Juli 2004
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Buchbesprechung: Religionen in China  

Von Shu Ping

 

Das Buch Religionen in China ist vom bekannten Journalisten Sang Ji, der zugleich ein Anhänger des Buddhismus ist, geschrieben. Jedoch beschränkt sich die Darstellung nicht nur auf den Buddhismus in China. Der Autor weist zu Beginn des Buchs darauf hin: „Die fünf wichtigsten Religionen in China sind der Buddhismus, der Taoismus, der Islam, der Katholizismus und der christliche Protestantismus. Die Zahl der Gläubigen beträgt insgesamt über 100 Mio.“ und „Von den erwähnten fünf größeren Religionen stammt nur der Taoismus aus China; die übrigen entstanden im Ausland und wurden später nach China eingeführt.“ Aufgrund seines umfassenden Wissens und seiner reichen Erlebnisse in seiner beruflichen Laufbahn brachte der Autor eine ausführliche Darstellung der historischen Entwicklung, insbesondere des gegenwärtigen Zustands der fünf wichtigsten Religionen in China heraus, bei der er oft auf themenrelevante Details eingegangen ist.

Das ganze Buch gliedert sich in drei Hauptkapitel: „Betrachtungen zu religiösen Überzeugungen“, „Religionspolitik und religiöse Aktivitäten“ und „Überblick über die fünf Religionen in China“. Durch den Aufbau des Buches ist zu erkennen, dass neben Daten und Fakten auch auf eigenen Erlebnissen beruhende persönliche Beobachtungen und Betrachtungen zum Ausdruck gebracht werden. Beeindruckend sind einzelne Beispiele. Der Autor schildert im Buch seinen Besuch in einem Dorf im Autonomen Gebiet Xinjiang im Nordwesten Chinas. Das Dorf Kerhot zählt über 1000 Bewohner, die neben Han noch Uiguren, Mongolen, Kasachen und Hui sind. In diesem Dorf gibt es „in einem Kreis mit einem Umfang von 1 km einen buddhistischen Tempel, einen Lamatempel, eine katholische Kirche und sieben Moscheen.“ Die Dorfbewohner gehören offensichtlich verschiedenen Religionsgemeinschaften an. Sie leben dennoch friedlich und harmonisch nebeneinander, gehen ihrer eigenen religiösen Tätigkeit nach und respektieren Sitten und Gebräuche der Anhänger der anderen Religionsgemeinschaft. Der Autor stellt anhand seiner Untersuchung fest: „Die Verhältnisse im Dorf Kerhot ähneln denen in vielen anderen Dörfern und Städten Chinas.“ Daraus wird eine wichtige Besonderheit chinesischer Religionsausübung ersichtlich: „Es gibt eine friedliche Koexistenz der verschiedenen Religionen.“

Kennzeichnenderweise geht der Autor im Buch gezielt auf verschiedene Fragen ein, denen er auf seinen Auslandsreisen begegnete. Er wurde einmal gefragt, ob die Chinesen die Freiheit haben, sich zu einer Religion zu bekennen oder keiner Religion anzugehören. In Bezug darauf weist der Autor im Buch auf die in der chinesischen Verfassung verankerte Glaubensfreiheit hin, erläutert knapp und klar die Religionspolitik der chinesischen Regierung und beschreibt ausführlich das Leben der Geistlichen und Anhänger der verschiedenen Religionsgemeinschaften und deren Aktivitäten von der Abhaltung religiöser Zeremonien über religiöse Erziehung bis zum Wohlfahrtswesen, die auch weitgehende Anerkennung bei ausländischen Religionsorganisationen finden. Dadurch kann man die wirkliche Situation der Religionen in China besser kennen lernen. 

Das Buch ist ausgestattet mit zahlreichen professionellen Foto-Abbildungen, die anschauliche Erläuterung zum Text geben und auch zu dessen Verständnis beitragen.

Sang Ji, Religionen in China, aus der Serie „Abriss Chinas“, von Ren Zhongwei ins Deutsche übersetzt, 170 Seiten, China Intercontinental Press, 2004 Beijing, ISBN 7-5085-0500-X

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