Januar 2005
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Der Kampf mit dem Schattenschwert

        ein Taijijian-Kurs für Anfänger (Teil I)

Taijijian gehört dem großen Obersystem des Taijiquan, des Schattenboxens, an. Der Begriff Taiji bedeutet hier ebenso wie beim Schattenboxen den „Uranfang“, die Quelle alles Lebens, den der Taijiquan oder Taijijian Ausübende sich mittels seiner Fäuste (quan) oder eines Schwertes (jian) erschließt, wobei er bestimmte Bewegungsfolgen einzuhalten hat. Der folgende mehrteilige Kurs folgt dem klassischen Stil der Taiji-Schwertkunst und umfasst, die Eingangs- und Ausgangsform ausgenommen, 32 Bewegungsabläufe, die jeweils einen bestimmten Namen tragen. Alle vier mal acht Übungen zusammengenommen können, sobald man sie einigermaßen beherrscht, in einer Zeit von zwei bis drei Minuten ausgeführt werden. Außer verschiedenen Bewegungsabläufen für den Körper und verschiedene Schrittfolgen gibt es eine Reihe von Bewegungsformen für das Schwert zu erlernen, als da wären: der „Peitschenschlag“ (chou), der waagerechte Schwertstreich (dai), der Hochziehen der Waffe (liao), der gerade Stoß (ci), der Hieb (ji), der Schlag auf einen Punkt (dian), der Säbelhieb (pi), der Parierschlag (tuo), der Streich gegen die Beine des Gegners (sao), ein Abwehrschlag namens lan, eine Bewegung, bei der dem Gegner die Kehle durchtrennt wird (mo), und andere mehr; ihre martialische Bedeutung haben alle diese Übungen natürlich längst verloren, sie sind aber, genau wie beim Taijiquan, von großem Nutzen für die eigene Gesundheit. Ausführen lassen sich diese Übungen sowohl allein als auch zu mehreren, aber nicht gegeneinander. Auf jeden Fall werden diese Übungen zu einer Stärkung der Konstitution führen. Des weiteren können sie den Willen und die geistige Ausdauer des Übenden fördern und überdies eine Grundlage für spätere Kampfsportübungen mit dem Schwert legen.

Einige Grundformen

A.     Wie das Schwert mit der linken Hand gehalten wird (Bild a)

Die linke Hand in natürlicher Weise ausstrecken, das Schwert (mit der Spitze nach oben) mit der Parierstange in den Raum zwischen Daumen und Zeigefinger plazieren. Dann den Daumen an der einen Seite über die Parierstange legen, Mittel-, Ring- und den kleinen Finger von der anderen Seite. Der Daumen zeigt dabei nach unten, die drei Finger nach oben. Der Zeigefinger wird am Griff entlang gestreckt. (Falls die Parierstange Ihres Schwerts diese Haltung nicht zulässt, darf der Daumen auch von unten nach oben zufassen.) Das Schwert liegt nun flach auf der Innenseite Ihres linken Unterarmes.

Wichtig: Die Hand muss das Schwert – das den eigenen Körper unter keinen Umständen berühren darf – fest im Griff haben.

B.     Wie das Schwert mit der rechten Hand gehalten wird (Bild b)

Die rechte Hand in natürlicher Weise ausstrecken, das Schwert mit dem Griff zwischen Daumen und Zeigefinger legen. Dann den Griff fest mit Daumen und Zeigefinger umschließen; die übrigen drei Finger umfassen den Griff nur locker. Der Sinn dieses Griffs liegt darin, die Bewegungen des Schwertes mit dem Griff von Daumen und Zeigefinger einerseits und dem untersten Glied des Daumens (der „Maus“) resp. der Handkante andererseits zu steuern. Bei einer anderen Art, das Schwert zu halten, umschließen der Mittel-, der Ringfinger und der Daumen den Griff, während der Zeige- und der kleine Finger locker gelassen werden. Sobald die Elastizität des Schwertblattes es erfordert oder die Bewegungen schwungvoller und kräftiger werden, umschließt dann auch der Zeigefinger den Schwertgriff fester, um die Genauigkeit der Bewegungen zu gewährleisten. Die letztere Art heißt auch der „lebendige Griff“.

Wichtig: Das Schwert muss so fest gehalten werden, dass man mit ihm Stöße und Schläge in der Waagerechten ausführen kann.

C.     Die Hand als Schwert (Bild c)

Während der Übungen formt man mit der Hand, die das Schwert nicht hält, im Allgemeinen ein „Fingerschwert“. Dabei werden der Zeige- und der Mittelfinger kräftig nach vorn ausgestreckt, sie bilden das „Schwert“; der Ring- und der kleine Finger werden mit der Spitze in die Handfläche gelegt und vom Daumen an den Fingernägeln nach unten gedrückt.

Einnahme der Grundstellung

Aufrecht hinstellen, die Füße zeigen nach vorn und sind etwa schulterbreit voneinander entfernt. Beide Arme hängen in natürlicher Haltung seitlich am Körper, die Linke hält das Schwert, dessen Spitze senkrecht nach oben zeigt. Geradeaus schauen. (Bild 1)

Wichtig: Die Haltung des Oberkörpers sollte natürlich sein. Also: Nicht Versteifen, Brust rein, Bauch raus! Das in der linken Hand liegende Schwert sollte den Körper nicht berühren. Die Schultern entspannt lassen.

Eingangsform

1)      Mit der rechten Hand ein „Fingerschwert“ (s. C) formen, beide Arme bis in Schulterhöhe anheben, Handrücken nach oben. Geradeaus schauen. (Bild 2)

Wichtig: Beim Anheben der Arme die Muskeln so wenig wie möglich anspannen; die Hände sollten sich nicht weiter als schulterbreit voneinander entfernen. Die Schwertschneide sollte waagerecht unter dem Arm liegen und nicht mit der Spitze herunterhängen.

2)      Den Oberkörper nach rechts drehen und das Gewicht auf das rechte Bein verlagern, welches im Knie gebeugt wird; den Körper zurück nach links wenden, den linken Fuß anheben und einen Schritt nach links machen. Dies leitet einen Verbeugungsschritt ein. (vgl. die gleiche Übung beim Schattenboxen: das Standbein ist gebeugt, das Spielbein zeigt in Verlängerung der Rückenlinie gestreckt nach hinten. Beide Fußsohlen stehen mit der ganzen Fläche auf dem Boden. Wenn vom „Verbeugungsschritt“ die Rede ist, gehen Sie bitte immer in diese Position!) Die Schwerthand folgt der Körperdrehung und senkt sich dabei nach unten, bis sie neben der Hüfte liegt. Das Schwert zeigt nun mit der Spitze der Linken. Zur gleichen Zeit bewegt sich das rechte „Fingerschwert“ im Bogen nach unten bis auf Hüfthöhe (Handrücken nach unten), dann mit angewinkeltem Ellbogen bis neben das Ohr und dann in Augenhöhe geradeaus nach vorn. Zuerst nach rechts, dann nach vorn auf das „Fingerschwert“ schauen. (Bild 3 und 4)

Wichtig: Wenn der linke Arm vor dem Körper einen Kreis beschreibt, den Körper zuerst leicht nach rechts drehen. Sobald das Körpergewicht voll auf dem rechten Bein liegt, den linken Fuß bewegen. Die Körperdrehung, der Schritt und die Bewegungen der beiden Arme sollten miteinander in Einklang stehen.

3)      Der linke Arm bewegt sich mit angewinkeltem Ellbogen nach oben (Schwert nach unten, Handrücken oben) vor dem Kopf und an der rechten Hand vorbei, die sich in der Zwischenzeit nach oben dreht. Die Rechte (Handfläche nach oben) zieht sich langsam nach hinten zurück, bis sie, ausgestreckt wie die linke Hand; hinten oben ankommt. Gleichzeitig dreht sich der Körper nach rechts. Parallel dazu den rechten Fuß mit der Spitze senkrecht nach außen gerade nach vorn setzen; die beiden Beine sind nun gekreuzt und der Körper in der Taille gedreht. Der linke Hacken hebt sich vom Boden. Leicht zurücksetzen. Auf diese Weise entsteht ein halber „Wickelsitz“. Nach hinten auf die rechte Hand sehen. (Bild 5)

Wichtig: Die beiden Hände sollten vor dem Körper überkreuz liegen und sich nicht berühren. Die Bewegung der rechten Hand nach hinten und die Drehung des Körpers sollten harmonisch miteinander ausgeführt werden.

4)      Die Stellung des rechten Beines und der linken Hand, die das Schwert hält, unverändert lassen, den linken Fuß einen Schritt nach vorn setzen und einen Verbeugungsschritt machen. Zur gleichen Zeit den Körper nach links drehen und die rechte Hand (das „Fingerschwert“) rechts über den Kopf nach vorn führen, wo sie auf den Schwertgriff fällt. Aus dieser Haltung wird sie das Schwert übernehmen; (vgl. daher B). Geradeaus nach vorn schauen. (Bild 6)

Wichtig: Diese Bewegungen sind nicht synchron. Also erst das Bein anheben und den Kopf nach links drehen, dann erst den rechten Arm nach vorn unten führen. Die beiden Arme brauchen nicht ganz ausgestreckt zu sein, die Schultern sollten locker fallen. Der Oberkörper wird in natürlicher Haltung belassen. In der nächsten Nummer geht’s dann richtig los!

Aus China im Aufbau, Nr. 5, 1983

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