Eine
Einführung in
die
chinesische Küche (3)
Essen
im Jiangnan-Stil
Die Pekingente, die Gerichte
vom Fangshan-Restaurant, der mongolentopf (kleine Speisestücke
werden zum Garen kurz in siedende Brühe eingetaucht) oder in
einer Pfanne geröstete dünne Hammelfleischstücke auf Mandschu-Art
gehören zur nordchinesischen Küche. Tausend Kilometer südlich,
in der Gegend von Nanjing, Wuxi, Suzhou, Shanghai und Hangzhou,
kocht man im Jiangnan-Stil, d. h. im „Südlich des Yangtse-Stil“.
Diese Region auch als „Heimat von Fisch und Reis“ bekannt, hat
eine verfeinerte Kultur und raffinierte Geschmacksrichtungen
hervorgebracht.
Fisch ist am besten in dem „Louwailou-Restaurant“
in Hangzhou, von dem aus man den malerischen Westsee überblicken
kann. Wenn man bestellt hat, wird in diesem See Fisch gefangen,
gewaschen und rasch kochfertig gemacht und sogleich in kochendes
Wasser gegeben. Schon wenige Minuten später wird der Fisch
serviert, mit einer süßsauren Soße, die dem zarten
Fisch gerade den richtigen Geschmack gibt.
Im Kontrast zu den ausgefallenen
Delikatessen der kaiserlichen Küche von Beijing steht „Bettler-Huhn“
im Jiangnan-Stil – auch etwas für Feinschmecker. Man erzählt,
dass ein Kochrezept von einem erfindungsreichen Bettler stammt,
der ein Huhn gestohlen hatte, aber keine Kochgeräte oder
Zutaten für die Zubereitung hatte. So schlachtete er das Huhn,
nahm es aus, füllte es mit Salz und grünen Zwiebeln und nähte
es zu. Dann umhüllte er es mit feuchter Erde und grillte es
über einem Feuer. Nachdem die Erde trocken war, löste er
sie mitsamt den Federn vom Huhn. Es war das zarteste und saftigste
Huhn, das er je gegessen hatte.
Yangzhou-Gerichte sind eine
Sonderart der Gerichte im Jiangnan-Stil. Die Stadt Yangzhou
liegt am Großen Kanal. Im alten China war dies ein Knotenpunkt
des Binnenschiffverkehrs und außerdem eine Erholungsstätte
für die kaiserlichen Beamten. So brachte sie viele berühmte
Köche hervor. Fleischkugeln aus Hackfleisch im Yangzhou-Stil
– „Löwenköpfe“ genannt und Frikadellen ähnlich
– sind eines der besten Gerichte und oft der Mittelpunkt eines
guten Essens. Das Frühstück in Yangzhou ist unvergleichlich.
Hat man diese wohlschmeckenden gedämpften Fleischknödel,
den „Tausend-Schichten-Kuchen“, den Schinken mit getrocknetem
in Streifen geschnittenem Bohnenquark und das frische, gesalzene
Schweinefleisch gegessen, ist man für lange Zeit zufriedengestellt.

(Aus
Nr. 6 von „China heute“, 1978)