Mai 2002
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Sonderberichte

Wie die WTO das Leben des chinesischen Volkes verändert

Von Shen Honglei

Die WTO war eines der Topthemen auf der vor kurzem abgeschlossenen 5. Tagung des 9. Nationalen Volkskongresses (NVK).

Ministerpräsident Zhu Rongji wies im Tätigkeitsbericht der Regierung darauf hin, dass China den Grad der Öffnung nach außen allseitig erhöhen sollte, um sich an die neue Situation nach seinem Beitritt zur WTO anzupassen.

Chinesische Experten sind der Auffassung, dass die Landwirtschaft der am stärksten vom WTO-Beitritt Chinas betroffene Sektor sein wird. Ein stellvertretender Gouverneur der Provinz Henan beschäftigt sich persönlich mit dem Getreideverkauf, weil Henan ein wichtiger Weizen-, Mais- und Sojabohnenlieferant Chinas ist.

Zahlreiche Direktoren von High-Tech-Unternehmen denken nun oft danach, wie sich ihre Firmen im Ausland entwickeln können. Privatunternehmer im Produktionsbereich finden sich jedoch damit ab, sich auf Zulieferdienste zu beschränken.

Preissenkungen auf dem Automarkt

Kurz nach dem Beitritt Chinas zur WTO spürte man schon, dass sich der chinesische Markt unter der Wirkung einer unsichtbaren Hand drastisch verändert.

Als erste bekam die chinesische Automobilindustrie die Wucht der neuen Handelsbestimmungen zu spüren.

Vor dem WTO-Beitritt Chinas war der chinesische Automarkt in den Augen ausländischer Autohersteller ein „riesiger Kuchen“. Im Laufe ihrer langjährigen Entwicklung stand die chinesische Automobilindustrie stets unter dem Schutz der Regierung. Die Produzenten brauchten sich damals keine Sorgen zu machen, weil die hergestellten Autos, ganz gleich ob guter oder schlechter Qualität, garantiert verkauft werden konnten. Dazu sagte man zynisch: „Auf diesem Markt kann ein Stein für den  Preis eines Diamanten verkauft werden.“

Eines der wichtigen Resultate der 15-jährigen Verhandlungen über den Beitritt zur WTO ist, dass sich China eine Zeit von fünf bis sechs Jahren zur Regulierung seiner Automobilindustrie gesichert hat. Die Bevölkerung hingegen sieht dem Ende dieser Frist mit Freude entgegen. Die preiswerteren importierten Autos können dann auf dem Markt angeboten und die Preise der einheimischen Autos aufs internationale Niveau herabgesetzt werden.

Nun kommt aus dem Automarkt eine gute Nachricht nach der anderen. Als sich die Meldung verbreitete, der Preis für den Personenwagen „Xiali 2000“ sei von 120 000 auf 97 000 Yuan gesunken, wurden in Shenzhen 27 Wagen diesen Typus an einem Vormittag verkauft. Der Preis für das Acht-Zylinder-Modell Rote Fahne CA7460, einen der besten einheimischen Wagen Chinas, ist um 200 000 Yuan gesunken.

Bei den importierten Wagen sind noch keine deutlichen Preisreduktionen zu sehen. Doch wenn ihre Preise in einem Jahr herabgesetzt werden, können die Käufer, so sagen die Händler zu, die entstandene Preisdifferenz zurückbekommen.  

In Beijing klagte ein Taxifahrer darüber, dass der Autoverkehr auf der vierten Ringstraße, auf der er bisher sehr gern fuhr, jetzt oft stillsteht. Obwohl in den großen Städten neue Straßen angelegt und alte verbreitert wurden, gilt der Stau immer noch als große Sorge der Verkehrsämter, denn der Autobestand wächst schneller, als neue Straßen gebaut werden. Über 70% der Haushalte in Beijing, Shanghai und Guangzhou überlegen sich laut einer Nachricht, in fünf bis zehn Jahren einen Personenwagen zu beschaffen.

Doch ist die Automobilindustrie nicht die einzige Branche, die Preissenkungen erfuhr. Kurz vor dem Frühlingsfest, dem wichtigsten Familienfest der Chinesen, kamen Preisreduktionen auch auf dem Markt für Haushaltsgeräte vor. Die höchsten Vergünstigungen überschritten bei importierten Haushaltsgeräten bekannter Marken, die sich bisher einer Preissenkung standhaft verweigert hatten, die Grenze von zehntausend Yuan. Die Medien kommentierten dazu: „Die ausländischen Produkte bekannter Marken richten sich nun auch nach der Marktlage Chinas.“ Chinesische Markenhersteller wie die Fernsehproduzenten Skyworth und Kongka haben ihre Preise ebenfalls herabgesetzt.

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