Inhalt von April 2001
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Das Große Hinggan-Gebirge, ein Stück heile Natur in Nordostchina

 

Viele Regionen der Welt leiden heute unter Umweltschäden, doch mehr als die Hälfte des Großen Hinggan-Gebirges befindet sich noch im Urzustand. Unglaublich, aber wahr! Dieses Gebirge liegt im Norden der Provinz Heilongjiang. Nur durch den gleichnamigen Fluss ist es von Russland getrennt.

Bereits in der Altsteinzeit waren hier Menschen ansässig. Das aus dem Großen Hinggan-Gebirge stammende Xianbei-Volk hat vom 4. bis zum 6. Jahrhundert den Gelben Fluss entlang nacheinander die Nördliche Wei-Dynastie , die Nördliche Qi-Dynastie und die Nördliche Zhou-Dynastie gegründet. In der Qing-Dynastie (1644-1911) wurden nach einem Dekret von Kaiser Kangxi 32 Läuferpoststationen an einer Straße von Nenjiang nach Mohe errichtet, die später als „Goldener Weg“ bezeichnet wurde.

Nach der Gründung der Volksrepublik China beschloss die Zentralregierung, Chinas  einzigen Nadelwald in der gemäßigten kalten Zone zu erschließen und im Großen Hinggan-Gebirge ein staatliches Forstgebiet anzulegen. So wurden in den letzten Jahrzehnten manche Urwälder in ein reiches Forstgebiet umgewandelt.

Reichtum an Ressourcen und Erzeugnissen

Als wir Journalisten im Großen Hinggan-Gebirge ankamen, herrschte dort eiskaltes Wetter. Der Atem gefror sofort zu Reif. Einen schneebedeckten Weg entlang erreichten wir die Bezirkshauptstadt Jiageda. Es ist eine kleine Stadt, zu beiden Seiten der Straßen stehen einstöckige Häuser. Es war in den 60er Jahren, als aus verschiedenen Provinzen Menschen hierher zum Aufbau des Forstgebiets übersiedelt sind. Nach weiteren sechs Stunden Fahrt erreichten wir das Forstamt Huzhong, dem Chinas einziges Naturschutzgebiet in der kalten Klimazone untersteht. Dieses Naturschutzgebiet hat eine Fläche von 170 000 Hektar und nimmt den fünften Platz unter den Naturschutzgebieten ein, die von internationaler Bedeutung sind. Hier sieht man Urwälder und enge Täler, ein Paradies von Fauna und Flora im Norden Chinas und ein beliebtes Ziel von Öko-Touristen.

Das Große Hinggan-Gebirge ist eine grüne Schatzkammer. Es verfügt über einen Nutzholzvorrat von 510 Millionen Kubikmetern, was einem Neuntel des Nutzholzvorrats des ganzen Landes entspricht. Über 100 Arten von Nadel- und Laubbäumen wachsen hier. Zugleich ist dieses Gebirge ein riesiger zoologischer Garten in der Natur. Dort leben 33 Arten von seltenen Tieren wie Bären und  Fliegende Drachen (Hover Dragon). Es gibt hier 80 Arten von Pelztieren, darunter Zobel und Fischotter. Anders als früher droht diesen Tieren keine Gefahr mehr von Pelztierjägern. Wir haben erfahren, dass sich die ehemaligen Jäger der Nationalität Oroqen auf das Züchten von Pilzen verlegt haben.

Im Gebiet des Großen Hinggan-Gebirges gibt es viele Wildpflanzen, die zum Teil als Heilkräuter genutzt werden. In der Arzneimittelfabrik Shengtian wird beispielsweise ein Präparat hergestellt, das besonders wirkungsvoll gegen Koronarherzkrankheit, zerebrale Thrombose und Atherose angewendet werden kann. Viele der von hier stammenden Medikamente haben einen beachtlichen Anteil am Markt. Ferner werden aus Waldbeeren Wein und Marmelade hergestellt, und die Judasohren, Affen-Kopf-Pilze (Hericium erinasceus) und andere Pilze sind gefragte Delikatessen, zumal sie aus der unberührten Natur kommen. Manche davon werden bereits exportiert.

Schließlich gibt es im Großen Hinggan-Gebirge auch viele  Bodenschätze, darunter Gold, Kohle, Eisen, Blei, Aluminium, Graphit und Marmor. Die Vorräte von 30 Arten von Bodenschätzen sind bereits erkundet. Die Perspektiven ihrer Erschließung sind vielversprechend.

Die Lokalregierung legt großen Wert auf den Schutz der Ressourcen. Inzwischen wurde ein Wandel von der reinen Forstwirtschaft zum Aufbau verschiedener Wirtschaftszweige vollzogen. Auch beim Aufbau der jungen Industrie für Bio-Nahrungsmittel achtet man sehr auf die Verstärkung des ökologischen Bewusstseins. Strenge Maßnahmen werden zur Verhinderung von Umweltschäden ergriffen.

Wirtschaftliche Entwicklung

In der Periode des 9. Fünfjahresplans (1996-2000) hat man im Großen Hinggan-Gebirge viele Schwierigkeiten wie Inflation, Knappheit von Material, Wandbrände und Überschwemmung überwunden. Unter der Leitung von Lokalregierung und Forstamt haben die Menschen zugleich mit der Durchführung des staatlichen  Waldschutzprojekts die Chance ergriffen, um ihre Gemeinden und Städte sowie neue Wirtschaftszweige, die schnell wachsen können, aufzubauen.

In einem Interview sagte uns Wang Zhonglin, der bei der Bevölkerung angesehene Direktor des Forstamts des Großen Hinggan-Gebirges: „Die Periode des 9. Fünfjahresplans war eine neue Periode der wirtschaftlichen Entwicklung. Dabei wurde die Reform der staatlichen Unternehmen beschleunigt. Bei 330 kleinen und mittelgroßen Unternehmen wurde der Eigentumsstatus bereits geändert. Durch die Ausführung des Waldschutzprojekts haben die meisten mittelgroßen und Großunternehmen die Krise überwunden.“ Wang wies ferner darauf hin, dass die Waldgebiete heute nach wissenschaftlicher Methode in drei Kategorien eingeteilt seien: In Naturschutzgebiete, in denen der Holzeinschlag streng verboten sei, in Aufforstungsgebiete und in Gebiete, in denen bei Vermeidung negativer Auswirkungen Holzschlag stattfinden dürfe. Dabei müsse man sich an den Grundsatz der Ausnutzung des Materials halten, d.h. Baumzweige und Späne würden zu Baumaterial wie z. B. Holzspanplatten verarbeitet.

Nach den Worten von Wang Zhonglin ist man gerade dabei, von der früheren groben Produktion zu einer intensiven Produktion überzugehen, d.h. es werde ein Übergang vom quantitativen zu einem qualitativen Wachstum angestrebt, und zwar durch die Anwendung neuer Technologien und durch die Erhöhung des Bildungsniveaus der Mitarbeiter.

Bei der Regulierung der Industriestruktur im Großen Hinggan-Gebirge wird der Schwerpunkt auf die holzverarbeitende Industrie gelegt. Zur Zeit gibt es im Bezirk 186 holzverarbeitende Fabriken, die ihre Effizienz erheblich verbessert haben. Es werden Spanplatten, Parkette, Möbel usw. hergestellt. Verkauft werden die Produkte u.a. in Südostasien, Deutschland, Japan, Südkorea, Russland und Holland.

Das Forstamt Huzhong verwaltet ein großes Unternehmen. Es ergreift die sich aus dem Projekt des Waldschutzes ergebene Chance und unternimmt kühne Schritte der Reform. So wurden bereits Joint-Ventures gegründet, die Möbel im europäischen und amerikanischen Stil herstellen, die dann in den USA, Deutschland, Finnland und Schweden verkauft werden. Auch die Produktion von Bio-Nahrung hat einen großen Umfang erreicht. Beispielsweise werden jährlich 2,5 Millionen Pfund schwarze Judasohren erzeugt.

Der vielversprechende Industriezweig der Bio-Nahrungsmittel

Vor kurzem fand in der Landwirtschaftlichen Ausstellungshalle in Beijing eine „Woche der Bio-Nahrungsmittel aus Heilongjiang“ statt. Die Besucher zeigten großes Interesse an den Produkten aus dem Großen Hinggan-Gebirge, und es kommt nicht selten vor, dass besondere Esswaren in den großen Kaufhäusern in Beijing schnell ausverkauft sind. Dazu meint Direktor Wang, es werde sich in der Zukunft noch viel mehr auszahlen, der Bevölkerung reine, chemiekalienfreie Nahrungsmittel anzubieten. Die Firmen im Großen Hinggan-Gebirge würden die Warenzeichen, die Preise und die Kriterien der Qualität vereinheitlichen und die Erschließung des Markts , insbesondere den Vertrieb, intensivieren.

Im Gebiet des Großen Hinggan-Gebirges gibt es eine Fläche von 600 000 Hektar, die leicht urbar gemacht werden kann. 105 000 Hektar sind bereits kultiviert. Dieses Ackerland hat einen hohen Bestand an organischen Substanzen, und beim landwirtschaftlichen Anbau werden nur sehr wenige chemische Düngemittel und Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet. Daneben gibt es noch  Ackerland ohne die geringste Verschmutzung, das eine Fläche von 50 000 Hektar hat. Dieses Ackerland entspricht den Normen für die Produktion von Bio-Nahrungsmitteln der Kategorie AA. Dicht aneinanderstehende Bäume bilden einen natürlichen Schutzwall. Für den landwirtschaftlichen Anbau sind die klimatischen Bedingungen sehr günstig.

Aufgrund dieser Vorzüge hat die Bio-Nahrungsmittel-Industrie bereits einen beachtlichen Umfang erreicht. Das mit einem amerikanischen Partner gegründete Joint-Venture Shengqi-GmbH verarbeitet z.B. die Blattknospen der Astragalus mongholicus zu Tee, Blaubeeren zu Getränken und Wildpilze zu Nahrungsmitteln. Und die Lintian-GmbH produziert Weizenmehl, Sojabohnen, Gartenbohnen und Tiefkühlwildgemüse sowie Kartoffelstärke. Die Produkte sind auch auf dem internationalen Markt sehr gefragt.

Erschließung des Gebirges für den Tourismus

Das Große Hinggan-Gebirge hat reiche Ressourcen für den Tourismus. Von den einzigartigen landschaftlichen Gegebenheiten ausgehend werden für den Tourismus vier Schwerpunkte gebildet: Urwald, Schneewelt, Grenzfluß und Polar-Dorf.

Um den Tourismus zu entwickeln, hat die Lokalregierung des Gebiets des Großen Hinggan-Gebirges viel Geld in den Aufbau der Infrastruktur investiert. Um den See Xingan und im Polar-Dorf wurden Ferienhäuser gebaut und Skigebiete angelegt. Es wird eine breite Palette touristischer Angebote ausgearbeitet, darunter auch Besuche der von der nationalen Minderheit der Oroqen bewohnte Gebiete.

Der Kreis Mohe liegt auf dem 53 Grad nördlicher Breite. In dieser Gegend erscheint um die Sommersonnenwende (etwa am 21. Juni) das Polar-Licht am Himmel, ein einzigartiges Naturschauspiel. Das Polar-Licht erscheint in verschiedenen Formen und in einem breiten Farbenspektrum. 

Die Höhle Gaxian liegt im Verwaltungsgebiet des autonomen Banners der Oroqen, 45 Kilometer von der Bezirkshauptstadt Jiageda entfernt. In der Höhle fand man Hinterlassenschaften des Xianbei-Volkes, u.a. Inschriften über die Ahnenverehrung, die in eine Stele gemeißelt sind. Die Höhle hat eine Länge von 120 Metern. Einer Überlieferung zufolge lebte einst in dieser Höhle der Stamm Zuoba des Volkes Xianbei. Unter harten Lebensbedingungen haben die Angehörigen des Stammes die Anfangsphase der Entwicklung hinter sich gebracht. Im Jahr 386 gründeten sie in Datong, Provinz Shanxi, die Nördliche Wei-Dynastie. Sie übernahmen das Verwaltungssystem des Han-Volks und drangen später ins Landesinnere vor.

1695 wurde nach einem Dekret des Kaisers Kangxi, wie bereits erwähnt, eine Straße für die Läuferpost von Nenjiang nach Mohe angelegt. Sie verlief  in  Nord-Süd-Richtung und führte durch die Gebiete mit Goldgruben. Man kann hier sehen, mit welchen primitiven Werkzeugen einst Gold gewonnen wurde, und man kann auch beobachten, wie heute mit modernen Anlagen Gold gewonnen wird.

Eine Reise auf dem Fluß Heilongjiang, der die Grenzlinie zwischen China und Russland darstellt, bietet viele interessante Aspekte. Die Flusslandschaft mit ihren Stromschnellen, Inseln und Schluchten macht die Reise äußert spannend.

Auch eine Reise zur Begegnung mit der Oroqen-Nationalität wird angeboten. Unter den 55 nationalen Minderheiten Chinas ist die nationale Minderheit der Oroqen eine der kleinsten. Sie hat ihre eigene Sprache, aber keine Schrift. Manche ihrer alten Sitten und Bräuche haben die Oroqen bis heute bewahrt. Gäste sind ihnen willkommen. Man wird mit den besten Speisen verwöhnt, und den Abend verbringt man mit den Dorfbewohnern mit Tanz und Gesang am Lagerfeuer.

Von Zhang Jinghua und Zhao Li

Das Gebiet des Großen Hinggan-Gebirges:

Wichtige Fakten im Überblick

Das Gebiet des Großen Hinggan-Gebirges liegt im Grenzgebiet im Norden Chinas und hat eine Fläche von 84 600 Quadratkilometern. Davon hat das Waldgebiet eine Fläche von 6, 49 Millionen Hektar. 79% der Gesamtfläche sind bewaldet. Das Gesamtvolumen des Nutzholzes beträgt 510 Millionen Kubikmeter. Es gibt 330 Arten von seltenen Tieren und 180 Arten von Heilkräutern. Über 30 Arten von Bodenschätzen wie Gold, Kupfer, Graphit und Marmorsteine sind erkundet. Die landwirtschaftliche Anbaufläche beträgt 100 000 Hektar. Das Gebiet des Großen Hinggan-Gebirges ist reich an Bodenschätzen, seine große Besonderheit ist die unberührte Natur.

Das Gebiet ist aufgeteilt in drei Kreise, vier Bezirke und 10 Forstreviere mit ihren jeweiligen Forstämtern. Die Bezirkshauptstadt ist Jiageda. Das Gebiet hat eine Bevölkerung von 540 000 Menschen, und die Grenzlinie beträgt 91,5 Kilometer. Es gibt zwei Zollbehörden der Kategorie 1 an der Grenze in Mohe und Huma, außerdem noch eine Grenzübergangsstelle in Luoguhe.

In den letzten 35 Jahren hat sich das Gebiet des Großen Hinggan-Gebirges zu einer der wichtigsten Produktionsbasen Chinas für Nutzholz entwickelt. Inzwischen hat ein Wirtschaftssystem Gestalt angenommen, das die eine holzverarbeitende Industrie, die Aufforstung, verschiedene Gemeindebetriebe und Privatbetriebe umfasst.

Im Jahr 2000 lag das Bruttosozialprodukt des Gebiets des Großen Hinggan-Gebirges bei 4,2 Milliarden Yuan, die durchschnittliche Wachstumsrate (von 1996 bis 2000) betrug 8,2%. Das durchschnittliche Bruttosozialprodukt pro Person betrug 7759 Yuan und nahm den vierten Platz in der Provinz Heilongjiang ein.

Durch die Erfüllung der im 9. Fünfjahresplan vorgesehenen Aufgaben wurde eine solide Grundlage für die Durchführung des 10. Fünfjahresplans (2001-2005) geschaffen. Bis 2005 soll die gesamte wirtschaftliche Struktur erheblich verbessert werden, wobei die neuen Industriezweige die führende Rolle spielen sollen. Was die Industrialisierung, die Urbanisierung und Informationstechnik sowie den Lebensstandard betrifft, will das Gebiet den vorderen Platz in der Provinz Heilongjiang einnehmen. Bis 2010 soll das Bruttosozialprodukt im Vergleich zu dem von 2000 verdoppelt werden und dann bei 8,4 Milliarden Yuan liegen. Bis dahin, so die Pläne, sollen alle Einwohner einen bescheidenen Wohlstand erreicht haben.                                     

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