November 2002
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Sonderberichte

Zhou Youhong, eine erfolgreiche Pädagogin für Umweltschutz in China

Als Pädagogin für Umweltschutz ist Zhou Youhong eine bekannte Persönlichkeit in China. 

Sie gewann in den letzten Jahren zahlreiche bedeutende Auszeichnungen für die Erziehungsarbeit im Umweltschutz: 1995 wurde sie beispielsweise als fortschrittliche Mitarbeiterin auf dem Gebiet der Umweltschutzerziehung ausgezeichnet. Ein Jahr später wurde sie für ihre Verdienste in der Popularisierung wissenschaftlicher Kenntnisse geehrt und von Staatspräsident Jiang Zemin empfangen. Im Jahr 2000 erhielt sie den chinesischen „Preis der Erde“ und wurde als „die Jahrhundertwende überschreitender vorzüglicher fähiger Mensch“ ausgezeichnet. Außerdem erhielten acht der von ihr betreuten Arbeiten zum Thema Umweltschutz den ersten Preis auf Landesebene, sieben jeweils den zweiten und den dritten Preis. Drei von ihr betreute Schüler erhielten bei der 3. Internationalen Mittelschüler-Olympiade für Umweltschutz in der Türkei jeweils die Gold-, die Silber- und die Bronzemedaille. Zhou Youhong selbst hielt Dutzende von Seminaren zum Thema Umweltschutz in verschiedenen Provinzen und Städten und wurde öfters zu Vorträgen ins Ausland eingeladen. Nach ihrer Überzeugung zählen aber in der Welt nicht nur Blumen, Preise und Prämien, für viel wichtiger hält sie Opferbereitschaft und altruistischen Arbeitseinsatz.

Aus einer Lehrerfamilie stammend, begeisterte sich Zhou Youhong von klein auf für den Lehrerberuf. Vor Bestehen der Hochschulaufnahmeprüfung hatte sie bereits ihren Wunsch für ein Studium an der Pädagogischen Hochschule der Hauptstadt angemeldet.

Im Sommer 1982 schloss sie im Alter von 22 Jahren das Chemie-Studium ab. Ihre Abschlussarbeit trug den Titel: Messung des Quecksilbergehalts in den Haaren von Arbeitern der Thermometerfabrik Beijing. Das Thema fällt eigentlich unter Umweltschutz, doch damals war dieser Begriff in China recht fremd. Nach der Absolvierung des Studiums lehrte sie zuerst Chemie in einer Mittelschule und wurde drei Jahre später in das Jugendzentrum für Wissenschaft und Technik des Bezirks Shijingshan in Beijing versetzt. Diese Institution vermittelt wissenschaftliche Kenntnisse an Mittelschüler. Zhou Youhong wurde dort beauftragt, das Umweltbewusstsein der Mittelschüler zu steigern.

Zhou Youhong war sich bewusst, dass die Aufgabe konkret darin lag, den Schülern Erkenntnisse in populärwissenschaftlicher Form zu vermitteln und sie dazu anzuleiten, wissenschaftliche Arbeiten zum Umweltschutz durchzuführen und zu bestimmten Problemen eine wissenschaftliche Lösung zu finden.

Die Erziehungsarbeit stieß von Anfang an auf große Schwierigkeiten: Unverständnis von Kollegen und Familienangehörigen, schlechte Bezahlung und fehlende Geldmittel für Projekte. Was ihr am schwersten fiel, war, dass Mitte der 80er Jahre viele nicht wussten, was sie sich unter Umweltschutz vorzustellen hatten. Selbst manches Mitglied in Schulleitungen hielt Umweltschutzarbeit für Fensterputzen oder Bodenkehren.

Zhou Youhong ging zuerst daran, den Leitungen der Mittelschulen im Bezirk den Sinn ihrer Arbeit klarzumachen. Nachdem diese die Bedeutung des Umweltschutzes begriffen hatten, brachten sie immer noch Bedenken vor, z. B. dass die Schüler wegen ihrer Tätigkeit in der Arbeitsgruppe für Umweltschutz die Leistungsfächer vernachlässigen würden, und auch die Eltern verhielten sich sehr zurückhaltend. Durch Zhou Youhongs harte Überzeugungsarbeit wurden endlich vier Arbeitsgruppen von Mittelschülern gegründet. Sie wählten zuerst mit Hilfe einiger Ingenieure, die sich als Freiwillige zur Mitarbeit bereit erklärten, die Themen aus, u. a. Standesaufnahme der Luftverschmutzung im Bezirk Shijingshan und Untersuchung der Wasserqualität des Jingmi-Kanals im Abschnitt Shijingshan. Zhou Youhong betreute die Forschungsarbeit gemeinsam mit den Ingenieuren.

Um die Daten zu erheben, ging Zhou Youhong mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe zum Stahlwerk Shijingshan, wo dichter Qualm über dem Gelände schwebte und die Schüler in der stickigen Luft nicht richtig atmen konnten. Nach der Probenentnahme führte sie die Schüler zum Berg der Acht Sehenswürdigkeiten, ließ sie die Luftqualität der beiden Stätten vergleichen und wies auf die Bedeutung der Luftreinhaltung hin. Auf der soliden Untersuchung aufbauend schrieb die Arbeitsgruppe unter Zhou Youhongs Betreuung eine Arbeit, die später beim Wettbewerb für populärwissenschaftliche Arbeiten von Mittelschülern den ersten Preis erhielt. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe und viele andere Mittelschüler waren begeistert, und Zhou Youhong fühlte sich ermutigt.

Anfang der 90er Jahre wurde ein Projekt zur Reinigung des Kunming-Sees im Sommerpalast durchgeführt, das vorsah, den Schlamm im See erstmals auszubaggern. Zhou Youhong dachte, es würde sicherlich viele interessieren, welche Wirkung dieses Projekt hätte. So führte sie bereits vor der Aufnahme der Erdarbeiten die Schüler zur Datenerhebung in den Sommerpalast.  Die Mitglieder der Arbeitsgruppe baten die Mitarbeiter des Sommerpalasts um Ratschläge und wählten geeignete Stellen für die Wasserproben aus. Nach der Ausbaggerung untersuchten sie während vier Monate ununterbrochen die Wasserqualität. Unter Zhou Youhongs Anleitung verfassten die Schüler den Bericht Untersuchung und Bewertung der Wasserqualität des Kunming-Sees nach der Ausbaggerung. Diese Arbeit erhielt beim Wettbewerb für wissenschaftlich-technische Arbeiten von Jugendlichen in Beijing den ersten Preis.

Zhou Youhong verlangte in der Folge von den Schülern, ihre Arbeit zu vertiefen. In den darauffolgenden Jahren wurde die Forschungsarbeit fortgesetzt, zu deren Abschluss eine umfangreichere Arbeit mit dem Titel Untersuchungsbericht über den Kunming-See nach der Ausbaggerung entstand. Diese Arbeit wurde an der 3. Internationalen Mittelschüler-Olympiade für Umweltschutz in der Türkei eingereicht. Da der Beitrag auf dem Wettbewerb auf Englisch vorgetragen und diskutiert würde, leitete Frau Zhou die jungen Kandidaten in der Verbesserung ihrer Fremdsprachenkenntnisse an. In Istanbul erhielt diese Arbeit die Goldmedaille. Die anderen zwei Arbeiten erhielten jeweils die Silber- und die Bronzemedaille. Die Preisträgerinnen wurden bei ihrer Rückkehr auf dem Flughafen von einem Empfangskomitee begrüßt. Dabei hängten sie die Medaillen ihrer Lehrerin um den Hals. Sie dankten ihr nicht nur für die Vermittlung von Fachwissen, sondern vor allem dafür, dass sie ihnen ein neues Bewusstsein für den Umweltschutz und eine neue Betrachtungsweise auf die Umwelt gegeben hat.

Heute arbeiten viele Schüler in Arbeitsgruppen zum Umweltschutz. Unter Zhou Youhongs Betreuung entfalten sie eine rege Aktivität. Die Schüler machen unerkannte, unscheinbare Dinge aus dem Alltagsleben zum Thema Umweltschutz sichtbar. Thematisiert werden z. B. die Schädlichkeit des biologisch nicht abbaubaren Rests von Kaugummi, die negativen Auswirkungen von Streusalz auf Bäume, die Wasserverschwendung beim Autowaschen oder die giftigen Dämpfe von Korrekturflüssigkeit. Sie gehen wissenschaftlich an die Probleme heran und belegen ihre Thesen mit Zahlen und Fakten. Die Beiträge werden oft in der Lokalzeitung veröffentlicht, und viele davon finden auch seitens der Stadtregierung Beachtung.   

Der vorliegende Text beruht u. a. auf einem von Zhang Chunting geschriebenen Bericht in der Zeitschrift Renwu (2002, Nr. 2). Zusammengestellt von Gao Zhuan.

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