August 2005
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Mit einem E-Geschäft Geld verdienen

Von Mitarbeiter Luo Yuanjun

Zhang Xin kam von einer Reise nach Yunnan mit einer Menge frischer Waren zurück. Sie hatte kaum Zeit aufzuatmen, da nahm sie schon jeden einzelnen Artikel mit ihrer Digitalkamera auf und lud die Bilder, die sie mit ansprechenden Überschriften versah, auf ihre neue E-Geschäftsseite. Letzten Monat warf ihr E-Geschäft seinen ersten Profit ab. „Obwohl die Gewinnspanne klein ist, mag ich diese Art des Handels“, sagt Zhang Xin. Zhang handelt mit speziellen lokalen Produkten aus verschiedenen Teilen Chinas. Das Geschäft schafft ihr die Möglichkeit, durch das Land zu reisen, um nach Waren zu suchen. „Alle Kosten für meine Yunnanreise wurden von meinem E-Geschäft gedeckt“, sagt sie stolz.

Laut einer Statistik des China Internet Network Information Center (CNNIC) hatte China 2004 94 Millionen „Netzbürger“. Vor kurzem führte CNNIC eine stichprobenartige Umfrage unter den „Netzbürgern“ durch, die zeigte, dass 40,4 Prozent in den letzten 12 Monaten entweder in E-Geschäften eingekauft oder andere Dienstleistungen von solchen in Anspruch genommen haben und 57,7 Prozent davon ausgehen, dass sie dasselbe in den nächsten 12 Monaten tun werden. Angeregt durch diese gewaltige Kundenbasis stieg die Zahl der E-Geschäfte ins Unermessliche und die Websites für Online-Handel, wie ebay.com, 1pai.com und taobao.com, die eine ausgeweitete Cyber-Bühne für Internetunternehmer bilden, sind rapide gewachsen. Eine kürzlich von der Shanghaier Eastday.com, die gerade die Suchmaschine askaya.com gegründet hat, durchgeführte Untersuchung zeigte, dass China zur Zeit mehr als 100 000 E-Geschäfte mit unabhängigen Domain-Namen hat, und dass über 20 Millionen Waren auf Webseiten mit der Endung .com.cn ausgestellt werden.

Online-Vorteile

Am 1. Mai 2005 kündigte das größte private Online-Auktionshaus Chinas, Ebay.com, Preisreduzierungen für private Händler an und verringerte dadurch die Einstiegshürde für alle, die es mit dem E-Handel versuchen wollen, beträchtlich. Ebays Gebühr für das Ausstellen von Waren wurde auf Null reduziert, die Login-Gebühr für Verkäufe durch Versteigerungen wurde um 50 Prozent billiger als Fixpreis-Verkäufe und die monatliche Instandhaltungsgebühr für ein E-Geschäft wurde von 50 Yuan auf 35 Yuan verringert. Das Ergebnis war ein ekstatischer Anstieg des privaten E-Handels – und ein verstärkter Wettbewerb.

Zhang Xin lässt sich vom steigenden Wettbewerb nicht beunruhigen. „Wir leben immerhin in einer Informationsgesellschaft. Wettbewerb ist unvermeidbar und notwendig, um maßlose Profite zu vermeiden. Einzigartigkeit ist für ein E-Geschäft unabdingbar und ich denke, das kann das Geschäft auch stärken“, sagt sie. „Ich wähle meine Waren sehr sorgfältig aus, und das hat mir treue Kunden eingebracht.“ Für den Erfolg eines E-Geschäftes ist ausschlaggebend, sich selbst von den Massen abzugrenzen und die Aufmerksamkeit künftiger Kunden auf sich zu ziehen. Zhang Xins Hauptfach an der Universität war Werbung und die Slogans, die sie für ihre Waren schreibt, sind so verführerisch wie die Waren selbst.

Da ein E-Geschäft Betriebs-, Lohn- und Lagerungskosten einspart, sind die Waren viel billiger als die in normalen Geschäften. Die Preise variieren aber sehr stark, besonders für seltene Waren. „Die Preisgestaltung fordert ein gewisses Können“, sagt Zhang Xin. „Zu hohe Preise verschrecken die künftigen Käufer, wohingegen extrem niedrige Preise Misstrauen erregen. Normalerweise senke ich die Preise auf 80–90 Prozent der standardisierten Einzelhandelspreise.“

E-Einkäufe bieten den Käufern Komfort und Einsparungen. Sie können Websites durchsuchen, auswählen und die gewählten Waren nur durch einen Mausklick kaufen. Ein Sprecher der Internet Gesellschaft China sagte auf dem Internet Trend Forum 2005, das letzten März abgehalten wurde, dass auf den jetzigen Wachstumsraten beruhend, die Anzahl der chinesischen „Netzbürger“ Ende 2005 120 Millionen erreichen wird, die alle potentielle Online-Konsumenten seien, doch viele denken, dass es eine Zeit lang dauern wird, bis sich konventionelle Einkaufsgewohnheiten ändern werden.

Online-Probleme

E-Geschäfte haben aber auch ihre Nachteile. Einerseits benötigen sie eine höhere Glaubwürdigkeit als konventionelle Läden. Da die Kunden die E-Waren nicht wirklich sehen können, zweifeln sie an ihrer Qualität, deshalb müssen E-Geschäfte einen soliden vertrauenswürdigen Ruf etablieren. „Vertrauenswürdigkeit ist der Schlüssel für den Aufbau eines treuen Kundenstocks und ermöglicht, dass E-Geschäfte Profite machen“, sagt Zhang Xin. Viele E-Einkaufsplattformen haben Dateien eingeführt, in denen die Käufer nach einem Online-Kauf die Glaubwürdigkeit des Verkäufers evaluieren und für zukünftige Empfehlungen aufzeichnen können.

Laut des Berichts China Internet Network Hot Topics Investigation Report, der von CNNIC Ende 2004 herausgegeben wurde, sind Online-Einkäufe mit den folgenden drei dringenden Problemen konfrontiert: eingeschränkte Zahlungsformen, unzureichende Krediteinräumungen und ein unterentwickeltes Auslieferungssystem. Manche E-Geschäfte verlangen die Bezahlung, bevor sie die erworbene Ware ausliefern, und manche wollen Bargeld bei der Auslieferung. Ein Online-Anbieter kann als Zahlungszwischenhändler wirken, indem er Vorauszahlungen annimmt, und die Auszahlung an den Verkäufer autorisiert, sobald der Käufer die Auslieferung angenommen hat. Es gibt nun Firmen, die sich auf Online-Bezahlung spezialisiert haben und als Kreditzwischenhändler zwischen Online-Einkäufern und -verkäufern fungieren.

Doch das größte Problem der Online-Zahlung ist der Identifikationsnachweis. Am 1. April 2005 trat das E-Unterschriften-Gesetz der Volksrepublik China, das E-Geschäftsabschlüsse legalisiert, in Kraft. Doch es existieren praktische Probleme in der Durchführung. Laut des Gesetzes soll in Fällen, bei denen die E-Unterschrift durch eine dritte Partei verifiziert werden muss, der Serviceanbieter der E-Verifikation die rechtlichen Bestimmungen befolgen. Zur Zeit sind solche Anbieter dünn gesät.

Unabhängige Auslieferung ist für große Geschäfte unabdingbar, doch kleinere organisieren selten ihr eigenes Auslieferungssystem. Die meisten Online-Geschäfte verwenden den Postservice, was die Preise hinauftreibt. Deshalb gibt es wenig Platz für Wettbewerb zwischen E-Geschäften und konventionellen Geschäften, was alltägliche Konsumgüter angeht.

Die Wurzeln dieser Angelegenheit liegen in der Frage, wie man Konsumenteneinkäufe von der Straße auf das Internet verlegt. Die Massennachfrage wird unausweichlich ausschlaggebend sein. Zhang Xin sagt: „Die Zeit wird reif sein für sorgenfreie Online-Einkäufe, wenn alle es wollen.“

 

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