DAAD
– Wegbereiter des Wissenschaftsaustausches zwischen China und
Deutschland
Von
Gao Zhuan


Für historisch Interessierte
wären zwei Fakten im chinesisch-deutschen Wissenschaftsaustausch
interessant: Vor knapp einhundert Jahren hat der erste Chinese
an einer deutschen Universität promoviert, der aus der Provinz
Fujian stammende Physikstudent Li Fo-Ki hat 1907 nach der Annahme
seiner Dissertation und einer mündlichen Prüfung an der Friedrich-Wilhelms-Universität
in Bonn den Doktor-Titel erworben, die Kopien seiner Urkunden
liegen heute im Archiv der Peking-Universität, übergeben vom
ehemaligen Bundeskanzler Kohl an den Rektor der Universität;
ebenfalls vor knapp einhundert Jahren wurde die Tongji-Medizinschule
auf der Grundlage des Paulun-Hospitals in Shanghai gegründet,
dem Vorläufer der renommierten Tongji-Universität, damit setzte
die deutsche auswärtige Kulturpolitik in China ein. „Tongji“
soll übrigens neben der sinngemäßen Bedeutung – gegenseitige
Hilfe in einem Boot im Sinne der gemeinsamen Bewältigung einer
schwierigen Situation – noch eine lautgemäße haben: „Tongji“
entspräche im Shanghai-Dialekt „Deutsch“, steht in einer Habilitationsschrift
geschrieben.
Die
Ausbildung chinesischer Intelligenz in Deutschland und die Gründungen
deutscher Bildungsstätten und die Abhaltung deutscher Lehrveranstaltungen
in China bilden seit jeher zwei vornehmliche Komponenten der
deutschen auswärtigen Kulturpolitik in China, wobei es darauf
hinzuweisen gilt, dass in der Zwischenzeit noch andere Komponenten
hinzugekommen sind, so dass der wissenschaftliche Austausch
heute immer mehr symmetrische Charakterzüge aufweist. Als Mittlerorganisation
der deutschen auswärtigen Kulturpolitik ist der Deutsche Akademische
Austauschdienst (DAAD) e. V. seit elf Jahren in China präsent,
heute hat der DAAD neben seiner Außenstelle in Beijing noch
ein DAAD Lecture’s Office in Guangzhou und zwei DAAD Information
Centres in Shanghai und Hong Kong. Der DAAD ist eine gemeinsame
Einrichtung der deutschen Hochschulen und wurde 1925 gegründet
am Standort der ältesten deutschen Universität, also in Heidelberg.
Er unterhält weltweit 14 Außenstellen und fördert die internationalen
Beziehungen der deutschen Hochschulen mit dem Ausland durch
den Austausch von Studenten und Wissenschaftlern und durch internationale
Programme und Projekte. Die DAAD-Außenstelle in Beijing nahm
ihre Arbeit 1994 auf, in einer Zeit, in der China die Strategie
aufstellte, „das Land durch die Entwicklung von Wissenschaft
und Bildungswesen zum Aufschwung zu bringen.“ Seither begleitet
und unterstützt sie den Reform- und Öffnungsprozess im chinesischen
Bildungswesen. Um dem Bedarf des Landes entgegenzukommen, arbeitet
sie umfassende Programme aus und gewährt in enger Zusammenarbeit
mit ihren chinesischen Partnern dem chinesischen Hochschulbildungswesen
vielgestaltige Unterstützungen.
Für chinesische Studenten ist
die Attraktivität der deutschen Hochschulen groß. Der Andrang
zu den deutschen Hochschulen nimmt ständig zu. Für sie bedeutet
ein Deutschlandstudium abgesehen vom Faktor der günstigen Finanzierung
zumeist eine große geistige Entfaltung, eine wichtige Bereicherung
des Lebens und nicht zuletzt eine gute Vorbereitung für einen
erfolgreichen Start bzw. eine erfolgreiche Fortsetzung der beruflichen
Laufbahn. Eine deutsche Hochschule ist für die Aus- bzw. Fortbildung
ideal. Für ein solch tief eingegrabenes Bewusstsein bei jungen
Chinesen sind zweifelsohne eine Reihe von Gründen aufzuzählen,
hier sei nur kurz angeführt, dass das Buch 10-jähriges Studium
in Deutschland, das vom hoch geachteten Altphilologen der
Peking-Universität Prof. Ji Xianlin geschrieben wurde und seit
langer Zeit ein Bestseller auf dem chinesischen Büchermarkt
ist, in der Zwischenzeit eine Pflichtlektüre für fast alle chinesischen
Intellektuellen geworden ist, und dass Zhu De, einer der Gründer
der Volksrepublik China, in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts
auch in Deutschland studiert hat, an seinem ehemaligen Wohnhaus
in Göttingen hängt heute ein Schild zum Andenken.
Um chinesischen Studierenden
eine erfolgreiche Bewerbung um einen Studienplatz und auch einen
guten Einstieg ins Studium an einer deutschen Hochschule zu
ermöglichen, bietet ihnen die DAAD Außenstelle Peking umfassende
sachliche Informationen. Durch die Broschüre Studieren und
Forschen in Deutschland -
Fragen und Antworten für chinesische Studierende,
die ein breites Spektrum von der deutschen Politik für Bildungsausländer
bis zu Jobmöglichkeiten umfasst, und intensive persönliche Beratungen
sowie andere Veranstaltungen, z. B. Info-Stände auf der Bildungsmesse
bekommen die chinesischen Studierenden einen guten Überblick
über ihr künftiges Studium in Deutschland. Außerdem bietet die
Außenstelle noch ausführliche Informationen über TestDaF (Test
Deutsch als Fremdsprache) an und betreut insgesamt über einhundert
DAAD-Lektoren und Ortslektoren. Heute sind 25 000 chinesische
Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben, viele davon
sind mit dem von der DAAD-Außenstelle überreichten geistigen
Gepäck nach Deutschland gereist. Ein erheblicher Teil der Arbeit
der DAAD-Außenstelle in Beijing entfällt auf die Vorbereitung
für die Doktorandenausbildung und für Forschungsaufenthalte
hoch qualifizierter chinesischer Wissenschaftler und auf die
Vergabe von Stipendien und die Betreuung von Stipendiaten und
Alumni. Bei der Arbeit auf diesem Gebiet zeichnet sich ebenfalls
Erfolg ab, da die Bedürfnisse der chinesischen Partner immer
fachgerecht befriedigt werden.
Der wissenschaftliche Austausch
ist bekanntlich keine Einbahnstraße. Hinsichtlich des wachsenden
Interesses der Deutschen leitet und gestaltet die DAAD-Außenstelle
auch das Ausbildungs- und Sprachprogramm S & P (Sprache
und Praxis) und stellt deutschen Studierenden, die in China
studieren wollen, Informationen zur Verfügung.
Die DAAD-Außenstelle leistet
auch ihre Beiträge zur engen Kooperation im Hochschulbereich.
Das berühmte Chinesisch-Deutsche Hochschulkolleg der Tongji-Universität
ist eine gemeinsame Einrichtung von DAAD und Tongji-Universität.
Dort werden vor allem ingenieurwissenschaftliche und wirtschaftswissenschaftliche
Fächer in chinesischer und deutscher Sprache gelehrt. Mit seinen
Partnerschaften mit deutschen Universitäten und Unternehmen
hat sich das Hochschulkolleg in kürzester Zeit zu einem Vorreiter
in der chinesischen Bildungslandschaft entwickelt, so dass renommierte
deutsche Konzerne und Banken dort Lehrstühle stiften und Forschungsaufträge
anbieten. Das Motto dieses Hochschulkollegs „mit der Wirtschaft
für die Wirtschaft“
wird allmählich zur Wirklichkeit. Unter Mitwirkung der DAAD-Außenstelle
in Beijing ist auch eine Kooperation zwischen der Tsinghua-Universität
und der RWTH Aachen zu Stande gekommen. Die Kooperation beinhaltet
u. a. die Einrichtung des Doppel-Master-Studiengangs im Fachbereich
Kraftfahrzeugwesen (Automotive Engineering) an den beiden Spitzenuniversitäten,
bei diesem Studiengang wird der Unterricht in Englisch erteilt.
Die chinesischen Studenten haben während des Master-Studiums
die Gelegenheit, einen einjährigen Studienaufenthalt an der
TH Aachen zu absolvieren, umgekehrt gilt das auch für die deutschen
Studenten. Die Absolventen erhalten Master-Zeugnisse von beiden
Universitäten ausgestellt. Bei diesem seit 2001 veranstalteten
Doppel-Master-Studiengang geht es um eine neue Konzeption in
der deutschen auswärtigen Kulturpolitik, bei der der DAAD tatkräftig
mitwirkt. Denn heute kann man, obwohl die Förderung der deutschen
Sprache im Ausland immer noch ein wichtiger Bestandteil der
Arbeit des DAAD ist, ohne Deutschkenntnisse auch einen deutschen
Abschluss machen. Dazu sagte der Leiter der DAAD-Außenstelle
in Beijing, Dr. Schmidt-Dörr: „Unsere Arbeit richtet sich bezeichnenderweise
nach den Bedürfnissen unserer chinesischen Partner. Bei der
Entwicklung von Wissenschaft und Bildungswesen in China halten
wir auch mit dem Fortschreiten der Zeit Schritt.“
Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)
Außenstelle Peking
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