Die
Tempelanlage Jin
25 Kilometer südwestlich
von Taiyuan, der Hauptstadt der Provinz Shanxi, liegt der Berg
Xuanweng, an dessen Fuß die Quelle Jinshui entspringt. Dort
liegt, zwischen den in den Himmel ragenden alten Bäumen,
die Tempelanlage Jin, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten
in der Provinz Shanxi.


Die Tempelanlage Jin
wird auch "Tangshuyu" genannt. Historischen Aufzeichnungen
zufolge kann sie auf eine Geschichte von mindestens 1500 Jahren
zurückblicken.
Die Halle für die Weibliche
Gottheit dient als Hauptkomplex der Tempelanlage. Auf einer Ost-West-Achse
befinden sich Hallen, Pavillons, Plattformen und andere Gebäude.
Auf dem vorderen Teil
der Achse liegt die Plattform Shuijing, die in der Ming-Dynastie
(1368-1644) gebaut wurde. Westlich der Plattform
fließt der Kanal Zhibo, der Hauptkanal des Jinshui. Überquert
man den Kanal über die Brücke Huixian, so erreicht man die Plattform
Jinren, auch "Lotosblumen-Plattform" genannt. Sie ist
quadratisch, in jeder Ecke steht eine zwei Meter hohe eiserne
Menschenfigur. Diese wurden in der Song-Dynastie (960-1297) hergestellt
und zeigen, welch ein hohes Niveau das Schmelzen und Gießen
in der Song-Dynastie erreichte.
Geht man an der Plattform
vorbei, kommt man zur Xian-Halle, wo man der Göttin Yijiang
Opfer darbrachte. Außer den Türen in der Mitte des vordernen
und hinteren Teils ist die Halle sehr schlicht eingerichtet, so
daß sie einen geräumigen Eindruck macht. Beim Bau der
Halle wurden keine Nägel benutzt, die Balken sind gezapft
worden. Deshalb wird sie als "Schatz der chinesischen antiken
Bauwerke" bezeichnet.
Westlich der Xian-Halle
liegt ein quadratischer Teich mit dem Namen "Yuzhao Feiliang",
durch den sich die Xian-Halle mit der Halle für die Weibliche
Gottheit verbindet. Im Teich stehen 34 achteckige Steinsäulen,
die eine Brücke in Form eines Vogels stützten. Im Teich tummeln
sich viele Fische, daher sein Name ("Yu" bedeutet im
Chinesischen "Fisch" und "zhao" "Teich").
Am Ende der Achse liegt
die imposante Halle für die Weibliche Gottheit. Auf der
Rückseite befindet sich der Xuanweng-Berg und davor der Teich
Yuzhao. Zu beiden Seiten fließen die beiden Bäche "Nanlao"
und "Shanli". Diese Halle, ein repräsentatives
Werk im Baustil der Song-Dynastie, ist bis heute vollständig
erhalten geblieben und liefert deshalb wichtige Materialien zur
Erforschung der Bauwerke aus der Song-Dynastie sowie der chinesischen
Architekturgeschichte. In der Halle, die ringsherum von Korridoren
umgeben ist, stehen 43 Menschenfiguren aus der Nördlichen
Song-Dynastie, wobei die 33 Dienstmädchen-Figuren einen besonders
lebendigen Eindruck hinterlassen.
Südlich der Halle für
die Weibliche Gottheit liegt der Pavillon Nanlaoquan. Die Nanlao-Quelle,
Ursprung des Jinshui, entspringt in einer Höhle unter dem
Pavillon. Westlich der Nanlao-Quelle ist das zweistöckige
Gebäude Shuimu (Mutter des Wassers), auch Kristallpalast
genannt. Im ersten Stockwerk gibt es drei Felsenhöhlen, in
der mittleren thront die Bronzestatue Shuimu auf einem Stuhl.
Im zweiten Stockwerk steht eine Nische für Shuimu, beidseitig
flankiert von acht Dienstmädchen-Figuren.
Seit über tausend Jahren
hat die Tempelanlage Jin mit ihrer langen Geschichte und schönen
Umgebung viele Literaten, Beamten sowie Kaiser angezogen.
Nach dem Besuch der Tempelanlage hatten viele von ihnen Gedichte
geschrieben und damit über 300 Gedenktafeln hinterlassen. Besonders
erwähnenswert ist die Tafel "Inschrift und Vorwort für
die Tempelanlage Jin", die von dem Tang-Kaiser Li Shimin
geschrieben wurde. Sie umfasst insgesamt 1203 Schriftzeichen in
kräftiger Strichführung.
Die Tempelanlage Jin
hat die Vorzüge der Gärten im Norden und im Süden Chinas
vereinigt und man ist von ihr so fasziniert, daß man gar
nicht mehr an Rückkehr denkt.



Von Sun Cuiping