September 2002
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Heute mit einem Blick in

Warum schreiben Leute gerade über China immer wieder Sachen, die nicht stimmen? Diese Frage stellt das in Bangkok erscheinende deutschsprachige Monatsmagazin „Thailand aktuell“. Im Rahmen einer Artikelserie „Blick nach China“ listete das Blatt eine ganze Reihe von Zeitungsenten auf, die in deutschen Publikationen zu lesen waren. Nachstehend einige Auszüge.

Zeitungsenten über China

„Da schreibt ein Christian Müller, Diplom-Ingenieur, der als Senior-Experte ein paar Monate in der nordostchinesischen Stadt Tangshan gearbeitet hat, in der Sächsischen Zeitung des langen und breiten über China und lässt sich u. a. auch darüber aus, dass die Chinesen kein R sprechen könnten. Und weil er es wohl ganz logisch findet, dass es deshalb im Chinesischen den Laut R gar nicht geben kann, setzt er flugs hinzu: Wenn man die Landkarte betrachtet, wird man auch keinen chinesischen Ortsnamen mit R finden…

Da wüßte man schon gern, welche Landkarte Herr Müller betrachtet hat, denn im China-Atlas, herausgegeben vom China Cartographic Publishing House, sind jedenfalls von Rabang in Tibet bis Ruyang in der Provinz Henan nicht weniger als 144 Orte eingezeichnet, die (in der offiziellen Umschrift Pinyin) mit dem Buchstaben R beginnen. Und die alte Geschichte, die Chinesen könnten allesamt kein R rollen, stimmt auch nicht. Es sind die Südchinesen, deren Zungen da hartnäckig streiken, doch andere Bewohner des Reichs der Mitte haben mit diesem Laut meist keine Probleme.“

Dass selbst renommierte Verlage mitunter Unsinn über China verbreiten, fand „Thailand aktuell“ in einem China-Sonderheft des ZEIT-Verlags bestätigt. Dort steht in einem Aufsatz von Fritz Vorholz: „In der Hauptstadt ist in Flaschen abgefülltes Wasser teurer als Milch.“ Dazu der Autor des Berichts in dem Bangkoker Magazin: „Gern wüsste man, wie Vorholz an diese Erkenntnis gekommen ist. Hat er vielleicht in der Nobel-Herberge Palace-Hotel ein Fläschchen Perrier bestellt und den Preis dann mit dem einer Tüte Milch im Supermarkt verglichen? Tatsache ist: In Peking bekommt man eine 1,5-Liter-Flasche chinesisches Mineralwasser schon für knapp 4 Yuan, während ein Liter von chinesischen Kühen gewonnene Milch mindestens 6 Yuan kostet.“

Um den Genuss von Magnolienblüten ging es in einem Artikel in der BILD-Zeitung. Darin erfuhr der staunende Leser, dass im Frühling in China „an jeder Straßenecke Magnolienblüten, Sinnbilder weiblicher Süße und Schönheit, als Delikatesse angeboten werden - in Mehl gewälzt und in Öl frittiert“.

„Nun ja“ heißt es in dem Bangkoker Magazin, „besagte Zeitung ist nicht gerade für ihre Wahrheitstreue bekannt. Wahr an der Geschichte ist nur, dass die Chinesen in ihrer an Kochexperimenten reichen Geschichte irgendwann auch auf den Genuss gebackener Magnolienblüten gekommen sind. So wie sie auch mal mit Vorliebe Bärentatzen verzehrten. Beides gibt es längst nicht mehr. Heute ist anderes in Mode: Hamburger bei MacDonalds!“

Abschließend erinnert „Thailand aktuell“ an den französischen Missionar Regis-Evariste Huc, der Mitte des 19. Jahrhunderts lange Jahre in China gelebt und das Land gründlich bereist hatte und in dessen Buch „Das chinesische Reich“ diese Sätze stehen: „Wir wollen uns bemühen, die irrigen und albernen Meinungen zu zerstören, welche zu allen Zeiten über China verbreitet waren. Um die Verwirrung zu vermehren, fehlten bloß noch die Touristen. Auch wenn sie fast nichts gesehen haben, hält sie dies doch nicht davon ab, viel zu schreiben…“

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