Juni 2003
Ihre Position: Homepage >

Kultur und Kunst

Die Seidenstraße und die Blüte der Tang-Dynasti

Drachen

Qufu – Heimat des Konfuzius

Der Konfuzius-Tempel – Chinas kulturelle Schatzkammer

Die Residenz der Familie Kong – ein feudales Lehnsgut

Der Wald der Familie Kong – eine kunstvolle Parkanlage

Der Konfuzius-Tempel - Chinas kulturelle Schatzkammer

In der Mitte der Kreisstadt Qufu befindet sich der Konfuzius-Tempel, dessen Haupttor ganz nah beim Südtor der Stadt liegt. Hier, vor dem Haupttor, veranstaltete die herrschende Klasse Chinas in den verschiedenen Zeitaltern ihre Festlichkeiten und Feiern zur Verehrung des Konfuzius und seiner Lehre. Der Konfuzius-Tempel in Qufu, der Kaiserpalast in Beijing und die Sommerresidenz in Chengde zählen so zu den drei größten historischen Architekturkomplexen in China.

Der Konfuzius-Tempel stammt aus dem Jahre 478 v. u. Z., er entstand also im zweiten Jahr nach dem Tode des Konfuzius. Heute hat der Tempel eine Fläche von 22 Hektar. In ihm gibt es mehr als 460 Hallen, Pavillons und Seitengemächer, 54 Tore mit schönen geschwungenen Dächern und 9 Vor- und Hinterhöfe. Hier wachsen alte Zypressen gegen Himmel und befinden sich historische Steintafeln in Hülle und Fülle. Besonders in den 13 in einer Reihe ausgerichteten Pavillons sind insgesamt mehr als 50 Großtafeln aufgestellt, mit Lobpreisungen vieler Kaiser der Tang-, Song-, Yuan-, Ming- und Qing-Zeit auf Konfuzius in Chinesisch, Mongolisch und Mandschurisch. Tritt man in den Konfuzius-Tempel ein, so umgibt den Besucher sofort eine tiefe Stille.

Die Dacheng-Halle (Halle der Vorkommenheit) stellt die Haupthalle des Tempels dar mit einer Höhe von 32, einer Breite von 54 und einer Tiefe von 34 Metern. Unter dem leuchtend gelbglasierten Ziegeldoppeldach fallen den Besuchern 10 feingemeißelte Steinsäulen auf mit einem Durchmesser von mehr als 1 m, worauf je zwei über Wolken fliegende Drachen mit einem Ball spielen. Hier bietet sich ein chinesisches Meisterwerk der Architektur und Bildhauerkunst ersten Ranges dar. Früher standen in der Halle über zehn vorzüglich gearbeitete Statuen von Konfuzius und seinen Schülern, leider wurden sie während der Kulturrevolution kurz und klein geschlagen und so völlig zerstört. Jetzt hängt hier ein Porträt des Konfuzius und es sind auch ein paar antike Altargeschirre und Musikinstrumente zur Schau gesellt, die jedoch für die vernichteten Werke keinen Ersatz bilden können.

Im Ost- und Westflügel der Halle der Vollkommenheit, wo es noch insgesamt 80 andere Räume gibt, befinden sich mehr als 700 antike Steintafeln und Steinbasreliefs, welche für die Forschungsarbeit zur Politik, Wirtschaft, Kriegskunst, Kultur oder über ehemalige Sitten und Gebräuche kostbares Anschauungsmaterial bilden.

Die Steintafeln im Ostflügel der großen Tempelanlage stammen aus der Zeit zwischen dem ersten und vierzehten Jahrhundert. Von besonderer Bedeutung sind die 17 Tafeln aus der Han-Dynastie (im 1. bzw. 2. Jh.), die sich schon wegen ihrer hochwertigen Kalligraphie, d.h. der alten chinesischen Schriftkunst, auszeichnen. Übrigens kann man hier auch Steintafeln „Yu Hong Lou-Steindrucke“ sehen, die Kong Jisu, der berühmte Kalligraph in der Qing-Zeit und Nachkomme des Konfuzius in der 69. Generation gesammelt hatte und einmeißeln ließ. Diese Gedenksteine tragen Inschriften in allen chinesischen Schriftzeichenformen wie zum Beispiel der antiken Siegelschrift, Kurialschrift und Kursivschrift, beziehungsweise Konzeptschrift und Normalschrift. Sie bilden eine hervorragende und seltene Sammlung der chinesischen Schriftkunst und zeigen den historischen Wandlungsprozeß der chinesischen Schriftzeichen.

Die Steinbasreliefs im Westflügel, archäologische Funde der letzten Jahre, sind antike Steinschnitzereien mit typisch chinesischen Dessins. Ihre Motive beziehen sich hauptsächlich auf Gedenkzeremonien, Bankette und Festzüge sowie alte Akrobatik-, Tanz- und Musikszenen. Ein anderes Motiv darunter zeigt ferner, wie Bian Que, der berühmte Arzt aus den Streitenden Reichen (475 - 221 v. u. Z.), einen Patienten mit Akupunktur behandelt, ein besonderer Beweis für die lange Geschichte der chinesischen Akupunktur.

Die letzte Halle ist die „Halle der Taten des Weisen Konfuzius“, wo es 120 im Jahre 1592 eingeschnitzte Serienbilder auf Gedenksteinen zu sehen gibt, die wichtige Aktivitäten in dem Leben des Konfuzius veranschaulichen. An diesen hochwertigen Gedenksteinen kann man klar erkennen, dass Konfuzius als der „Weise“ in der feudalen Gesellschaft von den Herrschern aller Dynastien wie ein Götzenidol betrachtet und seine Ideen zur gesellschaftsgeschichtliche ideologischen Waffe der Unterdrückung des Volkes gemacht wurden. Trotzdem hat Konfuzius auch bedeutende Entwicklungsbeiträge zur chinesischen antiken Kultur geleistet, indem er „Sechs Klassische Werke“ revidierte und Wert auf die Erhaltung alter chinesischer Gesetze aus der Xia-Dynastie (etwa 21. - 16. Jh. v. u. Z.), der Westlichen und Östlichen Zhou-Dynastie legte. Schließlich begründete er den Konfuzianismus, der den Kerngehalt der chinesischen feudalen Kultur bildete. In seinem ganzen Leben sammelte Konfuzius reiche Erfahrungen über das Lernen und das Lehren. Bis heute gebraucht man das öfteren noch viele Zitate von ihm, wie zum Beispiel: „Durch Wiederholung kann man auch etwas neues erlernen“ oder „Bei ernsthafter Belehrung darf man die Geduld nicht verlieren.“

-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+--+-+-+-+--+-+-+--+-
Zurück