Januar 2005
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Welche Bräuche zum Frühlingsfest gepflegt werden?

Das Frühlingsfest gehört zu den fünf bedeutendsten traditionellen chinesischen Festtagen. Zur Feier dieses Festes werden jedem Arbeitnehmer drei gesetzliche Urlaubstage gewährt.

Nach mehr als 2000 Jahre alter Tradition gilt nach dem Mondkalender in China das Frühlingsfest als Neujahrstag. Nach der Gründung des Neuen China 1949 wurde das Frühlingsfest auf den 1. Tag des 1. Monats nach dem chinesischen Mondkalender, zum Unterschied vom Neujahrstag am 1. Januar eines Jahres nach dem gregorianischen Kalender, festgelegt, weil nach dem Fest die Frühjahrsbestellung auf dem Lande beginnt.

Für die Bauern ist das Frühlingsfest das wichtigste aller Feste. Ab dem 23. Tag des 12. Monats nach dem Mondkalender widmen sie sich nur noch den Vorbereitungen für dieses Fest. Sie bringen ihre Häuser auf Hochglanz und schmücken sie dann mit Lampions und farbigen Seidenbändern oder bunten Papierschlangen, und für das Festessen kaufen sie gerne etwas Besonderes ein. Am Silvesterabend wird ein gemeinsames Festmahl eingenommen. In Nordchina ist die ganze Familie gewöhnlich „Jiaozi“ (eine Art Maultaschen mit Fleischfüllung), was das Vergehen des alten und das Kommen des neuen Jahres in der Familie bedeutet; in Südchina bevorzugt man „Tangyuan“ (Klöße aus Klebreis), die ein Symbol für das Zusammenkommen der ganzen Familie sind.

Bei den nationalen Minderheiten sind die Sitten zum Frühlingsfest anders als bei den Han. In Tibet begeht man z. B. das Frühlingsfest am Silvesterabend mit einem festlichen „Tanz zur Anbetung Gottes“. Alte und junge Tibeter, angetan mit farbenprächtiger Kleidung und schönen Masken, singen und tanzen begeistert nach traditioneller Musik, um so Gott zu bitten, Übel zu beseitigen und ihnen ein glückliches Jahr zu schenken. Am Morgen des Neujahrstags gehen die Frauen an den Fluss, um „glückverheißendes Wasser“ zu schöpfen, und dann stecken alle Familien gefärbte Ähren in einen Kuchen aus „Suyou“ (eine Art Butter) und Qingke-Gerstenmehl, was ein gutes Erntejahr symbolisieren soll. Man schenkt einander „Hada“ (Seidenbänder) und tauscht Neujahrsglückwünsche aus.

Die Dahuren in Nordchina tanzen am Silvesterabend den traditionellen „Lurigele“-Tanz und schmieren einander am Morgen des Neujahrstags Ruß ins Gesicht. Besonders junge Mädchen werden, wenn sie nicht gehörig aufpassen, sofort von den Jungen geschwärzt, womit deren beste Wünsche für die Mädchen zum Ausdruck gebracht werden.

Die Orotschen pflegen ebenfalls diesen Brauch, machen aber bei den Alten eine Ausnahme: Sohn und Schwiegertochter dürfen den Schwiegervater nicht „anschwärzen“ und die jungen Leute, die den Alten Ruß ins Gesicht schmieren wollen, machen zuerst einen Kotau, um ihre Verehrung für diese auszudrücken.

Bei den Bouyei ist es Sitte, dass die ganze Familie am Silvesterabend zusammenkommt, um bis zum Morgengrauen zu feiern, und wenn es graut, eifern die Mädchen miteinander darum, als erste an den Fluss zu gelangen, um glückbringendes Wasser zu schöpfen. Die Siegerin wird in diesem Jahr das glücklichste und fleißigste Mädchen seines Dorfes sein. An diesem Tag besuchen Jungen und Mädchen einander, tauschen Neujahrsglückwünsche aus und wandern miteinander in die freie Natur.

Die Nationalität der Yao in den Berggebieten feiert das Frühlingsfest auf ihre eigene Weise. Am Neujahrstag wird ein „Feldbestellungsspiel“ aufgeführt, bei dem drei junge Männer, die den Pflugochsen und zwei Pflüger spielen, auftreten. Jungen und Mädchen, in Festtagstrachten und silbernem Schmuck, kommen von überall her, um sich das Spiel anzusehen. Nach der Aufführung wird dann voll Inbrunst gesungen und getanzt, was den Wunsch der Yao nach einer guten Ernte symbolisiert.

Aus China im Aufbau, Nr. 2, 1985

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