September 2002
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Presse Schau

Zhuzhou:

Ein Ort, wo man nach Wurzeln sucht

Von Yu Jie und Li Meng

Es ist allgemein bekannt, dass in Zhuzhou viele Wurzeln liegen und man gern nach ihnen sucht: Die Wurzeln der chinesischen Zivilisation, das Mausoleum des Kaisers Yan, liegt im mit Azaleen bewachsenen Gebirge im Kreis Yanling; die erste revolutionäre Regierung der KP Chinas auf  Kreisebene wurde im Kreis Chaling, der reich an landwirtschaftlichen Ressourcen ist, ausgerufen; die ersten Flugzeug-Kolbenmotoren des Typs M 11 und die ersten Motorradmotoren wurden hier gebaut, und außerdem wurden hier über 50 weitere Pionierprojekte in der Geschichte der chinesischen Industrie durchgeführt.

Kommt man heute in Zhuzhou an, sieht man Grünanlagen dicht neben breiten Straßen liegen. Zu beiden Seiten des Xiang-Flusses stehen hohe Gebäude, auf denen große Plakate für neue Produkte hängen. Auf der Zhuzhou-Brücke verkehren zahlreiche Motorräder. Man ist erstaunt über die Vitalität dieser Industriestadt, die gleich alt ist wie die Volksrepublik.

Stimmung der Industrialisierung

„Zhuzhou ist eine Stadt, die durch die Lokomotive hierher geschleppt wurde. Am Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde die erste gewerbliche Eisenbahnlinie in der Region südlich des Unterlaufs des Yangtse gebaut. Ihr Ausgangspunkt war Zhuzhou, und dieses hat sich inzwischen zum größten Verkehrsknotenpunkt in der Region entwickelt. Allerdings verliert Zhuzhous günstige Verkehrslage immer mehr an Bedeutung.“

Wang Tingming, Parteisekretär der Stadt Zhuzhou

Das Wahrzeichen der Stadt Zhuzhou ist die Eisenbahn. Hier liegt der größte Verkehrsknotenpunkt der Region südlich des Unterlaufs des Yangtse. In alter Zeit war Zhuzhou für seine strategische Bedeutung für den Verkehr zu Wasser und zu Lande bekannt. Seit den 40er Jahren führen die Eisenbahnlinien Zhejiang–Jiangxi und Beijing–Guangzhou durch die Stadt, und in den 50er Jahren stieß die Eisenbahnlinie Hunan–Guizhou dazu.

Gerade wegen der günstigen geographischen Lage wurde Zhuzhou in der Periode des 1. Fünfjahresplans als eine von acht wichtigen Industriestädten besimmt. Damals wurden vier der 156 Schlüsselprojekte, die von der früheren Sowjetunion unterstützt wurden, hier angesiedelt. Es waren die Kraftmaschinenfabrik des Südens, das Kraftwerk Zhuzhou, die Hartmetallfabrik Zhuzhou und die Kohlewaschanlage Zhuzhou. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass hier zuerst die Eisenbahnlinien gelegt, dann die Fabriken gebaut wurden und schließlich die Stadt entstand. Die großen Betriebe wie das Werk für elektrische Lokomotiven Zhuzhou, die Waggon-Fabrik und die Fabrik für Brückenelemente haben mit der Eisenbahn zu tun, so dass der Eisenbahnverkehr in Zhuzhou hoch entwickelt ist. Auf dem Zhuzhouer Hauptbahnhof fährt alle 6 1/2  Minuten ein Zug ab. Daher rührt das geflügelte Wort, Zhuzhou sei eine Stadt, die durch die Eisenbahn hierher geschleppt wurde.

Zhuzhou liegt in der Mitte der Provinz Hunan und bildet mit der Provinzhauptstadt Changsha und der Industriestadt Xiangtan ein wirtschaftlich entwickeltes „goldenes Dreieck“. Die Entfernung zwischen diesen drei Städten beträgt jeweils 30 km. Zhuzhou war nach Changsha die zweite Stadt in der Provinz Hunan, die industrialisiert wurde. An ihrer gesamten industriellen Stärke gemessen nimmt sie den 26. Platz im ganzen Land ein.

Die Bevölkerung der Stadt Zhuzhou war einst stolz auf die staatlichen Unternehmen. Nach der Reform und Öffnung wurde im Lauf des Systemwandels in den staatlichen Betrieben festgestellt, dass die planwirtschaftlichen Mechanismen festgefahren waren. Die Betriebe waren nicht nur für die Produktion zuständig, sondern hatten auch Schulen zu führen und Krankenhäuser zu verwalten. Die Belastung war groß, denn alle „assen aus einem großen Topf“– es herrschte eine Art Egalitarismus. Die spätere Streichung überbesetzter Arbeitsstellen resultierte deshalb in einer großen Zahl von Arbeitslosen. Wie es scheint, sind die staatlichen Betriebe über Nacht von Günstlingen der Bevölkerung zu ihren Problemkindern geworden.

In den 80er Jahren leitete die Stadt Zhuzhou als erste im ganzen Land Reformen in den Bereichen Arbeitseinsatz, Personalverwaltung und Lohnsatz der staatlichen Betriebe ein. Im Zuge dessen wurden zur Wiederbelebung der staatlichen Betriebe neue Maßnahmen ergriffen, die u. a. den Einsatz der Arbeiter sowie die Beförderung und Degradierung von Kadern betrafen. Mit dem Voranschreiten der Reformen erlangte eine Reihe großer und mittelgroßer Betriebe, die die Stütze der Zhuzhouer Industrie bildeten, neue Vitalität und Energie. Die Gewinne der großen staatlichen Schlüsselbetriebe wie der Nanfang-Unternehmensgruppe, des Werks für elektrische Lokomotiven Zhuzhou, der Schmelzhütte, der Hartmetallfabrik und des Pharmazeutischen Betriebs Qianjin machten 90% der gesamten Industrieeinnahmen von Zhuzhou aus. Sechs Betriebe wurden in die 500 Top-Unternehmen des ganzen Landes eingereiht. Dies wurde in der Presse als das „Phänomen von Zhuzhou“ bezeichnet.

Beispiele für eine erfolgreiche Umgestaltung des Eigentums- und Verwaltungssystems von staatlichen Betrieben sind die Pharmazeutische GmbH Qianjin, die Hartmetallfabrik Zhuzhou und das Werk für elektrische Lokomotiven Zhuzhou. Die Pharmazeutische GmbH Qianjin gehört zu den 50 Top-Unternehmen der pharmazeutischen Industrie für chinesische Medizin. Sie ging aus dem ehemaligen Pharmazeutischen Betrieb für chinesische Medizin hervor. Anfang der 80er Jahre stand dieser wegen hoher Verluste kurz vor der Schließung. In jener Zeit entschloss sich der Betrieb, unter der Leitung seines Generaldirektors Zhu Feijin ein eigenes Spitzenprodukt, die Qianjin-Tablette für Frauenkrankheiten, zu entwickeln. Dafür wendete der Betrieb als erster der Branche die Technik des dünnen Zuckergusses an. Innerhalb von fünf Jahren wurden über zehn Millionen Yuan Gewinn erwirtschaftet. Dieses Produkt erhielt den silbernen Preis des Staates und wurde vom Gesundheitsministerium als Medikament für die staatliche medizinische Grundversorgung eingestuft. Allein im Jahr 2001 wurden durch den Umsatz industrieller Produkte 600 Millionen Yuan erwirtschaftet.

Die Hartmetallfabrik Zhuzhou wurde 1954 gegründet und hat sich bereits zu Chinas größter Produktions- und Forschungsbasis für Hartmetalle entwickelt. Sie verfügt über die Berechtigung zu Exporten und Importen und wurde als Staatsunternehmen der Kategorie eins eingestuft. Durch die Eigentums- und Verwaltungsreform wurde die Fabrik wiederbelebt, und im Aufbau in den letzten Jahrzehnten wurde sie um ein technisches Zentrum staatlichen Rangs, ein staatliches Test- und Analysezentrum und Arbeitsstationen für Post-Doktoranden sowie Filialen in den USA, Deutschland, Japan und Hongkong erweitert. Das Handelsnetz erstreckt sich über 69 Ländern in fünf Kontinenten und die jährlichen Ein- und Ausfuhren betragen über 80 Mio. US-Dollar.

Das Werk für elektrische Lokomotiven Zhuzhou blickt auf eine Geschichte von 60 Jahren zurück. Heute baut er die leistungsstärksten elektrischen Lokomotiven für Personenzüge.  In den letzten Jahren erzielte der Betrieb einen Durchbruch bei der Erschließung des Marktes von Eisenbahnzügen. Neulich gewann er eine Ausschreibung für Lokomotiven und Eisenbahnwaggons für die U-Bahn in Shanghai. Die Bestellung umfasst 168 Züge, und das Handelsvolumen liegt bei 1,5 Mrd. Yuan. In zwei Jahren werden diese Züge in Shanghai in Betrieb genommen werden.

„Eine elektronische Visitenkarte“

Am 27. Mai dieses Jahres fand in Shanghai das Symposium für Investitionsprojekte in der staatlichen Erschließungszone für High-Tech in Zhuzhou statt. Die Gäste bekamen eine feine „elektronische Visitenkarte“ geschenkt. Darauf stand: Staatliche High-Tech-Erschließungszone Zhuzhou; www. zzhitech.com. Wenn man sie in den Computer steckt, erscheint eine anschauliche Darstellung der Erschließungszone auf dem Bildschirm. Auf dem Symposium stellten der Parteisekretär und der Oberbürgermeister den Gästen verschiedene Projekte der Erschließungszone vor.

Die High-Tech-Erschließungszone Zhuzhou wurde im Februar 1992 gegründet, und im Dezember desselben Jahres wurde sie vom Staatsrat zu einer High-Tech-Erschließungszone staatlichen Rangs erklärt. Zum Aufbau dieser Erschließungszone wurde eine Fläche von 35 km2 zur Verfügung gestellt.

Aber noch bis vor zwei Jahren – acht Jahre nach der Gründung – war es in dieser Erschließungszone staatlichen Rangs ziemlich still. Die Machbarkeitsstudien für verschiedene Projekte blieben im Labyrinth der Amtswege stecken, so dass ausländische Investoren die Geduld verloren und ihre Investitionen in andere Städte verlegten. Die zur Verfügung gestellte Fläche von 400 Mu (ein Mu = 1/15 Hektar) blieb ungenutzt.

Im Winter 1999 veranstaltete das Ministerium für Wissenschaft und Technik eine Konferenz in Jilin, die scherzhaft als Konferenz zur Förderung „der sich langsam entwickelnden Erschließungszonen“ bezeichnet wurde. Die Erschließungszone in Zhuzhou war einer der zehn geladenen Teilnehmer. Da erhielt die Erschließungszone Zhuzhou eine Mahnung: Sollte die Entwicklung nicht beschleunigt werden, dann würde die Erschließungszone aufgehoben.

Das war ein Schock, der die Verantwortlichen für die High-Tech-Erschließungszone in Zhuzhou aufrüttelte.

Bald darauf beschloss die Stadtregierung, eine Strategie zur Entwicklung des Investitionsumfeldes auszuarbeiten. Das neugegründete Zentrum für die Bearbeitung von Anträgen überzeugte den Geschäftsführer der Dachen GmbH für Umweltschutztechnik von der neuen Effizienz der Erschließungszone, indem es innerhalb von sieben Tagen alle Formalitäten für die Ansiedlung der Firma aus Fujian erledigte. Früher hätte die Bearbeitungsfrist ein halbes Jahr betragen.

Innerhalb von zwei Jahren wurde das Investitionsumfeld der Erschließungszone Zhuzhou verändert.

Wegen der günstigen Rahmenbedingungen kam die Hongyuan-Gruppe aus Shenyang in den Süden und will in Zhuzhou auf einer Fläche von 680 Mu den größten Industriepark für Chemie und Baumaterial Asiens anlegen, wofür sie 1,35 Mrd. Yuan vorgesehen hat. In einem Interview sagte Sun Lijun, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, dass Zhuzhou über eine günstige geographische Lage, eine solide Industriebasis und eine intakte Infrastruktur verfüge, aber noch wichtiger sei, dass die Stadt Zhuzhou bei der Bodennutzung, Steuererhebung, Projektgenehmigung und Finanzabsicherung sowie bei der Strom- und Wasserversorgung Hilfsbereitschaft und Unterstützung zeige. Das sei der Beweggrund für die Firma gewesen, in Zhuzhou ihre Produktionsanlagen anzusiedeln.

Zur Zeit werden viele Investoren durch die gut ausgebaute Infrastruktur, flexible Investitionsmechanismen, die Begünstigungspolitik sowie den umsichtigen Service angezogen. Die Stadt hat Kooperationsbeziehungen mit den USA, Deutschland, Singapur und Taiwan aufgenommen. Einige der 500 Top-Firmen der Welt wie Siemens und Yamaha haben Niederlassungen in der Erschließungszone gegründet.

Was den Leiter der Erschließungszone, Zhai Dupei, erfreut, ist, dass an einem Symposium in Shanghai, das die Erschkließungszone veranstaltete, über 100 Unternehmer aus aller Welt teilnahmen. Bereits während des Symposiums wurden sieben Projekte mit Investoren vereinbart und entsprechende Absichterklärungen mit einem Investitionsvolumen von sechs Mio. US-Dollar unterzeichnet. Außerdem wurden ausländische Investitionen in die Stadt in Höhe von 800 Mio. Yuan gesichert. Die Hongkonger Investitions-GmbH der Welthandelsunion der Geschäftsleute chinesischer Abstammung gab bekannt, 380 Mio.Yuan in den Bau des Vergnügungsparks „Neues Jahrhundert“ in Zhuzhou investieren zu wollen.

Die Untersuchungsdelegationen folgen einer nach der anderen. Renommierte Firmen wie Siemens, die Xinjian-Gruppe aus Hongkong, die Firma Nanfang-Schiber und die Firma Tianlong-Eisenbahn haben ihre Niederlassungen in der Erschließungszone in Zhuzhou gegründet. Der in der Erschließungszone befindliche Industriepark Tiantai hat eine Fläche von 2300 Mu und ist schon voll bebaut. Bei der Gründung der Erschließungszone betrug der Gesamtproduktionswert der Industrie 125,39 Mio Yuan, im Jahr 2001 belief er sich auf  7,448 Mrd. Yuan, und die jährliche Wachstumsrate liegt bei 50,45%.

Umgestaltung des Stadtbilds

„Welch anmutige Fluss- und Berglandschaft in der Mitte des Frühlings!“  In diesem Vers sprach der Dichter Du Fu in der Tang-Dynastie (618 - 907) seine Bewunderung für die Landschaft in Zhuzhou im Frühling aus. Auch heute verdient die Stadt nach ihrer Umgestaltung im Frühling dieses Lob.

Vor 40 Jahren bat die Stadt Zhuzhou Experten aus der Sowjetunion, einen Städtebauplan zu entwerfen. Die „großen Brüder“ bestimmten den Umfang der Stadt hinsichtlich der schon bestehenden Dörfer und Gemeinden: „eine Stadt mit einer Fläche von zehn km2 und 100 000 Einwohnern“. Dieser Plan war hinsichtlich der Weiterentwicklung der Stadt bedauerlich.

40 Jahre später hat die Stadt über 700 000 Einwohner und eine Fläche von 65 km2. Während die Stadt von den Vorteilen der Industrialisierung profitiert, leidet sie auch unter der Belastung der veralteten Industrieanlagen. Die Stadtplanung muss einen Ausweg finden.

Da drei Eisenbahnlinien die Stadt durchqueren und der Xiang-Fluss durch die hügelige Landschaft der Stadt fließt, ist das Stadtgebiet zerstückelt. Die Hauptstraßen führen vom Platz im Stadtzentrum strahlenförmig nach außen. Es gibt in der Stadt weder Durchgangs- noch Ringstraßen. Wer von Osten nach Westen oder von Süden nach Norden fährt, muss über den Platz im Stadtzentrum fahren.

Der Xiang-Fluss ist ein Nebenfluss des Yangtse und der größte Fluss in der Provinz Hunan. Er fließt auf einer Strecke von 120,8 km durch das Stadtgebiet. Die breiteste Stelle ist 600 m breit, in der Hochwasserzeit gar 800 m. Zu beiden Seiten des Flusses ragen rote Felsen empor, und am Ufer gibt es weiße Sandbänke, die mit Trauerweiden bewachsen sind. Das bildet eine besonders schöne Landschaft.

1999 begann man, einen Schnellstraßenring anzulegen, der aus zwei Brücken über dem Xiang-Fluss, fünf Ringstraßen und drei großen Straßenkreuzen besteht und die durch die Eisenbahnlinien, den Fluss und kleine Hügel getrennten Stadtteile verbindet.

Über die zwei Brücken erreicht man die neuen Stadtteile westlich des Flusses, wo sich die High-Tech-Erschließungszone staatlichen Rangs befindet.

Neulich wurde im Norden des Stadtsgebiets eine dritte Brücke über den Xiang-Fluss gebaut. Diese Schrägseilbrücke hat eine Spannweite von 241 m, und der Brückenturm ist 138 m hoch. Die Zhuzhouer Einwohner sind sehr stolz auf die Brücke und sagen uns, dass sie unter den Schrägseilbrücken des Landes die größte Spannweite und den höchsten Turm hat.

Für den Umbau der Stadt werden niedrige Wohnhäuser im Geschäftsviertel im Stadtzentrum abgerissen. Gemäß Plan wird die Immobilienfirma Haichuang aus Shanghai hier mehrere Dutzend Millionen Yuan investieren und Wohnhäuser der gehobenen Klasse im „Shanghaier Baustil“ bauen. Die Immobilienfirma Zaolin aus Guangdong wird in Zhuzhou den Kronprinz-Handelsplatz im Guangdonger Baustil anlegen. Im Bezirk Shifeng hat ein Investor aus Taiwan bereits mit dem Bau eines riesigen Marktes mit einer Fläche von 200 000 m2 begonnen.

In Zhuzhou stehen viele alte Fabrikhallen am Flussufer oder am Berghang. 37,75% des Stadtgebiets sind mit Bäumen bedeckt. Das Bauministerium hat die Stadt Zhuzhou mit den Ehrentiteln „Stadt mit hervorragendem Umweltschutz“ und „Stadt mit fortschrittlichem Gartenbau und fortschrittlichen Grünanlagen“ ausgezeichnet. In der Stadt gibt es drei Parks städtischen Rangs, nämlich den Shennong-Park, den Shifeng-Park und den Liufang-Park, wo die Grünanlagen über 70% der Gesamtfläche ausmachen. Ein Kennzeichen der Stadt Zhuzhou ist die Azalee. Diese farbenprächtige Blume bildet in der Blütezeit eine besondere Dekoration für die Stadt.

Ein besonderer Anlass, nach Zhuzhou zu reisen

Wo liegen die Wurzeln des chinesischen Volkes? Das Mausoleum des Kaisers Yan wird seit jeher von den Chinesen als heiliger Ort betrachtet, an dem sie nach ihren Wurzeln und ihren Urahnen suchen. Auch viele Überseechinesen kommen hierher, um ihre Ehrerbietung zum Ausdruck zu bringen. Das Feuer für die Eröffnung des Drachenbootrennens von Überseechinesen aus aller Welt 1993 und das Feuer für die Veranstaltung „Das Licht der chinesischen Zivilisation“ 2000 wurden vom Altar des Heiligen Feuers im Mausoleum des Kaisers Yan geholt.

Seit einigen Jahren werden mit der Opferzeremonie für Kaiser Yan weitere touristische Einnahmequellen erschlossen.

Einblick in 5000 Jahre Zivilisationsgeschichte: Zum „Doppelneunfest“ (am 9. 9. des chinesischen Mondkalenders) im vorigen Jahr konnte man in Zhuzhou einen Einblick in 5000 Jahre Zivilisation gewinnen. Da wurden Trommeln und Gongs geschlagen, und Musik wurde gespielt. Das Tor des Mausoleums von Kaiser Yan öffnete sich langsam. Die Teilnehmer an der Opferzeremonie schritten mit Blumenkörben zur Opferstätte. Cheng Wanqi, Vorsitzender des Vereins der Überseechinesen und Vorsitzender der Generalvereinigung für die Förderung von Industrie und Handel von Überseechinesen, und Hei Boli, Vizevorsitzender des Vereins für die Erforschung der chinesischen Kultur, hielten Weihrauchstäbchen in der Hand und verneigten sich tief mit den hierher gekommenen 20 000 Überseechinesen vor dem Mausoleum, um Kaiser Yan zu gedenken.

Die Wurzeln des chinesischen Volkes lassen sich auf die Zeit von Kaiser Yan und Kaiser Huang vor 5000 Jahren zurückverfolgen.

Die beiden Kaiser wetteiferten einst um die Vormachtstellung, versöhnten sich später jedoch und gründeten eine große Familie. Kaiser Huang erfand Boot und Wagen sowie die Baukunst, und seine Frau Leizu brachte den Menschen die Seidenraupenzucht und die Herstellung von Seide bei. Kaiser Yan lehrte die Menschen Ackerbau. Damit bereicherte er die Kost der Urmenschen, die bis anhin nur Tierfleisch und Wildfrüchte verzehrten. Kaiser Yan kostete noch verschiedenste Kräuter, um sie auf eine mögliche heilende Wirkung hin zu untersuchen. Letzten Endes führte dies zu seinem Tod – aus Versehen nahm er das tödliche „darmbrechende Kraut“ ein –, und zwar auf dem Berg, wo heute sein Mausoleum steht. Das ist auch ein Grund, warum die Chinesen sich als Nachkommen der Kaiser Yan und Huang bezeichnen. Diesbezüglich gibt es ein geflügeltes Wort: Wenn man die letzten 500 Jahre der chinesischen Zivilisation sehen möchte, sollte man nach Beijing reisen; wenn man die letzten 2000 Jahre kennen lernen möchte, sollte man nach Xi’an reisen; wenn man aber zu den Anfängen der 5000-jährigen Geschichte der chinesischen Zivilisation zurückblicken möchte, sollte man nach Zhuzhou reisen und das Mausoleum des Kaisers Yan besichtigen.

Das Mausoleum des Kaisers Yan wurde 967 erstmals erbaut und befindet sich im südlichsten Kreis des Verwaltungsgebiets der Stadt Zhuzhou, dem Kreis Yanling. Hier bedeckt Wald die Bergketten. Die Hallen mit ihren roten Mauern und goldenen Ziegeln wirken stattlich und imposant. Den äußeren Eingang bildet das Mittagstor, und im zweiten Hof befindet sich der Pavillon der Ehrerbietung. Vor dem Pavillon steht eine hohe Steintafel aus weißem Marmor, in die die von Staatspräsident Jiang Zemin geschriebene Inschrift „Mausoleum des Kaisers Yan“ eingraviert ist. Hinter dem dritten Tor befindet sich die Haupthalle, in deren Mitte ein aus einem Kampferbaum geschnitztes und vergoldetes Standbild des Kaisers Yan steht. Im vierten Hof befindet sich der Pavillon des Grabsteins, und hinter dem fünften Tor schließlich liegt das Grab selber, das 4,58 m hoch und 6,47 breit ist. Daneben stehen verschiedene Nebenhallen wie der „Tempel des Heiligen“, die „Halle für den himmlischen Botschafter“, der „Altar für das Besingen guter Ernten“ und der „Altar des Heiligen Feuers“.

Die faszinierende Landschaft genießen: Das Verwaltungsgebiet von Zhuzhou weist eine abwechslungsreiche Topographie auf und ist zu 60% von Wald bedeckt. Besucher finden hier eine ungewöhnliche und vielfältige Naturlandschaft vor mit Urwald, tiefen Höhlen und majestätischen Wasserfällen.

Besonders zu erwähnen sind die „Höhlen der Pfirsichquelle“. Sie liegen in einem dünn besiedelten, 23 786 Hektar großen Waldpark staatlichen Rangs. Der Ortsname rührt von den wilden Pfirsischen, die in dieser Gegend wachsen. Der Eingang der einen Höhle ist durch einen Wasserfall bedeckt, und ihre Tiefe ist unbekannt; die andere Höhle soll nach der volkstümlichen Überlieferung einige Kilometer lang sein, doch bisher hat sich noch niemand in die Höhle gewagt. Die Gegend der „Höhlen der Pfirsichquelle“ ist eine „grüne Schatzkammer“. Dort befindet sich der größte Tannenwald des Landes, der einen hohen wissenschaftlichen Wert hat.

Im Verwaltungsgebiet der Stadt Zhuzhou gibt es überdies das für den Tourismus erschlossene Landschaftsgebiet Jiubujiang im Kreis You, das über große Stauseen, Karsthöhlen und reiche geothermische Ressourcen verfügt, und das Landschaftsgebiet Dajing mit seiner einzigartigen Tier- und Pflanzwelt. Diese Landschaftsgebiete ziehen die Touristen wie Magnete an.

Die revolutionäre Tradition erleben: Zhuzhou ist ein Ort mit einer langen revolutionären Tradition. Der Funke der chinesischen Revolution entsprang hier, und ihr Feuer erleuchtete von hier aus das ganze Land. Die großen Revolutionäre Mao Zedong, Zhu De, Chen Yi und Peng Dehuai führten eine Reihe revolutionärer Aktionen an und schufen damit eine solide Grundlage für den Sieg der chinesischen Revolution. Hier wurde die erste chinesische revolutionäre Räterepublik gegründet, und die erste Waffenfabrik der chinesischen Roten Armee entstand ebenfalls hier. An vielen Orten sind Wandparolen aus der Zeit des Ersten Revolutionären Bürgerkriegs noch erhalten. Die Taten unzähliger revolutionärer Märtyrer schrieben ein lebendiges Lehrmaterial für die revolutionäre Tradition.

Einblick in die Hochtechnologie: Zhuzhou ist ein wichtiger Industriestandort Südchinas. Hier steht die zweitgrößte Hartmetallverarbeitungsfabrik der Welt, ebenso wie Schlüsselbetriebe für den Bau von elektrischen Lokomotiven und Güterzügen, für die Herstellung von Blei und Zink und von chemischen Rohstoffen. Die Tore der Industriebetriebe stehen den Besuchern offen, damit sie einen Einblick sowohl in traditionsreiche Industriezweige als auch in die neueste Phase der Industrialisierung, der Anwendung von Hochtechnologie, gewinnen können. Auf einem Besuch in der Keramik-Fabrik Guoguang in Liling, der Vorzeigefabrik für Touristen, kann man den siebenstufigen Produktionsprozess sehen. Das Endprodukt ist Keramik, die „weiß wie Jade, glatt wie ein Spiegel, dünn wie Papier ist und einen Klang hat wie ein Qing (ein altes Schlaginstrument) “. Deng Xiaoping schenkte einst dem Kaiser von Japan aus Liling stammende Schreibartikel aus Keramik, und Staatspräsident Jiang Zemin überreichte UA-Präsident Clinton ein ebenfalls aus Liling stammendes Kaffeeservice. Keramik aus Liling wurde vom Staatsrat als Staatsgeschenk bestimmt.

Vor kurzem wurde die Reisegeschwindigkeit der Züge landesweit zum vierten Mal erhöht. Mit dem neuen Fahrplan wurde die Fahrzeit von Zhuzhou nach Changsha um vier Minuten, nach Guangzhou um 46 Minuten und nach Hangzhou um eine bis zwei Stunden verkürzt. Zhuzhou, diese einst von Zügen herangeschleppte Stadt, wird auf verlängerten Schienen noch schneller in die Zukunft fahren.

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