November 2002
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Sonderberichte

China 1994 und heute – ein Interview mit einer Ausländerin

Von Olivier Roos

Ich war vor acht Jahren, 1994, einmal in Beijing. Als erstes fielen mir dieses Mal die vielen neuen Gebäude und Straßen auf. Es wurde unheimlich viel gebaut, und die Stadt ist auch grüner geworden. Doch leider wurden große Teile der Altstadt abgerissen.

Dieses Mal haben wir uns viele Parks angeschaut, den Sommerpalast, Beihai und Jingshan. Diese Seite Beijings gefällt mir sehr gut, die weiten Grünflächen am Wasser, wo Jung und Alt spazieren gehen oder Gymnastik machen. Sie bringen Ruhe in die Stadt, machen sie gemütlich und bieten einen Ort, wo man sich von der Hektik und dem Gedränge der vielen Menschen erholen kann. In Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens, meines Ursprungslands, gibt es das nicht. Es hat mich auch beeindruckt, wie sauber die Parks sind, und ebenso die meisten Straßen. Ich hatte das Gefühl, es werde weniger gespuckt als früher, doch leider sind die WCs noch nicht viel besser geworden. Aber ich habe gehört, das solle sich ändern.

Was mich besonders gefreut hat, ist, dass man noch immer überall eine Kanne heißes Wasser kriegt. Ich finde das eine wunderbare Einrichtung. Auch die Züge sind toll, sehr bequem und mit ausgezeichneter Bedienung. Überhaupt erschienen mir die Angestellten in Restaurants und Hotels ziemlich kompetent und eher an den Kunden orientiert als bei meinem letzten Besuch, auch wenn noch immer sehr wenige Leute Englisch sprechen. Gerade in kleineren Orten ist es sehr schwierig, sich auch nur über die einfachsten Dinge mit den Menschen zu verständigen. Da hat China noch einen gewaltigen Aufholbedarf, wenn ich mit Ländern in Südostasien vergleiche.

Wir sind bei diesem Besuch auch nach Pingyao in Shanxi gefahren. Unterwegs wurde deutlich, wie groß der Unterschied zwischen der Großstadt Beijing und dem Land ist. Einige Orte in Shanxi waren schon sehr trist, überall lag Kohlestaub und die Häuser an der Straße sahen trostlos aus. 1994 war ich schon einmal in der Gegend, in Datong, und mir schien, abseits der Zentren hätte sich nicht viel verändert. Demgegenüber ist Beijing schon ziemlich international geworden, das sieht man unter anderem am kulinarischen Angebot.

Für die Zukunft wünschte ich mir, dass die Leute noch etwas freundlicher würden. Manchmal hat man das Gefühl, nicht besonders willkommen zu sein, wenn man in ein mürrisches Gesicht blickt. Und ich hoffe auch, dass sich die Sitten im Straßenverkehr etwas ändern und die Autos mehr Rücksicht auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer nehmen.

Erfreulicherweise gibt es ja in Beijing noch immer sehr viele Fahrradfahrer. Wenn man nicht allzu weit fahren muss, scheint mir das Rad noch immer das beste Verkehrsmittel. Damals, vor acht Jahren, machte mir das Radfahren in der Stadt sehr viel Spaß. Schade, dass wir dieses Jahr keine Gelegenheit dazu hatten. Doch das Recht des Stärkeren, das jetzt auf den Straßen herrscht, fand ich gefährlich, und manchmal hatte ich Angst, über die Straße zu gehen.

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