Juli 2004
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Neuordnung und Rekonstruktion des Bildungswesens in der neuen Periode (4)

Gründung von Tibet-Kursen und -Schulen im Landesinneren und die fachbezogene Unterstützung durch Lehrer aus dem Landesinneren

1984 wurde auf der 2. Arbeitskonferenz des Zentralkomitees der KP Chinas für Tibet speziell über das Bildungswesen in Tibet beraten. Dabei wurde die Notwendigkeit betont, dass die tibetische Sprache und Schrift die Hauptrolle im Unterrichtsplan spielen sollten und der Lehrinhalt dem Entwicklungsniveau der Wirtschaft und Kultur Tibets entsprechen sollte. Außerdem wurde entschieden, die besseren Schulbedingungen im Landesinneren zu nutzen, um „Schulen in Provinzen und Städten zu gründen, die Tibet bei der Ausbildung von Fachpersonal helfen sollen“. 19 Provinzen und Städte im Landesinneren unterstützten daraufhin Tibet durch Einrichtung von drei Tibet-Mittelschulen und 16 Tibet-Kursen.

Im September 1985 gingen die ersten 1301 tibetischen Grundschulabgänger aus sieben Bezirken und Städten Tibets ins Landesinnere, um 17 Mittelschulen in 16 Provinzen bzw. Städten (Sichuan, Yunnan, Shanghai, Jiangsu, Zhejiang, Anhui, Shandong, Hebei, Tianjin, Liaoning, Shanxi, Shaanxi, Henan, Hunan, Hubei und Jiangxi) zu besuchen. 1987 begannen die drei Tibet-Mittelschulen in Beijing, Chongqing und Lanzhou mit der Aufnahme von Schülern. Bis Ende 1992 bildeten im Landesinneren insgesamt 75 Schulen, die 19 Ministerien und Kommissionen der Zentralregierung und 25 Provinzen, Autonomen Gebieten und regierungsunmittelbaren Städten gehören, Personal für Tibet aus. Diese Schulen haben insgesamt mehr als 10 000 tibetische Schüler aufgenommen. Im Jahr 1992 lernten 4961 Tibeter in der Unterstufe der Mittelschulen, 871 in der Oberstufe, 822 an den pädagogischen Schulen und 2505 an den Fachschulen und technischen Fachschulen. Außerdem wurden 1992 die ersten 279 Abiturienten in die Hochschulen im Landesinneren aufgenommen.

Die Zentralregierung und Lokalregierungen bieten den tibetischen Schülern und Studenten, die sich im Landesinneren weiterbilden, gute Lern- und Lebensbedingungen. Die Kosten für Kleidung, Nahrung, Unterkunft, medizinische Betreuung und ähnliches trägt der Staat. Ebenso werden die Gehälter der Tibetischlehrer aus Tibet vom Staat gezahlt. Jährlich gibt die Zentralregierung dafür einen Zuschuss in Höhe von 2 Mio. Yuan; was darüber hinausgeht, soll Tibet selbst aufbringen. Außer den aus Tibet stammenden Tibetischlehrern und Verwaltungsangestellten der Schulen werden weitere Lehrer für Tibet-Kurse und -Schulen von den lokalen Regierungen ausgewählt und den Schulen zugewiesen. Die Gehälter und Löhne dieser Lehrer und der sonstigen Angestellten stammen aus den Unterhaltsfonds der lokalen Regierungen. Beispielsweise hat die Volksregierung der Provinz Shaanxi ab 1988 der Huaqing-Mittelschule in Lintong jährlich 400 000 Yuan als Beihilfe für die 400 tibetische Schüler zur Verfügung gestellt, durchschnittlich 1000 Yuan pro Kopf.

Auch für tibetische Schüler begann der Schulbesuch mit Prüfungen. Bald musste man feststellen, dass die meisten Chinesisch nicht verstanden und ihr Niveau in Mathematik und im Allgemeinwissen das übliche Niveau des 3. Grundschuljahres im Landesinneren noch nicht erreichte. Sie mussten auch die lateinische Umschrift (Pinyin) des Chinesischen erlernen und Mathematik ab dem 5. Band des Lehrbuches für Grundschulen nachholen. Denjenigen, die den Inhalt der Bände 1. bis 4. noch nicht beherrschten, wurde individuell Nachhilfeunterricht erteilt. Man berücksichtigte das Niveau der meisten Schüler und bemühte sich auch um die wenigen Schüler mit noch schlechteren Leistungen. Unter den Tibet-Schulen im Landesinneren haben die Tibet-Mittelschule in Beijing, der Tibet-Kurs der Hongguang-Mittelschule in Tianjin und die Tibet-Mittelschule in Chongqing die größten Erfolge erzielt.

Die Tibet-Mittelschule Beijings liegt auf der Mittelachse der Metropole, 9 km nördlich vom Tian’anmen-Tor. Sie hat mehr als 32 000 qm Fläche, davon sind 19 222 qm Baufläche. Der Gebäudekomplex ist im typischen rot-weißen tibetischen Baustil gehalten. Er umfasst Gebäude für den Unterricht, Wissenschaft und Technik, Büros, Internate für die Schüler, Wohnungen für Lehrer und Angestellte, eine Mensa, eine Turnhalle, einen großen Hörsaal, eine Musik- und Tanzhalle sowie einen großen Fernsehraum. Außerdem gibt es Grünanlagen, einen Fußballplatz und einen Sportplatz mit einer 400-Meter-Bahn. Die Tibet-Mittelschule zählt zu den schwerpunktmäßigen Mittelschulen Beijings mit modernsten Unterrichtseinrichtungen. Sie wird vom Bildungsamt der Stadt Beijing und der Kommission für Bildungswesen und Wissenschaft des Autonomen Gebiets Tibet geleitet. Dabei spielt das Bildungsamt von Beijing eine wichtigere Rolle. Die Ausbildung dauert sieben Jahre, davon entfallen je drei auf Unterstufe und Oberstufe; ein Jahr ist für den praktischen Vorbereitungskurs vorgesehen. Hier werden die landesweit einheitlich erstellten Lehrstoffe verwendet. Der Unterricht wird in chinesischer Sprache erteilt; Tibetischunterricht kommt hinzu. Gegenwärtig gibt es dort 266 Lehrer und Angestellte sowie 700 Schüler. Im Autonomen Gebiet Tibet werden jährlich durch einheitliche Prüfungen 100 Schüler im Alter von 11 bis 14 Jahren ausgewählt, die einer der in Tibet lebenden nationalen Minderheiten   angehören müssen. Diese werden dann nach Beijing geschickt. 80% dieser Schüler stammen aus Bauern- oder Hirtenfamilien. Nachdem die Schüler die Unterstufe der Mittelschule abgeschlossen haben, besuchen ungefähr 20% von ihnen eine Fachschule. Wer gute Leistungen zeigt, kann die Oberstufe der Mittelschule besuchen. Außerdem darf die Oberstufe der Mittelschule auch Unterstufenabgänger der Tibet-Klassen und -Schulen aus den 17 Provinzen und Städten des Landesinneren aufnehmen. Die meisten Schüler, die die Oberstufe abgeschlossen haben, besuchen dann eine Hochschule bzw. Universität.

Die Tibet-Klassen und -Mittelschulen im Landesinneren finden hohe Anerkennung bei der tibetischen Bevölkerung. Alle hoffen, dass die eigenen Kinder eine solche Schule besuchen können. Qamwoba Dorje Ozhub, der Vizeleiter der Kommission für  Bildungswesen des Autonomen Gebiets Tibet, sagt: „Die Schulen im Landesinneren haben ein hohes Niveau und ein gutes Umfeld. Nach dem Schulabschluss können Schüler mit guten Leistungen ein Hochschulstudium im Landesinneren aufnehmen. Und diejenigen, deren Leistung für diesen Bildungsweg nicht ausreicht, können nach Tibet zurückkehren und hier eine Fachschule besuchen. Weil alle Schüler, die eine Schule im Landesinneren besuchen, zufriedenstellende Perspektiven haben, sind die Tibet-Klassen natürlich sehr gefragt. Wie im Landesinneren soll ja auch in Tibet gemäß staatlicher Bestimmung die neunjährige allgemeine Schulpflicht durchgesetzt werden. Also brauchte man eigentlich keine Aufnahmeprüfung für die Unterstufe der Mittelschule zu bestehen. Aber es gibt zu viele Bewerber, die eine Tibet-Klasse besuchen wollen, und darum muss man durch Prüfung die Schülerzahl beschränken. Deshalb können nur diejenigen mit guten Leistungen in eine Tibet-Klasse kommen. Früher wurden jährlich 1200 Schüler aus Tibet in die Tibet-Klassen aufgenommen; später waren es 1500, was aber auch nicht ausreichte. Im Jahr 2000 haben 2000 tibetische Schüler die Gelegenheit, eine Tibet-Klasse zu besuchen.“ (Das Bildungswesen Tibets, das ich kenne in: Chinas Tibet, März 1998)

Fachbezogene Unterstützung mit Lehrkräften

Seit 1979 sind acht Provinzen und Städte – Shanghai, Zhejiang, Sichuan, Guizhou, Tianjin, Jilin, Shaanxi und Liaoning – beauftragt, die Hochschulbildung Tibets fachbezogen mit Lehrkräften zu unterstützen. Die Lehrer sollen regelmäßig alle drei bis fünf Jahre abgelöst werden. 1984 entsandte der Staat 28 ausgezeichnete Lehrer aus mehr als zehn bekannten Hochschulen und Universitäten, darunter Lehrer von der Peking-Universität, der Chinesischen Renmin-Universität und der Beijinger Fremdsprachenhochschule, um die Vorbereitungsarbeit für die Universität Tibet und den Unterricht an den Fakultäten zu unterstützen. Nach unvollständigen statistischen Angaben kamen von 1974 bis 1983 insgesamt 2526 Lehrer und Verwaltungspersonen aus 14 Provinzen und Städten des Landesinneren nach Tibet. Von 1984 bis 1986 organisierte die Staatliche Kommission für Bildungswesen die 6. und 7. Gruppe von insgesamt 295 Lehrkräften zur Unterstützung des tibetischen Bildungswesens. Zur gleichen Zeit entsandte die Zentralregierung eine 16-köpfige Dozentengruppe nach Tibet, um dort Lehrveranstaltungen zu halten.

Seit Ende der 80er Jahre kann man in Tibet den Bedarf an Lehrern für die Unterstufe der Mittelschule selbst decken. Aber bei vielen Fächern für die Oberstufe der Mittelschule, für Fach- und Hochschulen ist noch immer die Unterstützung durch das Landesinnere notwendig. Nach unvollständigen statistischen Angaben kamen von Mitte der 50er Jahre bis 1992 insgesamt über 6640 Lehrer aus mehr als 20 Provinzen und Städten wie Beijing, Tianjin, Shanghai und Hebei nach Tibet, um den Aufbau des Bildungswesens in Tibet zu unterstützen.

Gleichzeitig wurde eine große Anzahl von Lehrern für Tibet im Landesinneren ausgebildet. Von 1978 bis 1983 gab es 2497 Lehrer von der Ebene der Mittelschule aufwärts, die im Landesinneren ausgebildet oder vom Landesinneren nach Tibet versetzt wurden. Von 1984 bis 1986 bildeten mehrere schwerpunktmäßige Hochschulen und Universitäten im Landesinneren auf Anordnung der Staatlichen Kommission für Bildungswesen 140 Hochschullehrer für Tibet aus. Zur gleichen Zeit wurden 259 Absolventen von pädagogischen Hochschulen in Tibet eingesetzt. Außerdem richteten viele Hochschulen und Universitäten im Landesinneren vorbereitende Kurse für nationale Minderheiten, die Fachkräfte der nationalen Minderheiten Tibets auszubilden hatten.

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