Zhou
Youhong, eine erfolgreiche Pädagogin für Umweltschutz in
China

Als Pädagogin für Umweltschutz ist Zhou
Youhong eine bekannte Persönlichkeit in China.
Sie
gewann in den letzten Jahren zahlreiche bedeutende Auszeichnungen
für die Erziehungsarbeit im Umweltschutz: 1995 wurde sie beispielsweise
als fortschrittliche Mitarbeiterin auf dem Gebiet der Umweltschutzerziehung
ausgezeichnet. Ein Jahr später wurde sie für ihre Verdienste in der Popularisierung wissenschaftlicher Kenntnisse
geehrt und von Staatspräsident Jiang Zemin empfangen. Im
Jahr 2000 erhielt sie den chinesischen „Preis der Erde“ und
wurde als „die Jahrhundertwende überschreitender vorzüglicher
fähiger Mensch“ ausgezeichnet. Außerdem erhielten
acht der von ihr betreuten Arbeiten zum Thema Umweltschutz den
ersten Preis auf Landesebene, sieben jeweils den zweiten und
den dritten Preis. Drei von ihr betreute Schüler erhielten bei
der 3. Internationalen Mittelschüler-Olympiade für Umweltschutz
in der Türkei jeweils die Gold-, die Silber- und die Bronzemedaille.
Zhou Youhong selbst hielt Dutzende von Seminaren zum Thema Umweltschutz
in verschiedenen Provinzen und Städten und wurde öfters
zu Vorträgen ins Ausland eingeladen. Nach ihrer Überzeugung
zählen aber in der Welt nicht nur Blumen, Preise und Prämien,
für viel wichtiger hält sie Opferbereitschaft und altruistischen
Arbeitseinsatz.
Aus einer Lehrerfamilie stammend, begeisterte
sich Zhou Youhong von klein auf für den Lehrerberuf. Vor Bestehen
der Hochschulaufnahmeprüfung hatte sie bereits ihren Wunsch
für ein Studium an der Pädagogischen Hochschule der Hauptstadt
angemeldet.
Im Sommer 1982 schloss sie im Alter von 22
Jahren das Chemie-Studium ab. Ihre Abschlussarbeit trug den
Titel: Messung des Quecksilbergehalts in den Haaren von Arbeitern
der Thermometerfabrik Beijing. Das Thema fällt eigentlich
unter Umweltschutz, doch damals war dieser Begriff in China
recht fremd. Nach der Absolvierung des Studiums lehrte sie zuerst
Chemie in einer Mittelschule und wurde drei Jahre später
in das Jugendzentrum für Wissenschaft und Technik des Bezirks
Shijingshan in Beijing versetzt. Diese Institution vermittelt
wissenschaftliche Kenntnisse an Mittelschüler. Zhou Youhong
wurde dort beauftragt, das Umweltbewusstsein der Mittelschüler
zu steigern.
Zhou Youhong war sich bewusst, dass die Aufgabe
konkret darin lag, den Schülern Erkenntnisse in populärwissenschaftlicher
Form zu vermitteln und sie dazu anzuleiten, wissenschaftliche
Arbeiten zum Umweltschutz durchzuführen und zu bestimmten Problemen
eine wissenschaftliche Lösung zu finden.
Die Erziehungsarbeit stieß von Anfang
an auf große Schwierigkeiten: Unverständnis von Kollegen
und Familienangehörigen, schlechte Bezahlung und fehlende
Geldmittel für Projekte. Was ihr am schwersten fiel, war, dass
Mitte der 80er Jahre viele nicht wussten, was sie sich unter
Umweltschutz vorzustellen hatten. Selbst manches Mitglied in
Schulleitungen hielt Umweltschutzarbeit für Fensterputzen oder
Bodenkehren.
Zhou Youhong ging zuerst daran, den Leitungen
der Mittelschulen im Bezirk den Sinn ihrer Arbeit klarzumachen.
Nachdem diese die Bedeutung des Umweltschutzes begriffen hatten,
brachten sie immer noch Bedenken vor, z. B. dass die Schüler
wegen ihrer Tätigkeit in der Arbeitsgruppe für Umweltschutz
die Leistungsfächer vernachlässigen würden, und auch
die Eltern verhielten sich sehr zurückhaltend. Durch Zhou Youhongs
harte Überzeugungsarbeit wurden endlich vier Arbeitsgruppen
von Mittelschülern gegründet. Sie wählten zuerst mit Hilfe
einiger Ingenieure, die sich als Freiwillige zur Mitarbeit bereit
erklärten, die Themen aus, u. a. Standesaufnahme der
Luftverschmutzung im Bezirk Shijingshan und Untersuchung
der Wasserqualität des Jingmi-Kanals im Abschnitt Shijingshan.
Zhou Youhong betreute die Forschungsarbeit gemeinsam mit den
Ingenieuren.
Um die Daten zu erheben, ging Zhou Youhong
mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe zum Stahlwerk Shijingshan,
wo dichter Qualm über dem Gelände schwebte und die Schüler
in der stickigen Luft nicht richtig atmen konnten. Nach der
Probenentnahme führte sie die Schüler zum Berg der Acht Sehenswürdigkeiten,
ließ sie die Luftqualität der beiden Stätten
vergleichen und wies auf die Bedeutung der Luftreinhaltung hin.
Auf der soliden Untersuchung aufbauend schrieb die Arbeitsgruppe
unter Zhou Youhongs Betreuung eine Arbeit, die später beim
Wettbewerb für populärwissenschaftliche Arbeiten von Mittelschülern
den ersten Preis erhielt. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe und
viele andere Mittelschüler waren begeistert, und Zhou Youhong
fühlte sich ermutigt.
Anfang der 90er Jahre wurde ein Projekt
zur Reinigung des Kunming-Sees im Sommerpalast durchgeführt,
das vorsah, den Schlamm im See erstmals auszubaggern. Zhou Youhong
dachte, es würde sicherlich viele interessieren, welche Wirkung
dieses Projekt hätte. So führte sie bereits vor der Aufnahme
der Erdarbeiten die Schüler zur Datenerhebung in den Sommerpalast.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe baten die Mitarbeiter des Sommerpalasts
um Ratschläge und wählten geeignete Stellen für die
Wasserproben aus. Nach der Ausbaggerung untersuchten sie während
vier Monate ununterbrochen die Wasserqualität. Unter Zhou
Youhongs Anleitung verfassten die Schüler den Bericht Untersuchung
und Bewertung der Wasserqualität des Kunming-Sees nach
der Ausbaggerung. Diese Arbeit erhielt beim Wettbewerb für wissenschaftlich-technische Arbeiten von Jugendlichen in Beijing
den ersten Preis.
Zhou
Youhong verlangte in der Folge von den Schülern, ihre Arbeit
zu vertiefen. In den darauffolgenden Jahren wurde die Forschungsarbeit
fortgesetzt, zu deren Abschluss eine umfangreichere Arbeit mit
dem Titel Untersuchungsbericht über den Kunming-See nach
der Ausbaggerung entstand. Diese Arbeit wurde an der 3.
Internationalen Mittelschüler-Olympiade für Umweltschutz in
der Türkei eingereicht. Da der Beitrag auf dem Wettbewerb auf Englisch
vorgetragen und diskutiert würde, leitete Frau Zhou die jungen
Kandidaten in der Verbesserung ihrer Fremdsprachenkenntnisse
an. In Istanbul erhielt diese Arbeit die Goldmedaille. Die anderen
zwei Arbeiten erhielten jeweils die Silber- und die Bronzemedaille.
Die Preisträgerinnen wurden bei ihrer Rückkehr auf dem
Flughafen von einem Empfangskomitee begrüßt. Dabei hängten
sie die Medaillen ihrer Lehrerin um den Hals. Sie dankten ihr
nicht nur für die Vermittlung von Fachwissen, sondern vor allem
dafür, dass sie ihnen ein neues Bewusstsein für den Umweltschutz
und eine neue Betrachtungsweise auf die Umwelt gegeben hat.
Heute arbeiten viele Schüler in Arbeitsgruppen
zum Umweltschutz. Unter Zhou Youhongs Betreuung entfalten sie
eine rege Aktivität. Die Schüler machen unerkannte, unscheinbare
Dinge aus dem Alltagsleben zum Thema Umweltschutz sichtbar.
Thematisiert werden z. B. die Schädlichkeit des biologisch
nicht abbaubaren Rests von Kaugummi, die negativen Auswirkungen
von Streusalz auf Bäume, die Wasserverschwendung beim Autowaschen
oder die giftigen Dämpfe von Korrekturflüssigkeit. Sie
gehen wissenschaftlich an die Probleme heran und belegen ihre
Thesen mit Zahlen und Fakten. Die Beiträge werden oft in
der Lokalzeitung veröffentlicht, und viele davon finden
auch seitens der Stadtregierung Beachtung.
Der
vorliegende Text beruht u. a. auf einem von Zhang Chunting geschriebenen
Bericht in der Zeitschrift Renwu (2002, Nr. 2). Zusammengestellt
von Gao Zhuan.