August 2005
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Zauberhaftes Lupanshui

Von Wu Meiling

Das erste Leben in Lupanshui, Provinz Guizhou, entstand während der Perioden Perm und Trias vor ca. 200 bis 300 Millionen Jahren. Zu dieser Zeit war das ganze Gebiet von Ozeanen bedeckt. In den paläolithischen Tagen tauchte das Land auf und der frühe Mensch betrat die Szene. Noch mehr Zeit verging und das Königreich Yelang erhob sich vor mehr als zwei Jahrtausenden aus den bewaldeten Bergen. Heutzutage werden viele Teile Chinas, wo einst alte Kulturen blühten, unter einer weit reichenden Welle der Urbanisierung begraben. Der moderne Mensch hat aber die wilden Landschaften von Lupanshui zum Großteil unverändert gelassen und lokale ethnische Gruppen leben ihr Leben beinahe wie in alten Zeiten.

Das Königreich Yelang

Yelang war ein ethnischer Stamm, der seine Heimat am Yunnan- und Guizhou-Plateau fand. Der plötzliche Untergang um ca. 26 v. Chr. bleibt ein Rätsel für Historiker. Aber viele antike Historiker wie Sima Qian und Ban Gu zeichneten das Leben der Yelang auf. Aus ihren Büchern erfahren wir, dass die Yelang Zauberkunst betrieben, eigenartige Frisuren hatten und eine landwirtschaftliche Gesellschaft mit kämpferischen Kriegern waren. Weitere Studien zeigten, dass das Königreich sich eigentlich aus verschiedenen ethnischen Stämmen aus dem südwestlichen Guizhou und den benachbarten Provinzen Sichuan, Hunan und Yunnan zusammensetzte.

Man nimmt an, dass die alte Hauptstadt von Yelang in der heutigen Gemeinde Maokou in Lupanshui lag. Viele neugierige Touristen besuchen Maokou, um die Geschichten der Vergangenheit dieses Ortes zu entdecken. Laut einer Geschichte suchte der Anführer der Yelang für die Hauptstadt einen Ort mit 100 Gipfeln. Er kletterte auf den in der Nähe liegenden Berg Jiuceng und zählte aber nur 99, da er den Berg, auf dem er stand, mitzuzählen vergaß. Deshalb ging der enttäuschte Anführer nach Maokou, um dort seine Hauptstadt zu gründen.

Die Entscheidung stellte sich als die richtige heraus. Die Berge Lang und Dai flankieren den Datie-Pass, der der einzige Weg nach Maokou ist. Sie dienten als natürliche, uneinnehmbare Befestigungen und halfen, den Frieden in dem nebligen Gebirgszug zu wahren.

Der Berg Lang ist auch als der Alte Königsberg bekannt. Laut einer lokalen Legende spazierte der Yelang-König Duotong eines Abends aus der Stadt und erblickte eine geheimnisvolle halbmondförmige Höhle im Berg Lang. Der König war so von Ehrfurcht ergriffen, dass er sie als seinen letzten Ruheort auserwählte. Von diesem Zeitpunkt an nannten die Einheimischen den Berg Alten Königsberg und die Grabstätte wurde als Mondhöhle bekannt.

Der auf dem Nordufer des Beipan-Flusses liegende 2127 m hohe Berg ist kaum erforscht, außer von den trittsicheren Bergziegen, die sich auf dem rauen Gelände bewegen. Die Mondhöhle auf dem östlichen Hang ist immer von Nebel und Wolken umhüllt. Legenden besagen, dass sie die Schatzkammer früherer Könige war.

Jiucaiping

Das auf 2900 m liegende Jiucaiping (Schnittlauchhochland) auf dem Berg Wumeng ist der höchste Punkt Guizhous. Vor hundert Millionen von Jahren lag das ganze Gebiet unter einem ruhigen Meer. Vulkanausbrüche und Krustenverschiebungen brachten vor ungefähr 300 Millionen Jahren Land zum Vorschein, das sich im Laufe der Zeit weiter veränderte. Die verschiedenen Erdschichten haben unterschiedliche Farben, die von braun über grüngrau und rotgelb bis hellgrau variieren.

Die Vegetation verändert sich mit der Höhe des Meeresspiegels. Es gibt immergrüne Bäume, Nadelwälder, Laubwälder und Niederholz am Fuss des Berges und die 100 m an der Spitze sind mit einem Schnittlauchhochland bedeckt. Wilder Schnittlauch wächst höher als die meisten Gräser und erfüllt die Luft mit einem starken Aroma. Der weiße Steinwald, der sich aus großen Felsgruppierungen zusammensetzt, ist eine weitere wunderschöne Sehenswürdigkeit auf dem Berg.

Die goße Panxian-Höhle

Lupanshui setzt sich aus drei Kreisen zusammen, Luzhi, Panxian und Shuicheng. In Panxian liegt eine große Höhle, die als erste menschliche Besiedlung in der Provinz gilt. 1992 versetzte eine Ausgrabung hier die paläoanthropologischen Kreise in Entzücken und brachte eine groß angelegte Forschung über die frühe menschliche Existenz in Südchina ins Rollen. Die Höhle ist auch die größte menschliche frühe Ansiedlung weltweit. Fünf Menschenzähne, die hier gefunden wurden, verbinden die Evolution des Menschen vom Homo erectus zum Homo sapiens. Die Levallois-Technik, eine Steinbearbeitungstechnik, wurde hier auch in Form von Werkzeugen gefunden. Diese Technik wurde hier zum ersten Mal in Asien verwendet.

Eine andere berühmte Grotte namens Biyun (Blaue Wolke) liegt südlich der Kreisstadt von Panxian. Ihr oberer Teil, die Himmlische Höhle, liegt auf halber Höhe des Hanges. Der untere Teil, die Weltliche Höhle, liegt am Fuss des Berges. Sonnenstrahlen fallen von der Himmlischen Höhle auf die Weltliche Höhle und werden von den Kalkwänden widergespiegelt.

Das Beipan-Flusstal

Der Fluss Beipan verbindet flussabwärts die Flüsse Kula und Kedu und fließt durch die Kreise Shuicheng und Luzhi und erstreckt sich über 100 km. Er überquert Berge, Wälder und Kalksteinhöhlen und kommt auch an historischen Sehenswürdigkeiten vorbei, wie den Ruinen der Stadt Yelang, alten Wandmalereien, alten Brücken und Felsschnitzereien. Die Strömung ist am stärksten zwischen Fa’er und Fadu. Von wolkenküssenden Felsen eingerahmt sprudelt das Wasser zuerst Richtung Osten, dann auf kurvenreichem Weg Richtung Süden. Darüber spannen sich einige gut erhaltene Kettenbrücken, die aus der Qing-Dynastie stammen.

Die Berge an den Flussufern sind die Heimat von 849 Wildtierarten. Darunter befinden sich der bedrohte Tonkinlangur (Presbytis francoisi) und dutzende von Tieren des Nationalschutzes zweiten Grades, wie der Tibetmakak (Macaca thibetana) und der Rhesusmakak (Macaca mulatta).

Ethnische Kultur

Die Bevölkerung von Lupanshui setzt sich aus 30 verschiedenen ethnischen Gruppen zusammen, wie den Han, den Miao, den Yi, den Buyi und den Gelao. Alle haben ihre Sitten und ihre Kultur über die Generationen hinweg weitergegeben. Mit so einer mannigfaltigen Einwohnerschaft ist es kein Wunder, dass in diesem Gebiet jedes Jahr mehr als 1000 verschiedene Feste gefeiert werden. Die besten davon, aus einem touristischen Blickwinkel gesehen, sind das Blumentanzfest der Miao (am 5. Tag des ersten Monats des traditionellen chinesischen Kalenders), das Fackelfest der Yi (am 24. Tag des sechsten Monats) und das Langshan-Fest der Buyi (am 6. Tag des sechsten Monats).

Der einfachste Weg aber, mehr von all diesen ethnischen Gruppen zu erfahren, ist, das ökologische Museum Suoga im Sonderbezirk Luzhi zu besuchen. Die Kreisstadt Suoga ist der einzige Lebensraum der Langhorn-Miao, einem Zweig der ethnischen Gruppe der Miao, der mit nur 6000 Angehörigen einer der kleinsten Zweige einer Nationalität in China ist. Die Langhorn-Miao haben das kalte Wetter und die unfruchtbare Erde auf dem 1600 m hohen Daqing-Berg jahrhundertelang überlebt und führen noch immer ihr ursprüngliches Stammesleben fernab von der modernen Welt. Ausländische Forscher haben sie mit dem Namen „lebende Fossile der primitiven Gesellschaft“ tituliert.

Die Langhorn-Miao haben ihren Namen ihren einzigartigen Frisuren und ihrem Haarschmuck zu verdanken. Frauen tragen hölzerne Hörner, auf die sie ihr Haar binden, das sie mit einer weißen wollenen Schnur befestigen. Dieser Kopfschmuck symbolisiert den Respekt der Gruppe vor der Natur. Heute tragen die Männer diese langen Hörner außer während wichtiger Feste nicht mehr und bedecken ihre Köpfe stattdessen mit schwarzen Tüchern. Frauen tragen ihre langen Hörner noch, doch wickeln sie nur selten ihre Haare darum.

Die Langhorn-Miao haben eine Anzahl von traditionellen Bräuchen, die bis heute erhalten geblieben sind. Einer ist bekannt als die „Hochzeitsschlägerei“, wobei die Familie der Braut spielerisch mit dem Bräutigam, dem Heiratsvermittler und einem Freund ringen. Ein anderer ist der Daga-Begräbnisritus, bei dem die Familie des Verstorbenen eine Geschenkliste, die auf Bambus geritzt wurde, bekommt. Sie wird der trauernden Familie laut vorgelesen. Es gibt auch eine Reihe von schamanistischen Opferritualen.

 

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