Die chinesische
Kultur im 21. Jahrhundert
1999 fand
in Paris und im vergangenen Jahr in den USA eine Ausstellung über
die chinesische Kultur statt. 2000 Jahre alte Terrakottafiguren,
Trachten aus der Tang-Dynastie vor 1300 Jahren und Beispiele aus
der modernen Lebenswelt der Chinesen boten den westlichen Besuchern
eine Gelegenheit, sich mit der chinesischen Kultur vertraut zu
machen. Der Austausch der chinesischen und westlichen Kultur,
die Abhängigkeit der populären und elitären Literatur
spielen eine entscheidende Rolle in der kulturellen Entwicklung
der Menschheit. Das entspricht genau der Kulturpolitik der chinesischen
Regierung im neuen Jahrhundert. Kulturminister Sun Jiazheng gibt
im folgenden einen Überblick über die Entwicklung der chinesischen
Kulturpolitik im neuen Jahrhundert.
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Die Redaktion
Der Ausgangspunkt der
chinesischen Kulturpolitik im neuen Jahrhundert besteht darin,
den breiten Volksmassen zu dienen , damit die wachsenden
Bedürfnisse des Volkes im Bereich der Kultur befriedigt werden
und die breiten Volksmassen ihre Kulturrechte voll genießen
können. Seit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik
und der Umgestaltung des Wirtschaftssystems 1978 hat die chinesische
Gesellschaft vielseitige und tiefgreifende Veränderungen
erlebt. In dieser Situation hat die chinesische Regierung eine
Reihe von Maßnahmen zur Entwicklung des Kulturwesens sowie
zur Fortentwicklung von Kultur und Kunst ausgearbeitet.


Im Laufe der 20jährigen
Reform und Öffnung haben die Wirtschaft und das Kulturwesen
Chinas große Fortschritte gemacht. Die einfachen Chinesen
sind die größten Nutznießer. Innerhalb von 20
Jahren ist die Zahl der chinesischen Zeitungen von 186 auf 2038,
und die der Zeitschriften von 930 auf 8187 in die Höhe geschnellt.
Die Zahl der Fernsehstationen ist um 20fache gestiegen. Die Sendezeit
beträgt wöchentlich 70 000 Stunden bei wachsender Programmvielfalt.
1999
besaßen 91,6% der chinesischen Familien einen Fernseher.
Die Einwohner in den abgelegenen Gebieten in der Mitte und im
Westen Chinas können ebenso wie die Bewohner in den großen
Städten wie Beijing und Shanghai die wichtigen Ereignisse
im In- und Ausland durch das Fernsehen erfahren und sich die Live-Übertragungen
von Darbietungen bekannter Künstler anschauen.
China hat eine Bevölkerung
von 1,2 Milliarden. Dank der Reform- und Öffnungspolitik
hat die chinesische Regierung die Ernährungsfrage der chinesischen
Bevölkerung (1/4 der Weltbevölkerung) erfolgreich gelöst.
Die breiten Volksmassen genießen nun immer mehr Kulturrechte
und die Kulturveranstaltungen sind immer vielfältiger geworden.
Die
chinesische Nation hat im Laufe ihrer langen Geschichte eine eigene
Kulturtradition geschaffen. Mit dem Wandel der Zeiten und dem
Fortschritt der Gesellschaft hat sie das Nützliche entwickelt
und das Unbrauchbare verworfen. Als Lebensader der chinesischen
Nation hat sich diese Kulturtradition bis heute fortgesetzt und
tiefen Einfluß auf die Wertvorstellungen und die Lebensweise
der Chinesen sowie die Entwicklung Chinas ausgeübt. Das Kulturerbe
zu schützen ist eine dringende und wichtige Aufgabe beim kulturellen
Aufbau Chinas im neuen Jahrhundert.
Im
neuen Jahrundert wird die chinesische Regierung alle Länder
unterstützen, ihre eigene Kultur zu entwickeln. Insbesondere soll
die Kultur der wirtschaftlich unterentwickelten Länder und
Gebiete geschützt werden, damit die Kulturlandschaft der Welt
auch im Zuge der wirtschaftlichen Globalisierung vielfältig
bleibt. Die chinesische Regierung will die Kulturtradition der
chinesischen Nation fortsetzen und die Kultur der chinesischen
Nation mit ihren eigenen Besonderheiten weiterentwickeln,
damit sie in der Welt auf eigenen Füßen stehen kann.
I
m
neuen Jahrhundert wird großer Wert auf die Erneuerung der
chinesischen Kultur gelegt. In Zukunft will die chinesische Regierung
mehr Verantwortung für die Entwicklung der chinesischen Nation
und der Zivilisation der Menschheit übernehmen. Sie wird Gerechtigkeit,
Demokratie und Wissenschaft fördern, und Vorurteil, Diskriminierung,
Rückständigkeit und Aberglauben bekämpfen sowie alles,
das den Fortschritt der Nation und die Entwicklung der menschlichen
Zivilisation hemmt. Als wichtiger Bestandteil der Weltkultur will
die chinesische Kultur für eine schöne Lebenswerte-Zukunft
der Menschheit eintreten.
Den
Austausch im Bereich der Kultur mit dem Ausland zu erweitern ist
eine konsequente Politik der chinesischen Regierung. Im 21. Jahrhundert
wird die Kultur eine immer wichtigere Rolle bei den internationalen
Beziehungen spielen. Deshalb ist es erforderlich, den Austausch
und die Zusammenarbeit im Bereich der Kultur zwischen verschiedenden
Ländern zu entfalten. Die Entwicklung der chinesischen Kultur
ist von den gemeinsamen Errungenschaften der Zivilisation der
Menschheit nicht zu trennen. Die Öffnungspolitik ist nicht
nur eine grundlegende Politik beim wirtschaftlichen Aufbau Chinas,
sondern auch eine grundsätzliche Leitlinie beim kulturellen
Aufbau Chinas in der modernen Zeit.
Zur
Zeit hat die chinesische Regierung 430 Verträge mit 123 Ländern
über die Zusammenarbeit im Bereich der Kultur unterzeichnet. Sie
führt mit über 160 Ländern und Gebieten einen Kulturaustausch
durch und unterhält ständige Verbindungen mit über 1000
ausländischen und internationalen Kulturorganisationen. Der
kulturelle Austausch mit dem Ausland berührt Literatur, Kunst,
Denkmalschutz, Verlag, Museum, Presse, Sport, Bildung, Wissenschaft
und Technik, Tourismus, Religion usw. Zahlreiche ausländische
literarische und sozialwissenschaftliche Werke sind ins Chinesische
übersetzt. Viele ausländische Künstler und Kunstwerke sind
in China vorgestellt worden. In den letzten Jahren hat das Kulturministerium
Chinas das "Internationale Jahr der Symphonie", das
"Internationale Jahr der Oper", das "Internationale
Jahr für bildende Kunst" und das "Internationale Jahr
für Volksgesang und -tanz" veranstaltet, an denen bekannte
Künstler aus etwa 100 Ländern und Gebieten teilgenommen haben.
Solche Veranstaltungen stoßen bei den Chinesen auf starkes
Interesse.
Im
Gegenzug haben chinesische Künstler erfolgreich an internationalen
Kunstfestivals teilgenommen. Das alles zeigt, daß der Bereich
der Kultur nach Außen hin geöffnet worden ist.
Im November des vorigen
Jahres hat China mit den USA Vereinbarungen über den Beitritt
Chinas in die WTO getroffen. In diesem Jahr hat die chinesische
Regierung mit der EU verschiedene kulturellen Abkommen geschlossen.
Nach dem Beitritt in die WTO wird die Öffnung Chinas weiter
verstärkt. Hier muß darauf hingewiesen werden, daß
die Kulturindustrie Chinas noch keinen nennenswerten Umfang besitzt
und das Marktsystem noch nicht vollständig ausgeprägt
ist. Deshalb steht China nach dem Beitritt in die WTO vor großen
Herausforderungen. Trotzdem ist die chinesische Regierung voller
Zuversicht.
Die
Öffnung des chinesischen Kulturmarktes bietet ausländischen
Anbietern zwar vielfältige Chancen, doch nur Kulturprodukte
von guter Qualität, die die chinesischen Gesetze und gesetzlichen
Bestimmungen beachten, der chinesischen Lage und dem Willen der
Chinesen entsprechen sowie günstig für die körperliche und
seelische Gesundheit der Chinesen sind, sind auf dem chinesischen
Markt konkurrenzfähig. Die chinesische Regierung heißt
alle Unternehmer aus der ganzen Welt herzlich willkommen, in den
Kulturmarkt Chinas zu investieren - gleichberechtigt und von gegenseitigem
Nutzen getragen.
China braucht die Welt.
Die chinesischen Medien berichten täglich über die Entwicklung
und die Veränderungen in der Welt, über die politischen,
wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen sowie kulturellen
Entwicklungen in den USA und in Europa. Die Verschiedenartigkeit
der Kulturen zu respektieren, die friedliche Koexistenz und den
Austausch zwischen ihnen sowie ihre gemeinsame Entwicklung zu
fördern ist ein konsequenter Standpunkt der chinesischen
Regierung.
China
ist ein Land mit verschiedenen Nationalitäten. In der langen
Entwicklungsgeschichte, in der gemeinsamen Arbeit sowie im Kampf
gegen die ausländische Aggression mit der Vereinigung des
Landes und mit der Geschlossenheit der chinesischen Nation als
Ziel haben die Chinesen die chinesische Kultur geschaffen. Sie
haben einen breiten geistigen Horizont entwickelt, mit dem sie
das Gemeinsame suchen und dabei Unterschiede bestehen lassen,
so daß die chinesische Kultur bis heute überliefert ist
und voller Vitalität in die Zukunft blickt.
Auch im Zuge der wirtschaftlichen
Globalisierung im 21. Jahrhundert wird die lokale Kultur ihren
Platz in der Welt haben. In der Zukunft wird es immer mehr Gemeinsames
im Bereich der Kultur der Menschheit geben, aber das bedeutet
nicht, daß die Weltkultur einseitig sein wird. Die chinesische
Regierung tritt für die Mannigfaltigkeit der Weltkultur ein. Alle
Nationalitäten in der Welt sollen die eigenen Besonderheiten
ihrer Kultur beibehalten und sich für die kulturelle Entwicklung
der Menschheit verpflichten. Wir als Gestalter der Kulturpolitik
sollen über einen weiten geistigen Horizont verfügen und dem gemeinsamen
Schicksal der Menschheit große Aufmerksamkeit schenken.
Von den Bedürfnissen der Entwicklung der Menschheit ausgehend
forschen wir dem Aufbau der Kultur im neuen Jahrhundert nach und
fördern den Austausch im Bereich der Kultur auf der Basis
der Gleichberechtigung verschiedener Länder.

Von Sun Jiazheng