es in dem Bangkoker
Magazin, „besagte Zeitung ist nicht gerade für ihre Wahrheitstreue
bekannt. Wahr an der Geschichte ist nur, dass die Chinesen
in ihrer an Kochexperimenten reichen Geschichte irgendwann
auch auf den Genuss gebackener Magnolienblüten gekommen sind.
So wie sie auch mal mit Vorliebe Bärentatzen verzehrten.
Beides gibt es längst nicht mehr. Heute ist anderes in
Mode: Hamburger bei MacDonalds!“
Abschließend erinnert „Thailand aktuell“
an den französischen Missionar Regis-Evariste Huc, der
Mitte des 19. Jahrhunderts lange Jahre in China gelebt und
das Land gründlich bereist hatte und in dessen Buch „Das chinesische
Reich“ diese Sätze stehen: „Wir wollen uns bemühen, die
irrigen und albernen Meinungen zu zerstören, welche zu
allen Zeiten über China verbreitet waren. Um die Verwirrung
zu vermehren, fehlten bloß noch die Touristen. Auch
wenn sie fast nichts gesehen haben, hält sie dies doch
nicht davon ab, viel zu schreiben…“