August 2005
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Neuordnung und Rekonstruktion des Bildungswesens in der neuen Periode (5)

 

Gründung der Hochschule für Tibetischen Buddhismus Chinas durch den 10. Panchen Lama

Nach der 2. Arbeitskonferenz des Zentralkomitees der KP Chinas für Tibet, die sich auch mit der Durchführung der Politik für Religionen und nationale Minderheiten der KP Chinas beschäftigte, wurden in Tibet, Sichuan, Qinghai und Gansu Buddhismusschulen eingerichtet. Um den tibetischen Buddhismus zu fördern und diejenigen religiösen Personen, die ein profundes Wissen über den Buddhismus besitzen und zugleich das moderne Management von Klöstern beherrschen, für die mongolischen und tibetischen Gebiete auszubilden, gründete der 10. Panchen Lama in Beijing die Hochschule für Tibetischen Buddhismus Chinas. Lebende Buddhas aus verschiedenen Orten versammelten sich, um buddhistische Doktrinen, Theorien der verschiedenen Sekten und anderes Wissen zu studieren. Die Hochschule für Tibetischen Buddhismus Chinas wurde ab Februar 1987 vorbereitet und am 1. September desselben Jahres offiziell eröffnet.

Die Hochschule für Tibetischen Buddhismus Chinas ist 16 000 qm groß und befindet sich im Hof des Huangsi-Tempels außerhalb des Deshengmen-Stadttors in Beijing. Um den Kenotaph-Stupa für den 6. Panchen Lama herum wurden Lehrgebäude, ein Unterrichtsraum für tibetische Medizin, Büros und Wohnheime gebaut, darunter auch ein dreistöckiges Gebäude, dessen Äußeres dem traditionellen tibetischen Stil entspricht, innen aber ganz modern ausgestattet ist.

Seit ihrer Gründung hat die Hochschule für Tibetischen Buddhismus Chinas bei den Methoden der Ausbildung hochrangiger Lebender Buddhas eine historische Reform durchgeführt. Dabei wurde die Tradition mit der Moderne verbunden. Alle frommen Lamaisten mit guten buddhistischen Kenntnissen, die konzentriert und fleißig studieren wollen, können in diese Hochschule aufgenommen werden, unabhängig davon, zu welcher Religion bzw. Sekte sie sich bekennen, welcher Nationalität sie angehören oder aus welchem Gebiet sie stammen. Lebende Buddhas können direkt mit dem Studium beginnen, während einfache Lamaisten Prüfungen z. B. in Einführung in Buddhas Lehre und Grundkenntnissen der tibetischen Sprache mit einer Gesamtleistung von mindestens 300 Punkten bestehen müssen.

Der 10. Panchen Lama fungierte persönlich als Rektor der Hochschule für Tibetischen Buddhismus Chinas. Nach seinem Eingang ins Nirvana haben die stellvertretenden Rektoren, die Lebenden Buddhas Nacang und Quxei, die Hauptverantwortung übernommen. Damit die Studierenden sich umfassendere Kenntnisse aneignen können, hat die Hochschule bekannte Lebende Buddhas und hoch geachtete Mönche aus mongolischen und tibetischen Gebieten engagiert, die ein umfangreiches Wissen besitzen und verschiedenen Sekten angehören. Sie bleiben zwei bis drei Monate, höchstens ein Jahr als Lehrer des Buddhismus in Beijing.

Die Ausbildung an der Hochschule dauert ein bis zwei Jahre und beginnt jährlich am 1. September. Die Aufgenommenen erhalten einen tibetischen Anzug aus Wollstoff, einen Mantel aus schwerem Wollstoff, ein Daunenkleid, einen kompletten Satz von Gebrauchsartikeln sowie den Studienstoff, sobald sie in die Hochschule kommen. Darüber hinaus werden die Kosten für die Fahrten zwischen Hochschule und Heimat, für ärztliche Behandlung und Lebenshaltung von der Hochschule getragen. Die Studierenden stehen täglich morgens um 6.00 auf, rezitieren Sutras eine halbe Stunde am Montag, Mittwoch und Freitag, frühstücken um 7.30. Da gibt es Tee mit Milch oder mit Butter versetzten Tee sowie Zanba (gemahlene und geröstete Qingke-Gerste, die Hauptnahrung der Tibeter). Der Unterricht beginnt um 8.20. In einem Zeitraum von einem bis zwei Jahren sollen die Studierenden Grammatik, Poetik, Logik, Astronomie und Zeitrechnung, Lehre von sprachlichen Lauten, Argumentations- und Erkenntnislehre sowie wichtige buddhistische Schriften kennen sowie Chinesisch erlernt haben. Studierende, die der Nyingma-, der Gagyu-, der Sakya- und der Gelug-Sekte angehören, sollen sich außerdem mit den Theorien ihrer Sekten beschäftigen. Dieser Lehrstoff wurde noch unter dem persönlichen Vorsitz des 10. Panchen Lama zusammengestellt. Hauptsächlich geht es um die Ursprünge der verschiedenen Religionssekten und deren Entwicklung, jedoch nicht um die historische Konkurrenz untereinander. Das Studium an der Hochschule ist sehr intensiv. Haben die Studierenden die Abschlussprüfung bestanden, wird ihnen gemäß der Bestimmungen der Staatlichen Kommission für Bildungswesen ein Diplom verliehen. Es ist dem Abschluss jeder anderen Hochschule bzw. Universität gleichwertig.

Neben dem Unterricht besuchen die Studenten zweimal monatlich Fabriken, Klöster, historische Stätten oder andere Sehenswürdigkeiten. Zu Festtagen und zu Neujahr nach dem tibetischen Kalender gibt es Ferien. Am 15. Januar, am 15. April und am 22. September, zu den religiösen Festen der verschiedenen Sekten und an den Todestagen Großer Lehrer veranstaltet die Hochschule eine Gebetsversammlung mit tausend Opfergaben, wobei alle Teilnehmer während des ganzen Tages Sutras rezitieren. Um den 10. Mai findet alljährlich ein Sportfest statt, bei dem sowohl traditionelle wie auch moderne Wettbewerbe ausgetragen werden.

Bis 1992 hatten vier Jahrgänge mit insgesamt 170 Studierenden die Hochschule für Tibetsichen Buddhismus Chinas absolviert. Der Lebende Buddha Nacang stellte fest, dass für die meisten an der Hochschule studierenden Lebenden Buddhas bereits vor der friedlichen Befreiung Tibets Einsetzungszeremonien abgehalten wurden. Sie hatten in den Klöstern Sutras studiert und besaßen somit bereits gewisse Grundlagen. Aber keiner konnte buddhistische Kenntnisse so systematisch erwerben wie es an der Hochschule für Tibetsichen Buddhismus Chinas möglich ist, wo zum umfassenden Studium auch Vorlesungen von bekannten Lebenden Buddhas und hoch geachteten Mönchen zu verschiedenen Themen gehören. Es ist von Vorteil für die weitere Entwicklung des tibetischen Buddhismus, dass buddhistische Persönlichkeiten, die aus vielen Gebieten stammen und verschiedenen Sekten angehören, zusammen studieren, Sutras lesen und ihre Ansichten austauschen können. Sie treffen sich in der Hauptstadt Beijing und nehmen an verschiedenen Veranstaltungen teil, wodurch sich ihr Gesichtskreis erweitert, ihr solidarischer Geist gestärkt wird und sich ihre patriotischen Gefühle entfalten können.

Nacang erklärte weiter, dass die Studierenden mit der Hochschule sehr zufrieden seien. Alle studierten sehr fleißig. Unter ihnen zeichneten sich die Lebenden Buddhas Gangjor und Zhigung aus Tibet, Jimei Namgyia und Ngasoi Dainzin aus Sichuan, der Lebende Buddha Kasoi aus Qinghai und der Lebende Buddha Degya aus Gansu besonders aus. Sie hätten nicht nur hervorragende Leistung erzielt, sondern gäben ihrerseits nach Rückkehr in ihre Klöster dort all das, was sie selbst an der Hochschule gelernt hätten, an ihre Schüler weiter. Außerdem verwalteten sie auch ihre Klöster vorbildlich. (Die Hochschule für Tibetischen Buddhismus Chinas in Beijing, von Dainba Lhamo Soigya, in: Chinas Tibet, März 1992)

Inzwischen hat das Bildungswesen Tibets große Fortschritte gemacht. Der Bildungsumfang wurde vergrößert, die Schulbedingungen wurden verbessert, die Lehrkräfte verstärkt und die Qualität des Bildungswesens wurde Jahr für Jahr erhöht. Bis Ende 1992 gab es in Tibet 2831 Grundschulen mit 191 768 Schülern und 9659 Lehrern und Angestellten, 62 Mittelschulen mit 23 251 Schülern und 3210 Lehrern und Angestellten, 14 Fachschulen mit 4713 Schülern und 1315 Lehrern und Angestellten sowie vier Hochschulen mit 2239 Studenten und 1773 Lehrern und Angestellten. Insgesamt hatte Tibet zu diesem Zeitpunkt 2911 Schulen verschiedener Ebene mit 221 971 Schülern und Studenten. Das waren 50% mehr als 1986. 60,4% der schulpflichtigen Kinder besuchten die Schule; das waren 20 Prozent mehr als 1986. In der gleichen Zeit sank die Analphabetenrate bei Jugendlichen und  Erwachsenen mittleren Alters auf etwa 44%. Damit lag diese Quote deutlich niedriger als 1986. (Arbeitsbericht über das Bildungswesen Tibets von Yang Chaoji, in: Beiblatt von Das Bildungswesen Tibets, 1993)

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