März 2004
Ihre Position: Homepage >

Wirtschaft

Entwicklung des modernen Bildungswesens Tibets (3)

Unterricht in zwei Sprachen sowie Übersetzen und Redigieren der Lehrstoffe

In Tibet machen die Angehörigen der tibetischen Nationalität mehr als 95% der Gesamtbevölkerung aus. Daher ist es notwendig, Unterricht in zwei Sprachen zu erteilen. Das ist auch eine wichtige Seite der Politik für nationale Minderheiten der KP Chinas. Bei der Gründung und Entwicklung des modernen Bildungswesens nach der friedlichen Befreiung Tibets wurde sowohl in den Grund- und Mittelschulen als auch in der Erwachsenenbildung und Berufsausbildung erfolgreich in zwei Sprachen unterrichtet. Der Unterricht in zwei Sprachen trug zur Gründung, Festigung und Entwicklung des modernen Bildungswesens Tibets entscheidend bei.

1960 wurde die erste Übersetzer- und Redaktionsgruppe Tibets für Lehrmaterial auf der Grundlage der Übersetzergruppe der Kultur- und Bildungsabteilung des vorbereitenden Komitees für das Autonome Gebiet Tibet gegründet. Am Anfang gab es nur fünf Mitarbeiter. 1964 stieg die Zahl der Mitarbeiter auf sieben. Die Übersetzer- und Redaktionsgruppe wurde in eine tibetische Arbeitsgruppe für Übersetzung, eine chinesische Arbeitsgruppe für Zusammenstellungen und eine Übersetzer- und Redaktionsgruppe für Mathematik aufgeteilt. Das Lehrmaterial wurde in erster Linie für die von Einwohnern betriebenen Grundschulen und erst danach für die staatlichen Grundschulen beschafft; und natürlich wurden wichtige Lehrgänge bevorzugt berücksichtigt. Im Lehrmaterial für Sprache und Literatur waren nicht nur Denksprüche, Fabeln und Geschichten von Helden der tibetischen Literatur, sondern auch reale Personen und wahre Begebenheiten aus der Revolution und der Aufbauzeit Tibets zu finden. Bis 1963 hatte man die Bände 1 bis 8 des tibetischen Schulbuches, die Bände 1 bis 6 des Mathematiklehrbuches und die Bände 1 bis 6 des chinesischen Schulbuches für die von Einwohnern betriebenen Grundschulen erarbeitet. Außerdem wurde ein leicht verständliches Lehrbuch für ländliche Gebiete und ein Lehrbuch für Analphabeten, die an den Abendschulen lernten, zusammengestellt.

Postgraduiertenkurs für Tibetologie

Um der neuen Situation nach der demokratischen Reform zu entsprechen und die Entwicklung der Kultur und des Bildungswesens Tibets zu beschleunigen, beschloss die Zentralregierung in der ersten Hälfte des Jahres 1960, einen Kurs für Postgraduierte, die sich nach ihrem Studienabschluss mit der tibetischen Kulturarbeit beschtätigen sollten, an der Zentralen Hochschule für Nationale Minderheiten in Beijing zu veranstalten. Ministerpräsident Zhou Enlai wies nachdrücklich an, den Postgraduiertenkurs im selben Jahr (1960) zu gründen und zugleich neue Studenten aufzunehmen. Weil es damals an der Zentralen Hochschule für Nationale Minderheiten keinen tibetischen Professor und keinen Magisterbetreuer gab, beschlossen die Abteilung für die Arbeit der Einheitsfront des Zentralkomitees der KP Chinas und die Staatliche Kommission für Nationale Minderheiten, berühmte Tibetologen und buddhistische Gelehrte wie den Großen Meister Xerab Gyamco und den Meister Fazun als wissenschaftliche Betreuer zu engagieren, die den Postgraduierten Unterricht geben sollten.

Der Postgraduiertenkurs nahm 1960 und 1961 neue Studenten auf. Infolge der großen Änderung der politischen Lage nach der 10. Plenartagung des vom 8. Parteitag gewählten Zentralkomitees der KP Chinas von 1962 wurden dann die Maßnahmen eingestellt. Die mehr als 20 tibetischen und han-chinesischen Teilnehmer an jenem nur zweimal abgehaltenen Postgraduiertenkurs spielen noch heute im Bereich der Kultur und des Bildungswesens in Tibet eine führende Rolle. Beispielsweise hat Lhaba Puncog auch am Postgraduiertenkurs teilgenommen. Er war Präsident der Tibetischen Akademie für Sozialwissenschaften und Vizevorsitzender der Volksregierung des Autonomen Gebiets Tibet und ist heute als Generalreferent des Chinesischen Forschungszentrums für Tibetologie tätig.

Kurs für jugendliche Lebende Buddhas im unteren Hof für das Tantrastudium des Jokhang-Klosters

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts bot sich auf dem Hofplatz im unteren Hof für das Tantrastudium an der nördlichen Seite des Jokhang-Klosters ein besonderes Bild. Am Abend konnte man pfeifen und Basketballgeräusche hören, ab und zu auch den Ruf „Treffer!“. Es gab viele begeisterte Zuschauer.

Im Hof spielten einige jugendliche Tibeter Basketball. Das war aber kein gewöhnliches Basketballteam, denn die Spieler waren 11 jugendliche Lebende Buddhas. Manchmal kam auch der Lebende Buddha Parbalha hinzu. Zehn Jahre früher hätte ein einfacher Tibeter einen Lebenden Buddha niemals zu Gesicht bekommen. Nun konnten die Tibeter fast jeden Tag ihre Lebenden Buddhas voller Lebenskraft sehen. Darum war es nicht erstaunlich, dass viele Tibeter täglich hierher kamen. Früher verließen Lebende Buddhas nur sehr selten das Kloster, denn die meiste Zeit vertieften sie sich ins Studium der Sutras im Kloster.

Der Kurs für die jugendlichen Lebenden Buddhas wurde im Frühling 1963 vom vorbereitenden Komitee für das Autonome Gebiet Tibet gemäß der Anweisung des Vorsitzenden Mao Zedong gegründet. Sein Standort war im unteren Hof für das Tantrastudium an der nördlichen Seite des Jokhang-Klosters in Lhasa. Die 11 Teilnehmer waren die jugendlichen Lebenden Buddhas verschiedener Religionssekten Tibets: der 6. Lebende Buddha Razheng Dainzin Jigmei, der 5. Lebende Buddha Cemoiling Dainzin Chilai, der 12. Lebende Buddha Lobsangba Chilai Qoisang, der 3. Lebende Buddha Dagzha Dainzin Geleg, der 9. Lebende Buddha Miyag Qoigyi Jianchai, der 11. Lebende Buddha Chida Dainzin Lhunzhub, der 7. Lebende Buddha  Zhatang Danbai Nyima, der 2. Lebende Buddha Engong Cering Puncog, der 3. Lebende Buddha Sangzhub Ngawang Zhaba, der 11. Lebende Buddha Nuba Gongjor Dainzin und der 5. Lebende Buddha Purbujor Qamba Dainzin. Dainzin Geleg war das reinkarnierte Seelenkind des Regenten der früheren Existenz, Dagzha Ngawang Songrab. Mit nur acht Jahren war er der jüngste Kursteilnehmer. Der älteste war der 17-jährige Lobsangba Chilai Qoisang. An einem warmen und heiteren Herbsttag 1963 ließen sich außer dem 6. Lebenden Buddha Razheng und dem 5. Lebenden Buddha Purbujor alle Teilnehmer am Kurs für jugendliche Lebende Buddhas zusammen fotografieren. Das Gruppenfoto vom ersten Kurs für jugendliche Lebende Buddhas in der Geschichte Tibets ist ein wertvolles politisches und religiöses Dokument.

Beim Kurs für Lebende Buddhas gab es sieben Lehrgänge: Religion, Tibetisch, Chinesisch, Naturkunde, Politik, Sport und körperliche Arbeit. Die damals bekanntesten Gelehrten und hoch gebildete Lamas aus Lhasa erteilten Religions- und Tibetischunterricht.

Kurz nach Kursbeginn entstand das Klassenkomitee. Razheng Dainzin Jingmei wurde zum Klassensprecher, Sangzhub Ngawang Zhaba zum Vizeklassensprecher, Engong Cering Puncog zum Mitglied des Klassenkomitees für das Studium, Nuba Gongjor Dainzin zum Mitglied des Klassenkomitees für das Alltagsleben, Miyag Qoigyi Jianchai zum Mitglied des Klassenkomitees für Unterhaltung und Sport und Cemoiling Dainzin Chilai zum Mitglied des Klassenkomitees für Sauberkeit und Hygiene gewählt.

Der Religionsunterricht machte ein Drittel aller Lehrgangsstunden aus. Die Lebenden Buddhas standen bei Tagesanbruch auf, um buddhistische Bücher intensiv zu studieren und nach den Doktrinen des Buddhismus zu leben. In kürzester Zeit machten sie erfreuliche Fortschritte. Sie eigneten sich begeistert wissenschaftliche und kulturelle Kenntnisse an und verfolgten die beim Aufbau im Lande erzielten Erfolge und den gesellschaftlichen Fortschritt aufmerksam. In ihrer Freizeit lasen sie im Lesesaal Bücher und Zeitungen, sangen, spielten Schach oder trieben Sport. Besonders gern spielten sie Basketball. Ging man an der Mauer des unteren Hofs für Tantrastudium vorbei, konnte man oft sehen und hören, wie die jugendlichen Lebenden Buddhas voller Energie Basketball spielten.

Bedauerlicherweise begann drei Jahre später die „Kulturrevolution“ (1966-1976). Der Kurs für jugendliche Lebende Buddhas musste aufgelöst werden. Die 11 Lebenden Buddhas trafen sich zehn Jahre später in Lhasa wieder, nachdem sie viele Wechselfälle des Lebens erlebt hatten. Die damals noch etwas kindlichen Lebenden Buddhas waren reif geworden. Ihr intellektuelles und moralisches Niveau hatte sich weiter erhöht. Heute spielen sie als buddhistischer Führer, Architekt, Übersetzer, Gelehrter und aktive Persönlichkeit des öffentlichen Lebens im religiösen Bereich und in der Gesellschaft Tibets eine bedeutende Rolle.

In gewissem Sinne war die Gründung des Kurses für jugendliche Lebende Buddhas die Vorgeschichte der Hochschule für Tibetischen Buddhismus Chinas, die 20 Jahre später in Beijing errichtet wurde. Die Erfahrungen des Kurses sind in das Programm der Hochschule eingeflossen.

Das moderne Bildungswesen erzielte Anfangserfolge

Von 1959 bis 1965, als das Autonome Gebiet Tibet gegründet wurde, entwickelte sich das moderne Bildungswesen Tibets schnell. Nach der Statistik gab es 1965 in Tibet insgesamt 1822 Grundschulen mit 66 781 Schülern. Davon waren 87 staatlich und 1735 waren von Einwohnern betrieben. Es gab vier Mittelschulen und zwei Kurse in der Grundschule, die dem Niveau der Unterstufe einer Mittelschule entsprachen. Die Zahl der Mittelschüler betrug 1059. Es gab noch eine neu eingerichtete Hochschule für nationale Minderheiten mit mehr als 3000 Studenten (vorbereitende Kurse und Kurzkurse eingeschlossen) und eine pädagogische Fachschule mit 455 Schülern. Ferner hatte Tibet neun Kindergärten, in denen über 700 Kinder untergebracht waren. Die insgesamt nahezu 2000 Schulen hatten mehr als 3500 Lehrer und Angestellte und über 70 000 Schüler. Die Zahl der Schüler, die einer nationalen Minderheit angehörten, machte mehr als 90% aus. In sieben Jahren hatten 2280 Schüler die Grundschule abgeschlossen und mehr als 7000 Lehrer und verschiedene Kader wurden ausgebildet. Das moderne Bildungssystem Tibets hatte damit in Umrissen erste Gestalt angenommen.

-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+--+-+-+-+--+-+-+--+-
Zurück