Inhalt von November 2001
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Eine Erinnerung an die Pracht der Tang-Dynastie

Die Tang-Dynastie (618-907) währte zwar im Vergleich zur 5000jährigen Geschichte der chinesischen Zivilisation nicht besonders lange, aber die 289 Jahre gelten als glänzendstes Kapitel des alten China. Während ihres Zeniths von 140 Jahren (618-765) hat die Tang-Dynastie China nicht nur in eine Periode beispielloser Entwicklung und Wohlstandes geführt, sondern leistete auch einen unschätzbaren Beitrag zum Fortschritt der Menschheit.

Das chinesische Volk ist stolz auf ihre beiden herausragenden Dynastien, die Han und die Tang, beide Symbole für China und die chinesische Nation. Zahllose Chinesen, ob in China oder im Ausland, bezeichnen sich selbst als Hanren (Han-Menschen) oder Tangren (Tang-Menschen). Die chinesischen Gemeinschaften in Europa und Amerika („china town“) sind als Tangren Jie bekannt, was nichts anderes bedeutet als Nachbarschaften oder Strassen, in denen Tang-Menschen wohnen.

Li Shimin ü Ein einzigartiger Kaiser

Die chinesische Geschichte der Sklaven- und Feudalgesellschaft kennt viele absolute Alleinherrscher. Eine einzige Person hatte die h¡chste Macht über Gesetz und Nation und bestimmte so die historische Entwicklung, das Schicksal des Landes und das Wohlergehen seiner Bev¡lkerung. Für Jahrtausende haben so rücksichtslose und tyrannische Herrscher Leid und Unglück über die chinesische Nation gebracht.

Li Shimin wurde im Jahre 598 geboren. Sein Großvater und Vater waren hochrangige Beamte während der Sui-Dynastie (581-618). Lis Kindheit war eine Periode des Aufruhrs im Lande. Yang Guang, der zweite Kaiser der Sui-Dynastie, bestieg 605 den Thron. Er stellte sich bald als verschwenderischer und grausamer Kaiser heraus, der einen Bauernaufstand im Jahr 611 geradezu herausforderte.

Inmitten von politischen Turbulenzen und Cliquenintrigen forderte der gerade erst 17 Jahre alte Li seinen Vater, damals Militärkommandeur in Taiyuan, auf, sich den historischen Notwendigkeiten nicht in den Weg zu stellen und sich gegen den Sui-Kaiser zu erheben. 618 wurde Li Yuan erster Kaiser der Tang-Dynastie.

Stabilität und Solidarität waren die obersten Richtlinien der neuen Dynastie. Li Shimin stand seinem Vater in dessen Bemühen um die Einheit der Nation mit Ratschlägen zur Seite, die von militärischer und politischer Genialität zeugten. Im Alter von nur 28 Jahren (626) folgte er seinem Vater auf den Thron, den er nun für 23 Jahre innehatte. In dieser Zeit legte er die Grundlagen für den Ruf, den die Tang-Dynastie seitdem bis heute besitzt: Ein Zeitalter des Wohlstandes, der Weltläufigkeit und des Friedens. Historiker und Politiker sehen in seinem Regierungsstil ein Modell für eine erfolgreiche Herrschaft, während er für die einfachen Leute ein Synonym für ein glückliches Leben darstellt.

Ein unsinkbares „Boot“

Obwohl Li Shimin die politischen und administrativen Erfahrungen zahlreicherä Dynastien schätzte, unterschied sich seine Regierungsphilosophie doch grundlegend von der vorangegangener Herrscher. Li Shimin betrachtete den Kaiser nicht als „Sohn des Himmels“, sondern sah eine stabile Herrschaft in der Unterstützung durch die Bev¡lkerung begründet: „Der Monarch gleicht einem Boot und seine Untertanen sind das Wasser. Wasser trägt das Boot, kann es aber auch zum Kentern bringen.“

Diese Philosophie zeigte sich auch in Li Shimins täglicher Regierungspraxis. Er führte eine Reihe von Maßnahmen durch, die der Bev¡lkerung zugute kamen. Sie umfassten ein Verbot der Verschwendungssucht und eine Aufforderung zur Sparsamkeit, Steuererleichterungen und Einschränkung von Fronarbeit, Aufbau von Wasserschutzprojekten, Unterstützung der Landwirtschaft und F¡rderung des Bev¡lkerungswachstums. Doch unglücklicherweise stand der Beginn seiner Regierungszeit unter keinem guten Stern. Im zweiten Jahr litt China unter einer schweren Trockenheit, die eine Heuschreckenplage und eine Hungersnot zur Folge hatte. Zahllose Familien mussten ihre Heimat verlassen und ihre Kinder verkaufen. Daraufhin verkündete Li Shimin ein Dekret, dem zufolge die Eltern ihre Kinder wieder ausl¡sen konnten ü gegen Gold und Seide, das die kaiserliche Verwaltung zur Verfügung stellte.

Li Shimin war nicht nur den einfachen Leuten ein gütiger Herrscher, er hielt auch die lokalen Beamten und Verwalter unter strenger Aufsicht. Er achtete darauf, dass sie im Interesse der Bev¡lkerung handelten und führte pers¡nliche Inspektionsreisen durch, wobei er die unfähigen Beamten bestrafte und die Fähigen bef¡rderte ü zur großen Befriedigung der Bev¡lkerung.

Ein weiser Monarch und ein redlicher Beamter

Li Shimins Klugheit zeigte sich auch im Umgang mit seinen Vertrauten. Redlichkeit und Kompetenz waren die obersten Auswahlkriterien für jeden Beamten, gleichgültig welchem sozialen oder ethnischen Hintergrund er entstammte. Wie Zheng, der wohl bekannteste Regierungsberater der Tang-Dynastie, hatte zwar zuvor Lis Bruder Li Jiancheng gedient, einem Erzrivalen um die kaiserliche Macht. Wei wurde nach Li Jianchengs Niederlage und Tod gefangen genommen.

Li Shimin war sich Weis Fähigkeiten als Berater bewusst und fragte jenen, was ihn dazu bewogen hätte, Li Jiancheng zur Beseitigung aller Widersacher zu raten, Li Shimin eingeschlossen. Seine schlichte und treffende Antwort war: „Wäre Li Jiancheng meinem Rat gefolgt, so wäre er nicht besiegt worden“. Li Shimin schätzte Weis Talent und Ehrlichkeitä und bot ihm eine Schlüsselstellung in der Regierung an.

Wei war hocherfreut über des Kaisers Verständnis und Vertrauen. Während seiner Beraterzeit schrieb er über 200 Eingaben und gab Ratschläge zur Verwaltung. Zugleich forderte er den Kaiser auf, auch Meinungen aus anderen Quellen einzuholen. Ein Herrscher sollte sich umfassend informieren und allen Ansichten ein offenes Ohr schenken.

Obwohl Li Shimin und Wei Zheng die Grundüberzeugung einer gütigen Herrschaft teilten, kam es doch manchmal zu Differenzen. Einmal stritten sich beide bei einer Kaiserlichen Audienz so heftig, dass der Kaiser bei Rückkehr in den inneren Hof zornig erklärte, Wie Zheng sei zu eigenwillig und werde wohl eines Tages hingerichtet werden müssen. Kaiserin Zhangsun gratulierte dem zunächst verblüfften Kaiser zu einem solchen Minister, der genug Rückgrad und Aufrichtigkeit besitze, seine unpopuläre Meinung zu äußern. Li Shimin beruhigte sich sofort.

Als 643 Wei Zheng starb, war Li Shimin zutiefst traurig.

Eine große Familie

Li Shimin zeichnete sich auch auf dem Gebiet der ethnischen und ausländischen Angelegenheiten aus. Er brach mit der tiefverwurzelten Überzeugung, dass seit alters her die chinesische Rasse die überlegene und alle anderen minderwertig seien. Die wirtschaftliche Stärke der Tang-Dynastieä erlaubte eine Öffnung gegenüber fremden Menschen, Waren, Ideologien, Kulturen und Lebensstilen.

Seit seiner Inthronisation war sich Li Shimin der Bedeutung der Seidenstraße bewusst. In den ersten Jahren seiner Regierungszeit befriedete er in mehreren Militärexpeditionen die Grenzgebiete und die Gebiete entlang der Seidenstraße.

Damit waren die Grundlagen geschaffen für ein friedliches Zusammenleben der ethnischen Gruppen und das Aufblühen des Handels. Weitere Dekrete und Verordnungen festigten die Situation. Kaufleuten wurde gestattet, frei zu reisen und mit der Bev¡lkerung der Grenzgebiete und darüber hinaus Handel zu treiben. Es folgten Maßnahmen zur Sicherheit der Händler und eine Vorzugspolitik, die u. a. Steuererleichterungen und kostenlose Bereitstellung von Feuerholz für reisende Händler umfasste.

Im Gegenzug ließen sich zahlreiche Ausländer und Angeh¡rige ethnischer Minderheiten in ChangÖan, der Hauptstadt des Reiches, nieder. Nach einer Volkszählung im Jahre 629 waren es 100 000 bei einer Gesamtbev¡lkerung von einer Million. Als ein Jahr später die Tujue, ein turkmenischer Stamm, auseinanderbrachen, fanden Hunderttausende Aufnahme unter dem Dach der Tang. Die Häuptlinge wurden Beamte in ChangÖan und dienten in verschiedenen Abteilungen der kaiserlichen Verwaltung. Zu dieser Zeit arbeiteten über 200 Beamte am kaiserlichen Hof, fast die Hälfte waren Ausländer oder aus ethnischen Minderheiten. Die Integration von Chinesischem und Ausländischem beflügelte den sozialen Fortschritt und die Entwicklung der Tang-Dynastie.

ChangÖan war eine echte kosmopolitische Metropole. Ausländer überall: vom kaiserlichen Palast bis in die abgelegenen Straßen und Alleen, sogar unter den kaiserlichen Wachen. Geschäfte und Restaurants der Zu (Sammelbezeichnung für alles ausländische) gab es an fast jeder Straßenecke.

Auch ausländische Kultur leistete einen großen Beitrag zur kulturellen Prachtentfaltung der Tang-Dynastie, im besonderen in den darstellenden Künsten. Von den 10 Musik- und Tanzprogrammen der frühen Tang-Dynastie kamen sieben aus den westlichen Regionen oder aus dem Ausland. Der Hu-Wirbeltanz durfte bei keinem Unterhaltungsprogramm fehlen. Der Tanz wurde solo oder im Duett auf einem kleinen runden Teppich aufgeführt. Bai Juyi, ein großer Dichter der Tang-Dynastie, beschrieb ihn als „schneller als ein Spinnrad“.

In der Frühzeit der Dynastie lebten weniger als 18 Millionen Menschen in China. Hundert Jahre später (755) waren es schon 52,92 Millionen. In der alten Feudalgesellschaft war Bev¡lkerungswachstum ein wichtiger Indikator für wirtschaftliche Stärke und sozialen Fortschritt eines Landes. Diese Periode von 100 Jahren wurde später als „Tang des großen Wohlstandes“ bekannt.

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