Juli 2004
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Der heiß umkämpfte Markt der Milchprodukte

Von Qiao Tianbi

Nach dem Bericht Ernährungs- und Gesundheitszustand der chinesischen Bewohner, der neulich vom Ministerium für Gesundheitswesen, dem Ministerium für Wissenschaft und Technik und dem Staatlichen Statistikamt bekannt gegeben wurde, nehmen die Bewohner von Stadt und Land in China 391 mg Kalzium pro Tag zu sich, eine Menge, die nur 49% des von der Gesellschaft für Nahrungsmittel Chinas empfohlenen Wertes ausmacht, dieser beträgt nämlich 800 mg pro Tag. Das ist zweifelsohne eine gewinnbringende Nachricht für die Milchindustrie, denn Milch wird im Allgemeinen als geeignetestes Nahrungsmittel zur Ergänzung von Kalzium angesehen.

Die „weiße Revolution“ in China

Die meisten Chinesen sind nicht daran gewöhnt, Milch zu trinken, da in China traditionell keine Milch getrunken wurde. Nach der Gründung der VR China 1949 lag in der Anfangsphase der Milchkuhbestand nur bei 120 000 Stück. Die jährliche Milchproduktionsmenge betrug nur 250 000 t. Selbst in Beijing, wo doch manche Bewohner eine Vorliebe für Milchprodukte haben, wurde damals Milch nur Patienten als Stärkungsmittel geliefert, nur gegen eine Bescheinigung des Krankenhauses konnte man Milch kaufen.

Zur Verbesserung der körperlichen Verfassung der Bewohner stellte 1999 der Konsumentenverband Chinas die Initiative auf: „Plus ein Glas Milch zur Stärkung unseres Volkes“. Die Regierungsabteilungen föderten den Milchgenuss bei Kindern und Jugendlichen und setzten das „Projekt Schulmilch“ in Gang. Das Ministerium für Landwirtschaft nahm Milch in die Kategorie der überlegenen Produkte, die schwerpunktmäßig zu fördern sind, auf und legt den Schwerpunkt der Entwicklung auf die drei überlegenen Milchproduktionsgebiete in Nordost- und Nordchina sowie Beijing, Tianjin und Shanghai. Nach einer Planung soll bis 2015 die Milchproduktionsmenge 33 Mio. t erreichen, auf die Bewohner bezogen soll jeder 23 kg Milch bekommen. Die Werbung der Milchproduzenten übt große Wirkung auf die Bevölkerung aus.

Viele Chinesen, insbesondere die städtischen Bewohner haben angefangen, Milch und Milchprodukte zu konsumieren. Wang Huaibao, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft für die Milchindustrie Chinas, weist darauf hin: „2004 lag der Milchkuhbestand bei 10,62 Mio. Stück. Die Gesamtmenge der Milchprodukte erreichte 23 Mio. t, davon betrug die Milchproduktionsmenge 21,85 Mio. t. Die Milchproduktionsmenge und der Milchkuhbestand haben sich beinahe verhundertfacht.“ Der Pro-Kopf-Verbrauch von Milchprodukten stieg von 6 kg im Jahr 2002 auf 12 kg im Jahr 2004.

Ungeheure Konkurrenz

Während die Verbraucher den Milchkonsum immer mehr akzeptierten, erzielte die chinesische Milchindustrie sprunghafte Entwicklungen. 1998 gab es in China über 700 Milch verarbeitende Betriebe, 2004 ist die Zahl auf mehr als 1600 gestiegen. Davon gibt es beinahe 500 staatliche Betriebe, deren Jahresumsatz bei über 5 Mio. Yuan liegt. In den fünf Jahren von 1999 bis 2003 erreichten die Produktion von Milchprodukten und die Popularisierung dieses Konsumkonzeptes einen Höhepunkt, und das jährliche Wachstum der Branche hat sich bei über 30% eingependelt. Die Unternehmen sind in eine heiße Konkurrenz getreten.

Der Streit über die unterschiedlichen Entkeimungsmethoden: Pasteurisierung vs. UHT (ultra-high temperature) hat manche Branchenvereinigungen und Institutionen in Mitleidenschaft gezogen. Song Kungang, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung der Milchindustrie Chinas, weist darauf hin, dass sich die gegenseitige Verleumdung schon negativ auf die ganze Branche ausgewirkt hat. Hinter diesem Streit verbirgt sich in der Tat der Kampf zwischen den städtischen Milchproduzenten und den mit reichen Ressourcen ausgestatteten Milchproduzenten. Diese verfügen zwar über reiche Milchressourcen, sind aber weit entfernt vom Konsummarkt. Aus diesem Grund sind die  Haltbar-Milch und Milchpulver ihre Hauptprodukte, um den Transport über weite Entfernungen zum Markt zu erleichtern; die städtischen Produzenten verfügen hingegen zwar über ausgereifte Märkte, sind aber auf beschränkte Milchlieferungen aus umliegenden Regionen angewiesen.

In China herrscht außer in wenigen Provinzen wie der Inneren Mongolei, Heilongjiang und Hebei im Allgemeinen ein Mangel an Milchressourcen. Durch diese Einschränkung erlitten die städtischen Milchproduzenten in der Konkurrenz mit Milchproduzenten mit reichen Ressourcen eine Reihe von Niederlagen. Yang Zhicheng, Generaldirektor der Shenzhener Chenguang-GmbH für Milchprodukte, sagt, dass in der Inneren Mongolei 1 kg unverarbeitete Milch 1,5 bis 1,8 Yuan (umgerechnet etwa 0,2 US-Dollar) kostet, aber in Guangzhou und Shenzhen mindestens 3,5 Yuan (umgerechnet etwa 0,4 US-Dollar). 2004 nahmen die Milchproduzenten Yili und Mengniu, die hauptsächlich das  UHT-Verfahren verwenden, die ersten zwei Plätze ein, und der Milchproduzent Guangming, der Pasteurisierung verwendet, kam auf den dritten Platz. Hingegen erlitt 2004 der städtische Milchproduzent Sanyuan aus Beijing schwere Verluste.

Durch den Preiskrieg zwischen den Milchproduzenten ist das Gesamtwachstum der Milchindustrie 2004 auf 25,5% gefallen. Der Nettogewinn machte eine Zeit lang nur etwa zwei Prozent des Gesamtumsatzes aus. Nur ein Viertel der zahlreichen Milchproduzenten arbeiten mit Gewinn. Nach der Meinung der Experten in der Branche ist der Rückgang des Gewinns das Ergebnis der überhitzten Entwicklung in den letzten Jahren. Die Kapitalinvestition war viel zu groß, zudem wurde meistens nur in die Verarbeitung investiert, so dass die Produktionskapazität bei weitem den Verbauchsbedarf übertraf.

Der Preiskrieg führte noch dazu, dass sich die internationalen Giganten der Milchprodukte, die 1995 ihren ersten Versuch in China unternommen hatten, aus dem chinesischen Markt zurückgezogen haben. Zur Zeit haben ausländische Firmen wie Danone, Parmalat, Kraft und Unilever den chinesischen Markt verlassen, nur noch die Firma Nestle hält mit großer Mühe aus. 

Die Sieger in der Konkurrenz beschäftigen sich damit, mehr Geldmittel zu bekommen, um eine Fusion mit anderen Firmen zu tätigen oder diese aufzukaufen. Der Milchproduzent Mengniu in der Inneren Mongolei ist ein Unternehmen, das über reiche Ressourcen verfügt. Sein durchschnittliches jährliches Wachstum liegt bei 35%. Im Jahr 2004, in dem sich viele Milchproduzenten nur schwer auf den Beinen halten konnten, erreichte dieses Unternehmen einen Umsatz in Höhe von über 7,2 Mrd. Yuan (etwa 870 Mio. US-Dollar), damit wurde ein Nettogewinn in Höhe von 320 Mio. Yuan (etwa 40 Mio. US-Dollar) erwirtschaftet. Die Firma Mengniu ist der einzige Milchproduzent, der an der ausländischen Börse notiert ist. Morgan Stanley Group Inc., China Capital Partners und Dinghui Investment tätigten eine einmalige Investition in Höhe von 26 Mio. US-Dollar in die Mengniu-GmbH. Dadurch ging der chinesische Markt von Milchprodukten von der Zeit der „Streitenden Reiche“ in die Zeit der „Oligarchie“ über. Die Förderung eines umfangreichen Marktes, die Erhöhung des Marktanteils und die Inbesitznahme ausreichender Milchressourcen bilden die Wunderwaffen für den Sieg der Unternehmen.

Beginn eines goldenen Zeitalters

Obwohl das Wachstum im vorigen Jahr zurückgegangen ist, stellten die Experten dennoch die Prognose, dass in den kommenden fünf bis zehn Jahren Produktion und  Verbrauch von Milchprodukten das Wachstum von 15% bis 20% beibehalten werden. Die Branche der Milchindustrie ist ein gedeihender Industriezweig, der über großes Potential verfügt. Kang Jingdong, Analyst der Wertpapierbörse Jutian, weist darauf hin: In internationaler Hinsicht weist China weltweit das höchste Wachstum auf, im Hinblick auf die inländische Entwicklung ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Milchprodukten immer noch niedrig und zudem noch ungleichmäßig verteilt, wobei noch ein weiter Raum für Wachstum besteht. Aus einer Untersuchung geht hervor, dass es zur Zeit in China nur über 200 Mio. Menschen gibt, die am Konsum von Milchprodukten teilnehmen, wirklich kaufkräftige Konsumenten gibt es aber nur einige Dutzende Millionen.

Im Jahr 2004 lag das Wachstum des Pro-Kopf-Verbrauchs von Milchprodukten nur bei 1%. Im Jahr 2002 und im Jahr 2003 lag es jeweils bei 27,9% und 16,3%. Im Jahr 2004 betrug der Pro-Kopf-Verbrauch von Milchprodukten in China 12 kg, und bei den städtischen Bewohnern 25,3 kg. In 12 Städten erreichte er bereits 30 kg und in Beijing 47 kg. Nach der Darstellung Jiang Jianpings, des Ehrenvorsitzenden der Kommission für Nahrhaftigkeit und Sicherheit von Nahrungsmitteln des Chinesischen Vereins für die Gesundheitserhaltung, sollte nach dem Anleitungskriterium für die Nahrungsmittel der chinesischen Einwohner der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Milchprodukten bei 36 kg liegen. Daraus wird ersichtlich, dass die weiten ländlichen Gebiete einen noch zu erschließenden Markt bilden. Außerdem besteht ein weiter Raum für das Wachstum auch in Städten. Milchprodukte mit gutem Geschmack und hohem Nährwert werden immer mehr von Konsumenten bevorzugt.

Zweifelsohne ist der Konkurrenzkampf auf dem Markt, der sich gerade in der Regulierung und Umstrukturierung befindet, immer noch sehr hart. An diesem Konkurrenzkampf beteiligen sich nicht nur einheimische Firmen, auch ausländische Firmen werden, wenn die Umstrukturierung und Förderung des chinesischen Milchproduktmarkts einen gewissen Grad erreicht haben, bestimmt zurückkehren.

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