Chinesische
Ess- und Trinkgewohnheiten
China ist ein riesiges land
mit einer großen Bevölkerung mit vielen Nationalitäten.
Es wäre schwierig, wollten wir über die Ess- und Trinkgewohnheiten
des chinesischen Volkes im allgemeinen berichten, denn jede
Nationalität und jede Region hat ihre eigenen Gewohnheiten.
Man behauptet, z. B. dass der Gebrauch von Essstäbchen
(Zum Essen dienen Stäbchen aus Bambus oder Holz und Stahl-
oder Porzellanlöffel.) eine chinesische Besonderheit sei.
Im Großen und Ganzen ist das auch richtig, aber in Wirklichkeit
ist es eine Gewohnheit der Han. Reist man aber in die Innere
Mogolei und isst bei Hirten, dann wird erwartet, dass man sich
von dem Hammel, der ganz serviert wird, mit dem Messer ein Stück
abschneidet und dann mit den Händen ist.

Wir wollen nun von den Ess-
und Trinkgewohnheiten der Städter erzählen.
Die Chinesen, Alt und Jung,
Männer und Frauen, benutzen die Essstäbchen sehr geschickt.
Ausländer wundern sich oft darüber. Aber das ist kein Wunder,
haben die Chinesen dies doch von klein auf täglich geübt,
immer wieder von den Erwachsenen ermuntert, täglich dreimal,
jährlich tausendmal. Auch viele Ausländer, die China
bereisen, können die Essstäbchen gewandt anwenden
und wollen anstatt mit Messer und Gabel mit Essstäbchen
essen.
Das Frühstück ist in China einfach.
Im allgemeinen werden ein Brei (aus verschiedenen Getreidesorten),
Bohnenmilch, gedämpfte Weizenbrötchen (Mantou), Sesambrötchen
(Shaobing), gebratene Weizenfladen (Youbing) und gesalzene Beigaben
gegessen. In Südchina dagegen, z. B. in der Stadt Guangzhou,
isst man gewöhnlich Kuchen und trinkt Tee.
Das Mittagessen ist reichlicher.
Hauptnahrungsmittel dabei sind Reis, gedämpfte Brötchen
und Nudeln, dazu gibt es ein oder zwei weitere Gerichte und
eine Schüssel Suppe. Die meisten Leute essen in Kantinen, weil
das praktischer ist und auch billiger als in Restaurants.
Das Abendessen ist die wichtigste Mahlzeit und
wird von der ganzen Familie gemeinsam eingenommen. Weil die
meisten Frauen heute berufstätig sind, ist es selbstverständlich,
dass alle Familienangehörigen das Abendessen gemeinsam
zubereiten. Manchmal kocht auch der Mann anstatt der Frau.
An Wochenenden und Festtagen
wird viel gekocht. In Nordchina bereitet man dann gewöhnlich
Jiaozi, gefüllte Fleischtäschchen, zu, ähnlich den
italienischen Ravioli. In Südchina besorgt man Fische oder Hühner
und kocht außerdem noch zwei oder drei Gerichte aus frischem
Gemüse. Öfter geht die ganze Familie auch ins Restaurant
etwas essen.
Aber am besten wird am Frühlingsfest
gegessen. Das Frühlingsfest ist das Neujahrsfest nach dem chinesischen
Kalender. Schon am Silvesterabend wird gefeiert, alle Familienangehörigen
kommen zum „gemeinsamen Familienessen“. Die Gerichte werden
auf die verschiedensten Arten zubereitet: Kurzes zweiseitiges
Braten mit wenig Fett (jian), Braten in siedendem Öl (zha),
kurzes Braten mit Zutaten und wenig Fett unter ständigem
Vermengen und Wenden (chao), Schmoren auf kleinem Feuer mit
wenig Flüssigkeit (dun), Dämpfen (zheng) und Backen oder
Grillen (kao). Dann stehen die Gerichtein schöner Farbzusammenstellung,
duftend und wohlschmeckend, auf dem Tisch. Ob das Essen reichlich
ist oder nicht, bestimmt sich nach der Zahl der Gerichte und
Suppen. Vier Gerichte und eine Suppe gelten schon als reichliches
Essen.
Das Frühlingsfest wird auch chinesischem Kalender
vom Silvesterabend an bis zum 15. Tag des ersten Monats des
neuen Jahres gefeiert. Nach chinesischer Tradition werden an
diesem letzten Feiertag – der Mond steht voll am Himmel – in
jeder Familie süßgefüllte Klößchen aus Klebreis
(Yuanxiao) gegessen und verschiedenförmige, bunte Lampions
angezündet, um den Frühling willkommen zu heißen.
(Aus
Nr. 6 von „China heute“, 1978)